Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“
Zum Nachwuchskolleg gehören Doktorand*innen und Postdoktorand*innen sowie ein Kollegium von Senior Scholars aus den Gothaer Forschungseinrichtungen und der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt. Promovierende, Postdocs und Senior Scholars forschen hier gemeinsam zu Fragen der Wissensgeschichte: Wissen wird in seiner ganzen Vielfalt untersucht, und zwar besonders mit einem genauen Blick auf die Prozesse seiner Herausbildung und Aushandlung, die mit ihm verbundenen Geltungsansprüche und Machtkonstellationen. Thematisiert werden alltägliche, administrative, gelehrte oder wissenschaftliche Formen des Wissens ebenso wie seine impliziten oder expliziten Formen, die Medien, Praktiken und Normen der Herstellung, der Vermittlung und der Zirkulationen.
Kontakt:
Iris Schröder (Sprecherin)
iris.schroeder@uni-erfurt.de
Bernhard Kleeberg (Stellvertretender Sprecher)
bernhard.kleeberg@uni-erfurt.de
Florian Balbiani (Promovierendensprecher)
florian.balbiani@uni-erfurt.de
Dominic Keyßner (Promovierendensprecher)
dominic.keyssner@uni-erfurt.de
Was das Nachwuchskolleg ausmacht
Strukturiertes Promovieren
Das Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ ist Teil des Erfurter Promotions- und Postdoktorand*innen-Programms (EPPP). Die Grundlage dieses strukturierten Promotionsprogramms der Universität Erfurt bildet ein verbindliches Curriculum, das in seinen Kernbestandteilen sowohl verpflichtende als auch Wahlpflichtelemente enthält. Das Nachwuchskolleg erweitert die strukturierte Ausbildung von Doktorand*innen, indem es über die vertiefte Anleitung zur eigenständigen wissenschaftlichen Forschung hinaus den Erwerb von praktischen Zusatzqualifikationen unterstützt, die nicht nur für eine mögliche akademische Laufbahn, sondern auch für eine spätere Tätigkeit in Institutionen mit Sammlungsbezug (Archive, Bibliotheken, Museen) oder im Wissenschaftsmanagement dienlich sind.
Promovieren im Erfurter Promotions- und Postdoktorand*innen-Programm
Gemeinsames Programm:
- Im Zentrum des strukturierten Promotionsprogramms im Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ steht ein internes wöchentliches Seminar, in dem eigene Texte und zentrale Publikationen zur Wissensgeschichte zur Diskussion stehen; in diesem Rahmen gibt es auch eine regelmäßige Schreibwerkstatt, in der die eigene Schreibpraxis im Mittelpunkt steht.
- Die zusätzliche Teilnahme an den Forschungskolloquien der beteiligten Institutionen und Fachrichtungen bietet weitere Gelegenheit zum Austausch mit anderen Promovierenden und den vor Ort in Gotha arbeitenden internationalen Fellows.
- Darüber hinaus nehmen die Promovierenden an Weiterbildungskursen für fächerübergreifende Schlüsselkompetenzen teil.
Eigene Gestaltungsmöglichkeiten:
- Ermöglichung der Durchführung eigener Lehrveranstaltungen
- Eigene Organisation von Workshops
- Unterstützung bei der Vorbereitung von Volontariaten und Auslandsaufenthalten
- Gemeinsam organisierte Exkursionen
Gemeinsame Betreuung:
Neben der Hauptbetreuung durch eine Person ermöglicht die Promotion im Nachwuchskolleg fortlaufend ein kollegiales Feedback zum eigenen Arbeitsvorhaben. Das gemeinsame Programm garantiert stets einen beständigen Austausch mit den assoziierten Postdocs und Senior Scholars. Ebenso ermöglicht die Einbindung in eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung am Forschungscampus Gotha, in das Historische Seminar oder das Seminar für Literaturwissenschaften am Campus Erfurt intensiven Austausch zu einer Fülle von weiterführenden fachlichen Themen und zu den methodischen Herausforderungen der eigenen Arbeit.
