Deutsch-französisches Seminar
Wie schreibt man die DDR-Geschichte anhand von lebensgeschichtlichen Interviews?
Vom 21.–24. Oktober 2023 fand an der Oral-History-Forschungsstelle ein deutsch-französisches Seminar statt, zu dem wir ein Gruppe Studierender aus Paris in Erfurt begrüßen durften.
Unter der Leitung von Dr. Agnès Arp, Dr. habil. Elisa Goudin-Steinmann und Dr. Alice Volkwein beschäftigten sich die Studierenden aus Paris gemeinsam mit Studierenden aus Erfurt drei Tage lang mit der Frage „Wie schreibt man die DDR-Geschichte anhand von lebensgeschichtlichen Interviews?“ Außerdem waren ein Stadtrundgang mit dem Historiker Reiner Prass, eine Führung durch die Gedenkstätte Andreasstraße sowie eine öffentliche Diskussion mit der Künstlerin Gabrielle Stötzer Teil des vielfältigen Programms.
Das Seminar war eine Kooperation der Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt mit der Université Sorbonne Nouvelle und der Deutsch-Französischen Hochschule. Gefördert wurde das Seminar von der Deutsch-Französischen Hochschule.
Stimmen zum Seminar
"...wie unterschiedlich Leben in der DDR verlaufen konnten."
„Aus meiner persönlichen Sicht war es wunderbar mit anzusehen, wie die Interviewpartnerin sich mehr und mehr auf das Gespräch eingelassen hat und wirklich sehr erfreut war ihre Geschichte zu erzählen. Dies war für mich eine sehr schöne Erfahrung. Des Weiteren waren die Erzählungen der Interviewpartnerin sehr interessant und aufschlussreich und es fiel mir nicht schwer ihr über die gesamte Zeit zu folgen. Meine Erwartungen an die Seminarerfahrung wurden vollends erfüllt, da ich einen erweiterten Blick auf das Geschehen in der DDR erhalten habe, der die Erzählungen meiner Familie ergänzt, unterstreicht, aber auch teilweise widerlegt haben. Ich habe mir gewünscht, mehr über das Alltags- und Berufsleben in der DDR zu erfahren, was auch während des Seminars und vor allem während des Interviews geschehen ist. Insbesondere die Seminarerfahrung […] ha[t] mir aufgezeigt, wie unterschiedlich Leben in der DDR verlaufen konnten.
[…] Ich habe ebenfalls Einblicke in die Oral History, einem mir vollends unbekannten Teilbereich der Geschichtswissenschaft, bekommen, was mir auf meinem weiteren Weg in der Geschichtswissenschaft sicherlich durchaus hilfreich sein wird. Außerdem habe ich, der sehr spontanen Interviewsituation geschuldet, gelernt wie ich spontane Fragen stelle, und Fragen vermeide, welche man mit ja oder nein beantworten kann, was mir vor dem Seminar äußerst schwerfiel. Ich habe bereits einige Interviewerfahrungen gemacht und empfand zuvor als äußerst schwer, angemessene, nicht zu kurze oder zu lange Fragen zu stellen. Das Seminar hat mir sehr geholfen, dort einen richtigen Weg zu finden.
Ich bin zufrieden, diese Erfahrung gemacht zu haben und bin mir sicher, dass ich sie in Zukunft nutzen kann. Es war eine Freude, dieses Interview führen zu dürfen, und dass dies in Zusammenarbeit mit französischen Student*innen geschehen ist, macht diese Erfahrung noch durchaus einzigartiger und unvergesslicher macht."
"Mir ist auch bewusst geworden, dass jedes Individuum eine eigene Geschichte zu erzählen hat..."
