Heinrich Hofer
heinrich.hofer@uni-erfurt.deDoktorand (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)
Besucheranschrift
Universität Erfurt
Max-Weber-Kolleg
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Postanschrift
Universität Erfurt
Max-Weber-Kolleg
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt
Zur Person
- 2023-2024: Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für soziologische Theorie und Ideengeschichte | Karl-Franzens-Universität Graz
- Seit Jan. 2023: Wissenschaftlicher Mitarbeiter | IGS „Resonant Self-World Relations“ | Universität Erfurt | Universität Graz
- Seit 2020: Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für allgemeine und theoretische Soziologie | Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 2021-2021: Predoc-Stipendium | Max-Weber-Kolleg | Universität Erfurt
- 2017-2021: Masterstudiengang Gesellschaftstheorie (Abschluss Master of Arts) | Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 2018-2019: Gaststudent am Department of Philosophy | New School for Social Research | New School University | New York
- 2017-2022: Masterstudiengang Philosophie | Technische Universität Dresden
- 2012-2017: Bachelorstudium Geschichte und Philosophie (Abschluss Bachelor of Arts) | Technische Universität Dresden
- 2011-2012: Bachelorstudium Evangelische Theologie und Geschichte | Technische Universität Dresden
Forschungsinteressen:
Kritische Theorie des Alltags, Kritische Theorie des Subjekts, Soziologie der Weltbeziehungen, Tiefenhermeneutik, dokumentarische Methode
Forschungsprojekt
Risse durch den Alltag. Eine weltbeziehungssoziologische Untersuchung an den Fundamenten der »Gesellschaftsspaltung«
In meinem Dissertationsprojekt möchte ich die Soziologie der Selbst-Welt-Beziehungen nutzen, um zur Analyse der gesellschaftspolitischen Konflikte der Gegenwart beizutragen. In diesem Sinne bin ich besonders am Phänomen der so genannten "gesellschaftlichen Spaltung" interessiert.
Die Rede von der "gesellschaftlichen Spaltung" drückt - in den Medien, in der Politik wie auch im Alltagsbewusstsein - die Erfahrung und Sorge aus, dass im Rahmen gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen eine sich beschleunigende Tendenz besteht, immer neue Konfliktfelder und -gegenstände zu finden, für die ein einigermaßen befriedigender Kompromiss nicht absehbar scheint.
Beispiele für diese Art von Streit sind die jüngsten Debatten über Klimapolitik und globale Erwärmung, über Sprach- und Gleichstellungspolitik, über Antirassismus- und Identitätspolitik und - auch wenn es jetzt schon eine Ewigkeit her zu sein scheint - über staatliche Schutz- und Präventionsmaßnahmen in Bezug auf die Corona-Pandemie. Diskussionen, die sich diesen Generalthemen zuordnen lassen, führen in der Regel zu einer sehr starken Polarisierung, die dann kaum noch Zwischentöne zulässt. Die Polarisierung des politischen Diskurses fordert sehr starke Wertungen heraus und verlangt klare Bekenntnisse von den Diskutanten. So wird bei diesen gesellschaftspolitischen Konflikten die Position der Gegenseite schnell als veritable Bedrohung der eigenen Existenz und als deutliches Beispiel für ein gesellschaftszerstörenden Gesamtprojekts.
Mit Blick auf die Soziologie der Selbst- und Weltverhältnisse möchte ich mich insbesondere auf diese scheinbare "existenzielle Bedrohungsdimension" des gesellschaftspolitischen Konflikts konzentrieren und damit eine bestimmende Schicht unterhalb seiner thematischen Struktur rekonstruieren.
Die Soziologie der Selbst- und Weltbeziehungen geht davon aus, dass der normative Erwartungshorizont einer Person eng mit kulturell und sozial vermittelten Weltbeziehungsmustern zusammenhängt, die auf einer präkognitiven Ebene die Einstellung des Individuums zur Welt, aber auch zu sich selbst bestimmen. Die Art und Weise, wie die verschiedenen Segmente der sozialen Welt ihren Teilnehmern erscheinen, sowie die Art und Weise, wie sie sich insgesamt in ihrer politischen Gemeinschaft verortet fühlen, ist somit entscheidend für ihren jeweiligen normativen Erwartungshorizont und für ihre Gesamtperspektive auf die Gesellschaft sowie auf die Möglichkeit ihrer Transformation.
In meiner Dissertation möchte ich daher zunächst die widerstreitenden normativen Erwartungshorizonte rekonstruieren, die ich als zentralen und still wirksamen Hintergrund der so genannten "gesellschaftlichen Spaltung" annehme. Anschließend möchte ich die Einbettung dieser normativen Horizonte in die gesellschaftliche und kulturelle Vermittlung von Mustern der Selbst- und Weltbeziehungen rekonstruieren. Auf der Grundlage dieser rekonstruktiven Arbeit möchte ich eine soziologische Diagnose der gesellschaftspolitischen Konflikte der Gegenwart formulieren und dabei ein besonderes Augenmerk auf das wahrgenommene Phänomen der "gesellschaftlichen Spaltung" legen. Eine soziologische Diagnose, die in der Lage ist, den wesentlichen kulturellen und gesellschaftlichen Rahmen der Konflikte anzusprechen.
Publikationen
- Hofer, Heinrich: Die Verabsolutierung des Alltags, in: Bredtmann, Bastian: Widerspruchsgeist. Beiträge zur Gesellschaftstheorie. Edition Kritik, 2023, S.113-167.
- Hofer, Heinrich und Neef, Adrian [o. A.]: Gründe und Abgründe regressiver Kapitalismuskritik, in: Berlin TKA (Hrsg.); (K)eine Diskussion. Antisemitismus in der radikalen Linken; Berlin 2018, S. 29-40.