Finanzielle Förderung:
Die Universität Erfurt schreibt für die Nachwuchskollegs in begrenztem Rahmen Promotionsstipendien aus Mitteln der Landesgraduiertenförderung aus. Die aktuelle Ausschreibung bietet ab Januar 2025 eine Förderung von 1400 Euro pro Monat für drei Jahre an (mit Option auf Verlängerung um ein Jahr und potentiellem Familienzuschlag). Hierfür muss eine Bewerbung bis 30.09.2024 erfolgen. Im Falle einer gesicherten Finanzierung des eigenen Promotionsvorhabens durch andere Fördermittelgeber kann hingegen jederzeit ein Antrag auf Aufnahme gestellt werden (s.u.).
Promovierende mit Vollmitgliedschaft können im Nachwuchskolleg bei der Universität Erfurt die Erstattung von forschungsbezogenen Sach- und Reisekosten beantragen. Darüber hinaus können ihnen im Rahmen des universitätsinternen Förderungsprogramms Zuschüsse für selbstorganisierte Fachveranstaltungen gewährt werden.
Arbeiten am Forschungscampus Gotha
Das Nachwuchskolleg wird von der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt, dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes (FKTS/SP) und dem Forschungszentrum Gotha (FZG) getragen. Die Arbeitsplätze befinden sich meistenteils in den Gothaer Institutionen.
Aufgrund seines einzigartigen Sammlungsensembles wurde in Gotha von der Universität Erfurt der Forschungscampus Gotha für den interdisziplinären Bereich der Humanities geschaffen. Die Sammlungen, die in Gotha vor Ort zugänglich sind, umfassen Bestände vom 8. bis zum 20. Jahrhundert:
- Forschungsbibliothek Gotha
- Sammlung Perthes
- Sammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein (Kunst- und naturkundliche Sammlungen, Historisches Museum)
- Staatsarchiv Gotha des Landesarchivs Thüringen
Der international vernetzte Forschungsstandort Gotha/Erfurt ermöglicht es den Promovierenden, zahlreiche wissenschaftliche Kontakte zu knüpfen. Groß angelete Drittmittel-, Verbund- und Digitalisierungsprojekte, nationale wie internationale Tagungen und Workshops sowie zahlreiche internationale Stipendienprogramme führen Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt nach Gotha. Ein dichtes wissenschaftliches Programm über das ganze Jahr hinweg fördert den Austausch zwischen Junior und Senior Scholars vor Ort; gleichzeitig ist die Anbindung an die Universität Erfurt durch die regionale Nähe gewährleistet. Weitere Einblicke in die Promotionsbedingungen vor Ort finden Sie hier:
Teil des Nachwuchskollegs werden
Voraussetzungen
Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität Erfurt können sich um Aufnahme in das Nachwuchskolleg über das Erfurter Promotions- und Postdoktorand*innen-Programm (EPPP) bewerben; die Aufnahme ist jeweils zum 1. eines Monats möglich. Voraussetzung ist, dass der/die betreuende Professor*in ebenfalls Mitglied im Kolleg ist.
Liste der Mitglieder im Nachwuchskolleg "Wissensgeschichte der Neuzeit"
Für die volle Mitgliedschaft im Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ ist eine Annahme als Doktorand*in an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt und eine Immatrikulationsbescheinigung als Promotionsstudent*in vorzulegen. Überdies muss der/die Kandidat*in Mitglied der Universität Erfurt sein. Der Antrag auf Annahme erfolgt zentral über die Online-Plattform Docata.
- Allgemeine Informationen: Graduiertenservice an der Universität Erfurt
- Promotionswege an der Universität Erfurt: Strukturierte Promotion im zertifizierten Nachwuchskolleg
- Informationen zu Voraussetzungen und Ablauf zur Annahme: Promotionsordnungen
- Einschreibung zur Promotion
Eine Aufnahme ins Nachwuchskolleg erfolgt im Regelfall als Vollmitglied. Die Vollmitgliedschaft verlangt die kontinuierliche Teilnahme am verpflichtenden Kolloquium sowie die rechtzeitige Erbringung aller laut Studienprogramm geforderten Leistungen. Ist eine kontinuierliche Teilnahme am Kolloquium aus gewichtigen Gründen nicht gewährleistet, kann in Ausnahmefällen auch eine Teilmitgliedschaft vereinbart werden. Die Mitgliedschaft als Vollmitglied im Nachwuchskolleg ist für drei bis max. vier Jahre möglich. Sollte die Promotion nach Ablauf des vierten Jahres nicht abgeschlossen sein, geht die reguläre Mitgliedschaft automatisch in eine assoziierte Mitgliedschaft über.
