Algerische Arbeitsmigranten in der DDR

Projekt

Zwischen 1974 und 1984 kamen über 8000 algerische Arbeitsmigranten in die DDR. Die meisten von ihnen mussten nach Ablauf eines vierjährigen Aufenthalts den Heimweg nach Algerien antreten. Das frühzeitige Ende der algerischen Arbeitsmigration – Algerien kündigte das Arbeitsmigrationsabkommen Anfang der 1980er Jahre auf – trug u.a. dazu bei, dass die Lebensgeschichten dieser Arbeitsmigranten heute wenig sichtbar sind, selbst im Themenfeld „Arbeitsmigrant:innen in der DDR“. An dieser Leerstelle setzt das Projekt "Algerische Arbeitsmigranten in der DDR" an.

Im Projekt werden lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen algerischen Arbeitsmigranten sowie ihnen nahestehenden Personen geführt, um ihre Perspektiven für eine transnationale Geschichtsschreibung der DDR zugänglich zu machen. Die Interviews werden im Oral-History-Archiv der Forschungsstelle gespeichert und für Wissenschaft und Bildung langfristig zur Verfügung gestellt. Im August 2024 ist ein öffentliches Zeitzeugengespräch mit zwei ehemaligen algerischen Arbeitsmigranten in Erfurt geplant. Das Projekt wird abgeschlossen mit der Veröffentlichung einer Broschüre im Rahmen einer öffentlichen Projektpräsentation im November 2024.

Das Projekt „Algerische Arbeitsmigranten in der DDR“ wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gefördert mit einer Laufzeit von Februar bis November 2024.

Aktuell werden im Projekt Transkriptor:innen gesucht.

Kontakt: Jan Daniel Schubert

Öffentliches Zeitzeugengespräch mit ehemaligen algerischen DDR-Arbeitsmigranten

Am 08. August 2024 von 19 bis 21 Uhr lud die Oral-History-Forschungsstelle Sie ganz herzlich zu einer Premiere ein: Zum ersten Mal reisten zwei ehemalige algerische DDR-Arbeitsmigranten von Algerien nach Deutschland, um hier in einem öffentlichen Zeitzeugengespräch von ihrem Leben in der DDR zu erzählen. Zudem berichtete ein ehemaliger algerischer DDR-Arbeitsmigrant, der heute in Deutschland lebt, von seinen Erfahrungen.

Die rassistischen Ausschreitungen von August 1975 gegen Algerier in Erfurt jährten sich fast auf den Tag genau zum 49. Mal. Einer der Zeitzeugen hatte dies erlebt und berichtete davon. Das Zeitzeugengespräch bot eine einmalige Chance, Perspektiven algerischer Arbeitsmigranten in der DDR kennenzulernen: Wie gestaltete sich ihr Leben in der DDR? Wie waren Arbeits- und Lebensbedingungen? Wie gestalteten sich Freundschaften und Beziehungen? Warum organisierten Algerier in der DDR Streiks und waren sie damit erfolgreich? Wie erlebten sie Rassismus in der DDR? Wie erfuhren sie Solidarität? Und wie ist ihr heutiger Blick auf den Lebensabschnitt in der DDR?

Wie groß das Interesse in Gesellschaft und Forschung für diese Thematik ist, zeigte sich deutlich an den mehr als 90 interessierten Teilnehmer:innen an der Veranstaltung. Zunächst kamen Dr. Agnès Arp und Jan Daniel Schubert von der Oral-History-Forschungsstelle auf dem Podium mit den drei Zeitzeugen in's Gespräch - später wurde der Dialog für Fragen aus dem interessierten Publikum geöffnet.
Das Gespräch fand zweisprachig auf Deutsch und Französisch statt. Die französischen Anteile wurden simultan ins Deutsche gedolmetscht.

Die Veranstaltung fand im Kubus der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstr. 37a, 99084 Erfurt) statt und war eine Kooperation der Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt mit Decolonize Erfurt und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.

Presse