Between ‘Goodbye to Berlin’ and ‘Off to Casablanca’: Queer Migration and Border Transgressions in Twentieth-Century (West) Germany

So vielfältig und bunt die deutsche queere Geschichte des 20. Jahrhunderts ist, so schwierig und widersprüchlich ist sie auch. Deutschland war oft Zufluchtsort für queere Menschen aus dem Ausland, wie z.B. Dichter W.H. Auden und Schriftsteller Christopher Isherwood in Berlin in den 1920er Jahren, oder auch Queen Frontmann Freddie Mercury in München in den 1980ern. Gleichzeitig ist diese Geschichte aber auch von Unterdrückung und Ungerechtigkeit geprägt. In der NS-Zeit wurden tausende Homosexuelle verfolgt und hingerichtet; nach Kriegsende wurde die Verfolgung durch den § 175 StGB fortgesetzt, auch wenn nicht mit tödlichen Konsequenzen. Auch in den 1980ern wurden HIV-positive und AIDS-kranke Menschen, besonders schwule Männer, u.a. in Bayern durch CSU-Politiker Peter Gauweilers Auflagenkatalog diskriminiert.

Bausteine dieser Geschichte sind Geschichten von Migration und Menschenbewegung(en), manchmal gegen die Ordnung des Rechtsstaates. Solche ‘deviante’ bzw. ‘ungesetzliche’ Aktivitäten haben sich nicht nur durch die Formulierung von queeren Identitäten ausgedrückt, sondern auch durch das Leistung-Gegenleistungsverhältnis queerer Sexarbeit, die in der Regel meist illegal war. Im Allgemeinen (aber nicht ausschließlich) kann diese Geschichte in zwei Phasen geteilt werden: die erste vor dem Kriegsbeginn 1939, vor allem in der Zeit der Weimarer Republik 1919-1933, als deutsche Städte wie Berlin Zentren für internationalen queeren Tourismus wurden; und die zweite in der Nachkriegszeit, als viele westdeutsche queere Menschen, die staatlich und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden, die Bundesrepublik auf der Suche nach Sex, Identitätsbestätigung oder auch Geschlechtsanpassung verließen – Dinge, die vor der NS-Zeit noch in Deutschland selbst zu finden waren.

Das Projekt untersucht diese wechselseitigen Trends der queeren Migration durch deutsche (geographische aber auch normative) Grenzen im Laufe des 20. Jahrhunderts. Demzufolge wird eine Geschichte erforscht, die noch bis heute aufgrund traditioneller und (homo)normativer dominierter Historiographie weitgehend ‚unentdeckt‘ blieb. Zentral ist die Frage, was wir wirklich meinen, wenn wir von einer ‚deutschen‘ queeren Geschichte eines globalisierten 20. Jahrhunderts sprechen.

Förderung: VolkswagenStiftung
Bild: Berlin, Bar "Eldorado", 1932 © Bundesarchiv, Bild 183-1983-0121-500 / CC-BY-SA 3.0

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter des VolkswagenStiftung-Freigeist Projekts "The Other Global Germany: Transnational Criminality and Deviant Globalization in the 20th Century"
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