Der Leiter des Teilprojektes Teaching Talent Center Prof. Dr. Ernst Hany stellt im Interview dar, wie durch Assessment-, Informations- und Beratungsangebote die Identität zukünftiger Lehrpersonen entwickelt und gestärkt werden kann.
Was hat Ihr Projekt bisher erreicht und welchen Ertrag liefert es für die Lehrerbildung an der Universität Erfurt?
Unser Vorhaben widmet sich einem wesentlichen Ziel der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, nämlich der Beratung und Begleitung der Lehramtsstudierenden im Laufe ihres Studiums. Wir haben dazu ein Messverfahren entwickelt, das wesentliche Persönlichkeitsfaktoren erfasst, die für das Interesse am Lehrberuf und für die Bewältigung der persönlichen Herausforderungen wichtig sind. Dieses Verfahren setzen wir bereits in der ersten Woche vor Studienbeginn ein und verknüpfen damit verschiedene Beratungselemente. Weiter nutzen wir dieses Persönlichkeitsassessment auch für die Vorbereitung schulischer Praktika. Denn wer sich im Bewusstsein der eigenen Stärken und Schwächen den Anforderungen des schulischen Alltags stellt, kann gezielt explorieren, ob dieser Beruf zur eigenen Persönlichkeit passt. Wir fördern damit also die gezielte Berufswahl.
Während des gesamten Studiums bieten wir sehr gut nachgefragte Informationsveranstaltungen und Trainingskurse an, mit denen berufsspezifisches Wissen und überfachliche Fertigkeiten vermittelt werden. Damit wird auch das Selbstverständnis als künftige Lehrperson gefestigt (Leitbegriff „Identität“) und das Gefühl der eigenen Selbstwirksamkeit gestärkt.
Damit die Auseinandersetzung mit den persönlichen Kompetenzen auch während des Erfurter Praxissemesters, das bei uns Komplexes Schulpraktikum heißt, nicht nachlässt, erstellen wir gerade Informations- und Lernmaterialien für diejenigen Lehrkräfte, die unsere Studierenden während des Praktikums als schulische Mentor_innen begleiten.
Ergänzend entwickeln wir weitere diagnostische Verfahren und bemühen uns um eine höhere Beteiligung junger Männer am Lehramtsstudium.
Gab es etwas, das Sie im Verlauf des Projekts besonders überrascht hat?
Ich muss gestehen, dass ich nicht erwartet hätte, dass unsere Aktionen und Veranstaltungen so positiv aufgenommen werden, wie das der Fall ist. Manchmal gibt es Berührungsängste gegenüber unseren Assessment- und Beratungsangeboten. Aber wer sich diesen Angeboten stellt, äußert sich hinterher sehr zufrieden und empfiehlt die Maßnahmen auch gern weiter. Das gilt auch in besonderer Weise für unsere Lernangebote im Studium Fundamentale und für die Informationsveranstaltungen, die wir zusammen mit der Hochschullernwerkstatt organisieren. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass wir hier eine wichtige Lücke im traditionellen Lehrangebot des Lehramtsstudiums füllen, indem wir die persönliche Entwicklung und die berufliche Zukunft der Studierenden thematisieren.
Was plant das Projekt für die zweite Förderphase?
Unser Teilprojekt wird in der zweiten Förderphase vermutlich mit verringerten Ressourcen auskommen müssen. Damit können wir auf jeden Fall die bewährten Assessmentverfahren und die Informationsveranstaltungen weiterführen und die Begleitung der Praktika auch noch intensivieren. Die derzeit entwickelten Performanztests für überfachliche Kompetenzen wollen wir in die Studien- und Prüfungsordnungen der lehramtsbezogenen Studiengänge einbetten. Passend zu den erfassten Kompetenzfacetten sollen Trainingsmodule angeboten werden, an denen wir ebenfalls seit einiger Zeit arbeiten. Wir wollen auch versuchen, Assessment- und Trainingsmaßnahmen online anzubieten, beispielsweise in Bezug auf eine informierte und reflektierte Berufswahl. Insgesamt ist in der Erfurter Lehrerbildung wirklich viel in Bewegung geraten und dieses Moment wollen wir mit hohem Engagement weiterführen.