Forschungszentrum Gotha (Gotha, Schloßberg 2)
nach Vereinbarung
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (FZG)
Schloßberg 2
99867 Gotha
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Schloßberg 2
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Graben, Sammeln, Wissen – Archäologie in ihren Anfängen: Frühe Konzepte der Geschichte von Mensch und Natur in der Vormoderne. Eine Wissensgeschichte der Archäologie in der Frühen Neuzeit im Kontext archäologischer Objekte in frühneuzeitlichen Sammlungen
Lange bevor im Laufe des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Archäologie im heutigen mitteleuropäischen Raum als Profession akademisch sozialisiert und ausdifferenziert worden ist, wurden zufällig, aber auch gezielt materielle Relikte der Vergangenheit auf verschiedenste Weise aus dem Erdboden zu Tage gefördert. Die Zeitgenossen haben die Historizität solcher Bodenfunde erkannt und dementsprechend gedeutet, interpretiert und in die jeweiligen Weltdeutungs- und Wissenschaftsmodelle ihrer Zeit eingepasst. Als materielle Manifestationen vergangener Epochen haben sie Eingang in adelige aber auch bürgerliche Sammlungen bzw. Kunst- und Raritätenkabinette gefunden. Dadurch wurden die Objekte in eine Ordnung und einen Kontext gebracht, die einerseits durch das damalige Wissen von der Vergangenheit geprägt war, aber andererseits dadurch auch neu gewonnen und weiterentwickelt wurde – eine These, die es nachzuprüfen gilt.
Das interdisziplinäre Dissertationsprojekt möchte anhand von textlichen und materiellen Quellen diese Prozesse der Aushandlung, Umformung und Zirkulation von Wissen in Bezug auf Bodenfunde mit theoretisch-methodischen Zugängen der Material-Culture-Studies und der neueren Wissenssoziologie erforschen und damit die Wurzeln der archäologischen Wissenschaft in der Vormoderne beleuchten. Genauer soll hierbei ein bewusst breit gewählter Zeitraum seit dem 16./17. Jahrhundert untersucht werden, der dann Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts ausklingen soll, um zum einen langfristige Entwicklungen sichtbar zu machen und zum anderen mit der institutionellen Etablierung der archäologischen Fachwissenschaften und musealer Präsentationen im modernen Sinne zu schließen. Als Referenzen sollen sowohl ausgewählte „wissenschaftliche“ Literatur als auch Sammlungen dieser Zeitstellung, die als „Wissensräume“ meist unter dem Begriff der Kunst- und Raritätenkammer oder der Gelehrtensammlung subsumiert werden, sowie ihre Inventare aus dem mitteleuropäischen Raum dienen, da Graben, Sammeln und Wissen damals universalistisch verstanden wurden.
Aufsätze
Aus der Erde ins Inventar. Archäologische und prähistorische Objekte in Inventarverzeichnissen frühneuzeitlicher Sammlungen am Beispiel der
Württembergischen Kunstkammer, in: Mona Garloff, Natalie Krentz (Hrsg.): Objektordnungen zwischen Zeiten und Räumen. Verzeichnung, Transport und die Deutung von Objekten im Wandel, MEMO Sonderband 2 (2022).
DOI: 10.25536/2022sb02_10: https://memo.imareal.sbg.ac.at/wsarticle/memo-sonderband/02-2022-eppler-aus-der-erde-ins-inventar/
Jean-Jacques Chifflet ‘Anastasis Childerici I. Francorvm Regis […] (1655)‘/ Leonhard David Hermann ‘ Maslographia Oder Beschreibung Des Schlesischen Massel […] mit seinen Schauwürdigkeiten (1711)‘, in: Ulrich Pfisterer, Cristina Ruggero (Hrsg.): Phönix aus der Asche. Bildwerdung der Antike – Druckgraphiken bis 1869. / L’Araba Fenice. L’Antico visualizzato nella grafica a stampa fino al 1869. [Ausstellung München Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 27. Juni – 22. September 2019], Petersberg 2019, S. 233–234/ S. 236–238.
Archäologische Bodenfunde und Antiquitäten: Sammlungspraxis, Wahrnehmung und Interpretation, in: Landesmuseum Württemberg (Hrsg.): Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Bestand, Geschichte, Kontext, Bd. 1, Ulm 2017, S. 249–261.
Auch als Online-Publikation erschienen: https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/reader/download/602/602-17-87258-1-10-20191210.pdf
Frühmittelalterliche Bodenfunde, in: Landesmuseum Württemberg (Hrsg.), Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Bestand, Geschichte, Kontext, Bd. 1, Ulm 2017, / S. 293–306.
Auch als Online-Publikation erschienen: https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/reader/download/602/602-17-87261-1-10-20191210.pdf
Vergoldete Sporen des 16. Jahrhunderts, in: Landesmuseum Württemberg (Hrsg.): Die Kunstkammer der Herzöge von Württemberg. Bestand, Geschichte, Kontext, Bd. 2, Ulm 2017, S. 969–970. Auch als Online-Publikation erschienen: https://books.ub.uni-heidelberg.de/arthistoricum/reader/download/603/603-17-87285-1-10-20191210.pdf
Frau - Mann, Jung - Alt, Arm - Reich: Museale Darstellung und Visualisierung frühmittelalterlicher Gesellschafts- und Gender(re)konstruktionen im Landesmuseum Württemberg, in: Jana Esther Fries, Doris Gutsmiedl-Schümann, Jo Zalea Matias, Ulrike Rambuschek (Hrsg.): Images of the Past. Gender and its Representation, Münster 2017, S. 171–184.
Das Fürstengrab von Gammertingen im Landesmuseum Württemberg, in: Schönes Schwaben 4 (2015), S. 56.
Merkurstatuette aus Munderkingen, in: Badisches Landesmuseum (Hrsg.): Imperium der Götter. Isis, Mithras, Christus. Kulte und Religionen im Römischen Reich [Ausstellung Karlsruhe Badisches Landesmuseum, 16. November 2013 bis 18. Mai 2014], Darmstadt 2013, S. 40.
gemeinsam mit Rainer Schreg, Jasmin Pittori, Markus Dotterweich: Geoarchäologische Untersuchungen im Umfeld der Wüstung Oberwürzbach. Ein Beitrag zur Landnutzungsgeschichte, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2010, S. 228–230.
Tagungsberichte
gemeinsam mit Verena Bunkus: Falsche Prinzessinnen, Scharlatane und selbsternannte Experten. Hochstapler in neuzeitlichen Gesellschaften, 10.07.2017 – 12.07.2017 Gotha, in: H-Soz-Kult, 01.11.2017, https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7379.