Anfang Februar hat sich die 6. Gruppe deutscher MESH-Studierender in den Libanon begeben, bereits zum sechsten Mal verteilen sie sich dabei auf die beiden Partneruniversitäten Saint Joseph (USJ) in Beirut und Saint-Esprit de Kaslik (USEK).
In der ersten Woche an der USEK wurde ein Buddy-Treffen für alle internationalen Studenten organisiert – doch anstatt, dass jede*r eine*n Buddy zugewiesen bekam, gab es ein großes Get-Together, wo jede*r sich seinen*ihren Buddy selbst suchen sollte. Wir wurden von Joseph angesprochen, der – wie wir bereits aufgrund seiner schwarzen Kutte ahnten – Mönch ist und auch an der USEK studiert. Wir tauschten Nummern aus und drei Tage später lud er uns am Wochenende dazu ein, den Norden des Libanons zu erkunden. Früh um 8 Uhr ging es -mehr oder weniger ausgeschlafen- los.
Erste Station: eine Burg auf einem Felsen, zugänglich über eine in den Fels gehauene Treppe, deren Inneres geräumiger war als es von außen aussah.
Zweite Station: ein Kloster direkt an der Klippe mit einem wunderbaren Blick auf das türkisfarbene Meer.
Dritte Station: eine alte Kirche, neben der wir auf einen Pelikan stießen, der sich sogar auf ein Selfie einließ und einem kurzen Spaziergang zum Meer.
Vierte Station: noch eine Kirche… oder besser gesagt eine kleine Kapelle direkt am Meer, mit Blick auf die ‚Phoenician Wall‘.
Fünfte Station: nach dem Mittagessen Weiterfahrt in das Kloster, in dem Joseph die ersten zwei Jahre seines Lebens als Mönch verbracht hat – in den Bergen mit wunderbarer Aussicht, umgeben von Stille und Natur – ein starker Kontrast zum lauten, lebendigen Beirut.
Sechste Station: … und wo es ein Kloster für Mönche gibt, ist auch ein Kloster für Nonnen nicht weit entfernt. Dort liegen die Reliquien der „Lieblingsheiligen“ von Joseph und wir konnten Stoffreste ihres Lakens und andere persönliche Gegenstände betrachten.
Siebte Station: eine alte, zerfallene Zitadelle auf dem Berg mit wunderbarem Blick auf's Meer, von wo aus wir unseren bisher schönsten Sonnenaufgang betrachten konnten.
Dieser Tag und die geschichtlichen Erläuterungen von Joseph gewährten uns einen Einblick in die christliche Welt des Libanons, die einem zuvor meist gar nicht so präsent erschien. Besonders beim Besuch der Kirchen wurde uns bewusst, welchen Stellenwert das Christentum (und Religion allgemein) hier hat. Wir sahen viele Menschen jeden Alters, die sich beim Eintritt in die Kirche bekreuzigten, vor heiligen Schreinen beteten oder Münzen und Scheine niederlegten. Man selbst fühlte sich dabei fast etwas fehl am Platz, wenn man selbst „nur zum Gucken“ in die Kirche ging. Auch in der Université Saint-Esprit (der Name lässt es schon erahnen) fallen uns immer mehr religiöse Anzeichen auf. Zum Beispiel erhält man dort täglich eine E-Mail samt Bibelvers; in den Unterrichtsräumen hängen Holzkreuze und eine Menge der Studierenden sind Mönche und Nonnen, die man klar an ihren Kutten erkennt.
Alex, Ina und Salome
Neben seiner wunderschönen Natur und den gastfreundlichen Menschen besticht der Libanon durch seine vielfältige Küche. Die Küche bietet etwas für jeden, ob Veganer, Vegetarier, Pescetarier oder einfach nur Allesesser. Zuerst gäbe es die Mezze. Das sind kleine Vorspeiseplatten mit kalten und warmen Gerichten. Die beliebtesten Vorspeisen sind Tabbouleh, ein Salat auf Basis von Bulgur. Dann Fattoush, ein Salat mit libanesischen Brotcroutons, der durch sein saures Dressing einen einzigartigen Geschmack erhält. Zudem gibt es Hummus, eine Paste aus Kichererbsen und Babaganoush, eine Auberginenpaste. Wer davon genug kriegt, hat noch die Auswahl einer Palette von anderen Kleinigkeiten wie Sucuk, eine fermentierte Knoblauchwurst aus Rindfleisch, die eine Spezialität der im Libanon beheimateten Armenier ist. Oder Labneh, vergleichbar mit dem Rahmenfrischkäse in Deutschland. Und überhaupt, eine Reihe von Käsesorten, vornehmlich weiß. Nicht zu vergessen die scharfen Kartoffeln, die in gewürfelter Form und mit vielen Gewürzen und Kräutern serviert werden. Soviel zu den Vorspeisen…es folgen noch die Hauptspeisen, die überschaubarer sind. Dazu ist zu beachten, dass libanesische Restaurants meist als Hauptspeisen gegrilltes Fleisch am Spieß, die „Kebabs“, anbieten. Klar, man kann sagen, dass in jedem zweiten Staat Fleisch am Spieß eine Spezialität ist, jedoch ist die Marinade des Fleischs besonders. Denn libanesische Kebabs werden süß gewürzt, entweder mit Zimt oder mit einer Gewürzmischung aus sieben verschiedenen Gewürzen, die es so nur in dieser Region gibt. In libanesischen Haushalten werden andere Gerichte, mit vielfältigeren Zutaten serviert.
Ein weiteres Highlight für den kleinen Hunger sind die Mana’ish, Brote mit verschiedenen Belägen. Der Klassiker sind Mana’ish mit Zaatar, eine Gewürzmischung aus Sesam und Thymian. Der Ramadan im Libanon ist auch besonders. In dieser Zeit werden auf den Straßen frischgepresste Säfte in Wasserflaschen verkauft und Süßigkeiten wie Pfannkuchen-mäßige kleine Fladen, in denen eine weiße Creme eingerollt wird und Pistazien drübergestreut werden.
Den unvergesslichsten Moment mit Essen hatte ich mit rohem Fleisch. Genau rohes Fleisch reiht sich auch in die Delikatessen der libanesischen Küche ein. Ich probierte einige rohe Fleischspezialitäten, darunter Kibbeh Nayyeh, rohes Hackfleisch, mit verschiedenen Gewürzen und Bulgur gemischt. Zum rohen Fleisch sollen entweder ein Glas Araq (Anisschnaps) oder eine Zwiebel dazu gegessen werden, damit es bekömmlicher ist. Für deutsche Gaumen ist das sicherlich nichts neues, da Mett ja auch ähnlich zubereitet wird. Aber eine Einzigartigkeit, die ich bisher im Libanon probiert habe, sind rohe Leber- und Fettstücke. Um die einwandfrei essen zu können, würzt man beides mit reichlich Salz und Gewürzen. Bei den Fettstücken handelt es sich um Schwanzfett, ein Körperteil des Tieres, das mit besonders viel Fett gesegnet ist. Der Geschmack ist ziemlich intensiv, als wäre das Hammel frisch geschlachtet worden. Wenn man rohes Fleisch verzehrt muss man darauf achten, dass es hygienisch einwandfrei ist. Ich empfehle, rohes Fleisch in einem Haushalt zu essen, anstatt einem Restaurant.
Dilan