DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft
Eigenmittel der Universität Erfurt
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Das Kollegium „Zur Himmelspforte“ (collegium Porta Coeli) an der älteren Erfurter Universität [geschichtlicher Überblick] wurde im Jahre 1412 von dem vormaligen Rektor, dem Mediziner Amplonius Ratingk de Berka († 1435), auf einem von der Stadt unentgeltlich und lastenfrei übereigneten Grundstück gestiftet. Er stattete es mit 15 Kollegiaturen aus, von denen neun der Rat in Rheinberg, je zwei die Räte der Städte Erfurt und Erpel/Rhein, je eine die Räte der Städte Herford und Soest vergeben durften – Ausdruck der Verbundenheit des Stifters mit den Orten seiner Herkunft, Ausbildung, Wirksamkeit und verwandtschaftlichen Verbindung. Außer den Kollegiaturen stiftete Amplonius seine private, mehr als 600 Bände mit mehr als 3500 Werken umfassende Bibliothek mit der Maßgabe, sie durch Kauf und Schenkung zu vermehren. Da dies geschah, wurde die Bibliotheca Amploniana jahrhundertelang als eine überaus große und bedeutende Büchersammlung mit weit reichendem Ruf geschätzt. Auch das bis heute anhaltende wissenschaftliche Interesse richtet sich auf den Codices-Bestand mit nahezu 1000 Werken, während der mehr als 3000 Werke umfassende Libri-Bestand von der Inkunabel-Zeit bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts nahezu unbeachtet geblieben ist. Vom Ansehen, das das Kolleg „Zur Himmelspforte“ genoß, zeugte im Jahre 1503 die Errichtung einer weiteren, der sechzehnten Kollegiatur für einen Bakkalar aus Herborn. Zu der Zeit und später noch war das Kolleg ein sich selbst tragender, durch Gewinn ausgezeichneter Wirtschaftsbetrieb, dessen oeconomus den reichen Grundbesitz innerhalb und außerhalb der Stadt verwaltete und Geldgeschäfte in der üblichen Form des Rentenkaufs tätigte. Der tendenzielle wirtschaftliche Niedergang, dem die geistige Erstarrung nachfolgte, setzte im ausgehenden 17. Jahrhundert ein. Doch hielt es sich bis zur Schließung der Universität im Herbst 1816, zuletzt von dem tüchtigen Dekan Jakob Dominicus geleitet. Eine umfassende Geschichte des Kollegs fehlt. Ihre Grundlage ist die genaue Kenntnis aller 322 urkundlich nachzuweisenden Kollegiaten, die seit dem Frühjahr 1434 bis zum Herbst 1816 im Hause „Zur Himmelspforte“ lebten.
Die Biogramme der Kollegiaten werden in chronologischer Ordnung und regestartiger Formulierung, jeweils mit Angabe der Quelle, geboten. Gesammelt und ausgewertet werden die Daten zu Herkunft, beruflicher Ausbildung und Laufbahn, sozialen, wirtschaftlichen, religiösen Verflechtungen und zur Publizistik. In Abhängigkeit von der Überlieferung und von der Bekanntheit einzelner Kollegiaten sind die Informationen sehr unterschiedlich. Es ist vorgesehen, die Arbeit als online zugängliche Datenbank und im Druck zu veröffentlichen.
Ulman Weiß: Die Schließung der älteren Erfurter Universität im Herbst 1816. Was voraufging und was nachfolgte, in: Jahrbuch für Universitätsgeschichte 20 (2017) [erschienen 2019], S. 9-24.