Metzlaf

Paul Metzlaff

Doktorand an der Professur für Philosophie, Katholisch-Theologische Fakultät Erfurt.

Dissertationsprojekt

Projekttitel: Die Gegensatzlehre Romano Guardinis: Genese – Gehalt – Grund

Romano Guardini (1885-1968): Priester, Lehrer der Jugend, einer „der größten Europäer von heute“ (Erasmuspreis 1962) und bald auch Seliger der Katholischen Kirche? In seinem philosophischen Hauptwerk „Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten“ (1925) suchte der Professor für Katholische Weltanschauung an der Humboldt-Universität zu Berlin eine (vorläufige) Seins- und Denkstruktur für seine vielfältigen Spannungen vorzulegen: zwischen italienischen Wurzeln und deutscher Wahlheimat, zwischen Theologie und Philosophie und zwischen den Polen der Wirklichkeit, in deren Fülle er sich beständig hineinbegab.

Seit 1905 hatte er, ausgelöst von einem Umkehrerlebnis hin zu Christus und der Kirche, an einer denkerischen Existenzbewältigung mit seinem Freund Karl Neundörfer (1885-1926) gearbeitet. 1914 erschien ein erstes Manuskript unter dem Titel „Gegensatz und Gegensätze“. Guardini destillierte 1925 acht Gegensatzpaare aus seinen Phänomenzeichnungen des Lebendig-Konkreten. Diese unterschied er in drei intraempirische, drei transempirische und zwei transzendentale Gegensatzpaare. In ihnen führte er philosophisch-theologische Auseinandersetzungen u.a. mit Aristoteles, Platon, Thomas von Aquin, Johann Wolfgang von Goethe, Max Scheler, Friedrich Nietzsche, Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Georg Simmel, Hans Driesch und Sören Kierkegaard.

Das Verhältnis des Gegensatzes ist sowohl vom Widerspruch als auch von der einfachen Synthese zweier Pole unterschieden. Es bezeichnet eine lebendig-konkrete konträre Relation zweier Momente, „deren jedes unableitbar, unüberführbar, unvermischbar in sich steht, doch unablöslich miteinander verbunden sind; ja gedacht nur werden können an und durch einander“. In dieser Kennzeichnung kündigt sich auch Jesus der Christus als der Grund der Gegensatzlehre an, wie er in den vier chalcedonischen Adverbien beschrieben wird: unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungesondert.

Romano Guardinis Gegensatzlehre, der sich das Forschungsprojekt hinsichtlich ihrer Genese, ihres Gehaltes und ihres Grundes widmet, blieb zu ihrer Zeit weitgehend unbeachtet. Über 60 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung begann sich der junge Jesuit Jorge Mario Bergoglio (*1936) ausgehend vom Polaritätsdenken jesuitischer Tradition mit ihr zu befassen. Als er 2013 zu Papst Franziskus gewählt wurde, sollte Guardinis Denkform weltkirchliche Bedeutung zukommen.

Biographisches

Forschungsinteressen

  • Ontologie
  • Leben und Werk Romano Guardinis (1885-1968)
  • Pastoraltheologie (Synodalität, Jugendpastoral, geistliche Unterscheidung und Begleitung)

Publikationen (aktuelle Auswahl)

  • Monographie:
    • Gelichtete Präsenz. Betrachtungen über die Nachfolge Christi, Dresden 2022.
  • Herausgeberschaft:
    • Barmherzigkeit heute. Mit offenen Augen leben, Freiburg i. Br. 2018 (hg. gemeinsam mit Holger Zaborowski und Martin Ramb).
  • Aufsätze in Fachzeitschriften:
    • Die Missionarische Spiritualität des Mission Manifest, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft 105 (2021), 223-228.
    • Volkskirche oder Entscheidungskirche? Ein Plädoyer für eine Vision des erfüllten Lebens, in: Lebendige Seelsorge 5/2019, 310-314.
    • Reform durch „Missionarische Spiritualität“. Die Replik von Paul Metzlaff auf Markus Gabriel, in: Lebendige Seelsorge 5/2019, 321-323.
    • Jugendsynode im Ländervergleich. Themen für die Jugendsynode aus den Antwortdokumenten der Bischofskonferenzen, der Vorsynode und des Instrumentum Laboris, in: Lebendige Seelsorge 4 (2018), 267-271.
    • „Barmherzigkeit“ bei den Päpsten Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus als Interpreten des II. Vaticanums, in: Diakonia 47 (2016), 16-21.
    • Anbetung heute – Einblicke in Jugendspiritualität, in: KatBl 140 (2015) 3, 222-227.
  • Aufsätze in Sammelbänden:
    • Der Una Sancta Kreis München. Seine Entstehung seit 1935 und seine Entwicklung bis 1945. Ein Rekonstruktionsversuch, in: Verein für Diözesangeschichte von München und Freising e.V. (Hg.), Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte, Band 57 (2017), 7-128.
    • Pastoral and spiritual fruits of World Youth Day 2005 in Cologne, in: Jósef Stala/ Andrzej Porebski (Hg.), World Youth Days. A Testimony of the Hope of Young People, Kraków 2016, 93-97.
    • Socrate e Gesù nell‘opera di Romano Guardini, in: Giuliana Fabris (Hg.), Un assoluto inizio. La cristologia di Romano Guardini, Padova 2015, 87-108.

Lehr- und Berufserfahrung

  • Referent im Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben im Vatikan (seit 2022)
  • Zertifizierter geistlicher Begleiter in der Katholischen Kirche durch den Ausbildungskurs des Bistums Speyer und des Zentrums für Ignatianische Pädagogik (seit 2022)
  • Konsultor des Dikasteriums für die Ehe, die Familie und das Leben im Vatikan (2018-2022)
  • Geschäftsführer der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste (IV) im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (2019-2022)
  • Referent für Glaubensbildung in der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (Zuständigkeit für die Weltjugendtage und die Weltbischofssynode 2018 zum Thema „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“) (2014 bis 2019)
  • Honorar-Referent in der Katholischen Erwachsenenbildung im ASG Bildungsforum Düsseldorf (2014-2015)

Ausbildung

  • Promotionsstudium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt mit dem Thema „Die Gegensatzlehre Romano Guardinis“ (aktuell)
  • Preisträger der Dr. Kurt Hellmich-Stiftung (3. Preis) 2019 für die Diplomarbeit „Der Una Sancta Kreis München“
  • Stipendiat der bischöflichen Studienförderung „Cusanuswerk“ (2011-2013)
  • Magister in Philosophie und Diplom in Katholischer Theologie (2013)
  • Studium der Philosophie an der Hochschule für Philosophie München (2008-2013)
  • Studium der Katholischen Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2008-2013)
  • Studium der Philosophie, Katholischen Theologie und Geschichte an der TU Dresden (2007-2008)