Finanzierung der Promotion
Die Universität Erfurt ist bemüht, je nach finanzieller Lage jährlich in begrenztem Umfang Promotionsstipendien aus Mitteln der Thüringer Landesgraduiertenförderung zur Finanzierung der Promotionsvorhaben zur Verfügung zu stellen. Sobald es eine offene Ausschreibung gibt, werden Sie an dieser Stelle darüber informiert. Wer Förderung durch andere Stipendiengeber erhält oder eine Stelle an der Universität Erfurt innehat, kann ebenfalls die Mitgliedschaft im Nachwuchskolleg beantragen. Es wird empfohlen, die verschiedenen Möglichkeiten zur Finanzierung während der Promotion zu prüfen:
Finanzierung während der Promotion (Übersichtsseite der Universität Erfurt)
Die Mitgliedschaft im Nachwuchskolleg beinhaltet folgende Fördermöglichkeiten:
- Erstattung von forschungsbezogenen Sach- und Reisekosten von bis zu 600 EUR pro Jahr, maximal jedoch 2.400 EUR
- Workshops im Rahmen des Programms Akademische Qualifizierung und Weiterbildung
- Finanzielle Unterstützung für selbst organisierte Fachveranstaltungen (wissenschaftliche Workshops, Thementage, u.ä.)
Bei Fragen zur Finanzierung berät sie gerne das Team der Forschungs- und Nachwuchsförderung der Universität Erfurt: nachwuchsfoerderung@uni-erfurt.de
Bewerbung
Die Bewerbung um Aufnahme ins Nachwuchskolleg ist jederzeit möglich, eine Bewerbung um ein Promotionsstipendium nur bei entsprechender Ausschreibung im jeweiligen Bewerbungszeitraum (zuletzt: Juli-September 2023).
Das Aufnahmeverfahren für das Nachwuchskolleg besteht aus einer schriftlichen Bewerbung (Lebenslauf, Kurzexposé, Zeugnisse). Bitte wenden Sie sich an das Sprecherteam: iris.schroeder@uni-erfurt.deund bernhard.kleeberg@uni-erfurt.de
Aktivitäten des Nachwuchskollegs
Exkursion nach Göttingen (April 2024)
Am 23.04.2024 unternahm das Gothaer Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ eine Exkursion nach Göttingen. Im Zentrum der Exkursion stand ein Besuch des Forum Wissen, das die universitären Sammlungen der Georg-August-Universität Göttingen museal und forschend präsentiert. Die Führung durch Herrn Dr. Christian Vogel lenkte den Fokus auf Fragen des Wissens: nach der Produktion, der Zirkulation und den (universitären) Kontexten in denen Wissen entsteht. Diesen Fragen wurde anhand von Objekten, Instrumenten und Praktiken nachgegangen, um die vielfältigen Prozesse der Wissensproduktion zu diskutieren. Im Anschluss stand der Besuch des Gedenkkolloquiums für die im Dezember 2023 verstorbene Historikerin Rebekka Habermas auf dem Plan. In diesen Rahmen sprach Bettina Brockmeyer (Gießen), die Thesen von Rebekka Habermas aufgreifend, zum Thema: „Indifferenz und Ignoranz statt Amnesie und Aphasie. Zum westdeutschen Umgang mit der Kolonialvergangenheit (1945-1989)“.
Themenschwerpunkt Wissensgeschichte im Themenportal Europäische Geschichte
Das Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ stellt seine Arbeiten im Rahmen des Themenportals Europäische Geschichte mit einem eigenen Themenschwerpunkt vor: Unter der Überschrift „Europäische Geschichte, Wissensgeschichte“ zeigen Quellen und Essays, wie fruchtbar wissensgeschichtliche Ansätze für die Geschichtsschreibung Europas sind. Ausgehend von ausgewählten Quellenmaterialien gehen Marian Hefter, Marie Nosper, Elisa Kewitsch, Erik Liebscher, Anna-Maria Hünnes, Annika Dörner und Verena Bunkus in Anlehnung an ihre Dissertationsthemen auf eher ungewohnte Orte des Wissens ein. Die Publikationen können online auf dem Themenportal Europäische Geschichte (www.europa.clio-online.de) abgerufen werden.