"Die Oral-History Methodik gibt uns ein Werkzeug in die Hand, mit dem wir lebensgeschichtliche Interviews effektiv führen und nachbereiten können. Die Interviews erlauben uns einen tieferen Einblick in den Alltag der Menschen zu erblicken und eventuell neue Forschungsansätze zu generieren. Mir ist auch bewusst geworden, dass jedes Individuum eine eigene Geschichte zu erzählen hat und somit auch jedes Individuum Situationen, Chancen und Fehlschläge anders verarbeitet und andere Schlüsse draus ziehen kann. Wir können Aussagen der interviewten Person bei der Nachbearbeitung kritisch analysieren und uns die Fragen stellen: Woher kommen diese Aussagen, welche ideologischen Faktoren spielten dabei eine Rolle?"
"Dieser Austausch löste in mir ein paar leicht eingesessne Vorurteile..."
"Ich kann feststellen, dass sich meine Erwartungen an das Seminar, etwas für das folgende Studium zu erlernen, definitiv erfüllt haben. Das gut vermittelte Wissen darüber, wie man ein Interview zu führen hat, insbesondere mit Blick auf die Fragen, welche gestellt werden sollten und vor allem aus welchen Blickwinkel man sie stellen muss, werden mir im Laufe meines Geschichte-Studiums definitiv weiterhelfen. Auch die Führung des Interviews wird mir helfen, in Zukunft einen Blick darüber zu haben, wie ich es am besten gestalte und vor allem, wie ich es im Nachhinein ausarbeite, um es als Quelle für weitergehende Arbeiten nutzen zu können. Ich fühle mich nun sicherer und vor allem gut darauf vorbereitet in meinem Studium weiter zu verfahren. […]
Des Weiteren, fand ich die Mischung aus deutschen und französischen Studenten sehr interessant. Besonders die Gespräche mit […] blieben mir im Kopf, da ich mit ihm ein sehr gutes Gespräch über seinen Studiengang sowie über Thüringen und meine Familie geführt habe. Dieser Austausch löste in mir ein paar leicht eingesessne Vorurteile und machte mir die weitere Zusammenarbeit definitiv leichter. Das Seminar gab mir hierbei ein Möglichkeit, eine Personengruppe kennenzulernen, welche ich sonst nie gehabt hätte, dafür bin ich sehr dankbar. Gerade die verschiedenen Ansätze, wie man etwas angeht oder durchführt sowie das Interesse der Franzosen für die deutsche Geschichte und deren Offenheit gegenüber uns, überraschte und faszinierte mich.
Abschließend stelle ich fest, dass dieses Seminar eine sehr gute Entscheidung, sowohl für meine Arbeit als Student, als auch für meine persönliche Entwicklung in Thema Weltoffenheit war. Ich würde das Seminar definitiv an andere Studenten weiterempfehlen, welche sich für das Thema interessieren und auch am Austausch mit anderen Studenten interessiert sind."
"...ich hatte den Eindruck, dass dabei ein anregender Austausch zwischen den Studierenden aus Erfurt und Paris zustande gekommen ist.“
„Das Führen eines Interviews, insbesondere im Kontext der „Oral History“, war für mich (fast) ganz neu, deshalb bin ich sehr froh über die gemachten Erfahrungen. Das Konzept der „Geschichte von unten“ durch eine Sichtbarmachung von Lebensgeschichten von Menschen, die sonst keine Spur hinterlassen, ist beeindruckend simpel und wirkungsvoll. Nachdem wir die Strategie jetzt zwei Mal selbst ausprobiert haben, denke ich, dass es noch viel weiterer Übung bedürfte, um sicherer bei den Fragestellungen zu werden. Auch eine gute Zuhörerin zu werden dauert wahrscheinlich eine Weile, ist aber in jeder Hinsicht eine praktische Erfahrung. […]
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich viel aus dem Seminar mitnehmen konnte. Es hat Spaß gemacht, mit einer relativ kleinen Gruppe mehrere Tage intensiv über ein Thema zu diskutieren und ich hatte den Eindruck, dass dabei ein anregender Austausch zwischen den Studierenden aus Erfurt und Paris zustande gekommen ist.“