Forschungsfragenworkshop (Oktober 2022)
Im Oktober 2022 traf sich das Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ zum zweiten eintägigen Forschungsfragenworkshop. Die Promovierenden und Senior Scholars des Kollegs diskutierten hierbei zentrale Fragen der einzelnen Dissertationsprojekte. Die Veranstltung knüpfte an den erfolgreichen ersten Workshop zum Thema „Was macht eine starke Forschungsfrage aus?“ an: Diese zu genau konturieren und präzise zu fassen, war die zentrale Aufgabe, die es ermöglichte alle laufenden Dissertationsvorhaben schlaglichtartig in den Mittelpunkt zu rücken.
Exkursion nach Dresden (September 2021)
Die Exkursion des Nachwuchskollegs nach Dresden im September 2021 stand unter dem Titel „Wissen sammeln/Wissen präsentieren“. Fünf Tage lang beschäftigten sich die Teilnehmer:innen mit Fragen des Sammelns, Präsentierens und der Wissensvermittlung vom 17. bis zum 21. Jahrhundert. Ein Bericht findet sich hier.
Virtuelle Schreibzeit: Gemeinsam arbeiten in Zeiten der Pandemie
Das im Rahmen des Erfurter Promovierenden- und Postdoktorandenprogramms (EPPP) eingerichtete Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ dient der strukturierten Doktorand*innenausbildung. Anders als früher in den Geisteswissenschaften üblich, arbeiten die Promovierenden also im Rahmen des Nachwuchskollegs nicht vereinzelt an ihren jeweiligen Dissertationen, sondern verfolgen ihre Themen unter dem Dach eines gemeinsamen Forschungsprogramms und nehmen an regelmäßigen gemeinsamen Veranstaltungen wie Vorträgen, Lektüreseminaren und Workshops teil. Wie aber organisiert man diese gemeinsame Arbeit in Zeiten von Kontaktverboten und Isolation im jeweiligen Homeoffice? Ganz einfach: durch die Einführung einer Virtuellen Schreibzeit.
Über die Anfänge und den weiteren Verlauf dieses Unternehmens geben Verena Bunkus und Anna-Maria Hünnes, Doktorandinnen des Nachwuchskollegs, hier Auskunft:
Virtuelle Schreibzeit: Gemeinsam arbeiten in Zeiten der Pandemie (2020)
Virtuelle Schreibzeit: Update (2021)
Exkursion nach Cambridge (Mai 2019)
Vom 6. bis 12. Mai 2019 unternahm das Gothaer Nachwuchskolleg „Wissensgeschichte der Neuzeit“ eine Exkursion nach Cambridge. Die etwa rund 100 km nordöstlich von London gelegene Stadt an der Cam ist nicht nur der Sitz einer der beiden bekanntesten britischen Universitäten, sondern beherbergt auch eine große Anzahl bedeutender Museen sowie universitärer Sammlungen und ist eines der führenden Zentren der Wissens- wie auch der Wissenschaftsgeschichte in der englischsprachigen Welt, mit dem das Forschungszentrum Gotha eine Reihe von Kooperationsbeziehungen und engen persönlichen Kontakten unterhält. Dank der Partner vor Ort erhielt die Gothaer Gruppe unter Leitung der Sprecherin des Nachwuchskollegs, Prof. Dr. Iris Schröder, während ihres einwöchigen Besuchs einen vertieften Einblick in verschiedene Forschungs- und Ausstellungsprojekte von wissensgeschichtlichem Interesse sowie einen persönlichen Eindruck vom akademischen Leben in einer der ältesten englischsprachigen Universitäten der Welt mit ihrem einzigartigen Collegesystem.
Einen detaillierten Überblick über das Programm gibt der von Thomas Schader, einem der Kollegiaten, verfasste Exkursionsbericht:
Exkursion des Nachwuchskollegs „Wissensgeschichte der Neuzeit“ nach Cambridge, 6. bis 12. Mai 2019
Bild: Gruppenfoto der Exkursionsteilnehmer*innen vor der King's College Chapel, Cambridge.