Prof. Dr. Dietmar Mieth

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Prof. Dr. Dietmar Mieth

Religiöse Bewegungen im Mittelalter

„MEISTER ECKHART UND DIE VÄTER-TRADITIONEN“

Dieses Projekt wird im Kontext des ANR-DFG-Projekt unter Leitung von Prof. Markus Vinzent, Max-Weber-Kolleg, Forschungsstelle Meister Eckhart und Prof. Marie-Anne Vannier, Universität Metz, durchgeführt.

Meister Eckhart (ca. 1260 – 1328) betrachtete es unter anderem als seine Aufgabe, theologisches Wissen in der Volkssprache zu vermitteln. Hier verwirklichte er seine  dominikanische Identität als Prediger, hier konnte er sein  besonderes Sprachgenie einsetzen und die Beweglichkeit der Volksprache für besondere Pointierungen nutzen.  Sein Ansatz,  zwischen den Diskursen an der Pariser Universität bzw.  am Kölner Studium Generale der Dominikaner und den spirituellen Bedürfnissen seiner volkssprachlichen Zuhörerschaft (Ordensleute, aber auch religiös gebildete Frauen) zu vermitteln, wurde über längere Zeit von Kirche und Universität unterstützt. Das kann man an Meister Eckharts Wahl in hohe Positionen erkennen.

In diesem Zusammenhang stehen auch – derzeit neu bearbeitete – Übersetzungen von eigenen Quaestionen und von Texten des Thomas von Aquin, die er an seine Konzeption anpasste. Erst im Zuge einer veränderten Haltung der Kirche gegenüber den frommen Laienbewegungen und der Art ihrer Rezeption, wie sie z. B. in den Akten des  Konzils von Vienne (1311-1313) zum Ausdruck kommt und damit im Zuge einer Disziplinierungs-Strategie  wurde Meister Eckharts Konzept der Vermittlung in Frage gestellt und schließlich auf Drängen des Kölner  Erzbischofs mit einer päpstlichen Bulle beantwortet, die sich vor allem danach ausrichtete, wie einzelne Sätze Eckharts in dieser Szene aufgenommen wurden.

Das ANR-DFG Forschungsprojekt „Meister Eckhart und die Kirchenväter“ steht mit diesen Untersuchungen in Verbindung:  Meister Eckhart bezieht sich in seinen volkssprachlichen Predigten zu seiner Legitimation auch auf die Tradition der Kirchenväter. Ich habe diese Art der Aufnahme solcher Traditionen bereits in der Geschichte des Modells „Vita activa – vita contemplativa“ dargestellt. Das „Buch „Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler“ erschien 2018 mit Ergänzungen neu. (Wiss. Buchges. Darmstadt) Auf dieser Spur können weitere Themen Meister Eckharts mit besonderen Bezügen zu Väter-Traditionen verfolgt werden: der Bezug zur Metaphorik von Licht und Dunkel bei Dionys Ps. Areopagita, z. B. in der deutschen Predigt Nr. 71, ferner der auf Origenes zurückgehende Praxisbezug in Eckharts Fassung der Lehre von der Gottesgeburt, in der er eine Alternative zur Kontemplationslehre aufstellt.  

Neben dem Thema Aktion-Kontemplation wird auch das Thema „Liebe“ bei Augustin, Meister Eckhart und Marguerite Porete“ – auch in der weiteren Spiritualitätsgeschichte – sowie die Rezeption des Cassian bzw. der Mönchs-Spiritualität bearbeitet. Ein weiteres Projekt ist der Zusammenhang zwischen der Tugendlehre Meister Eckharts und der Antike sowie der Wandel der antiken heidnischen und christlichen „Bildung-Paideia-Literatur“ (bei den Kappadoziern und Evagrios) in der Transformation bei Meister Eckhart zur „Entbildung“. 

Publikationen

Vorträge

  • "Gottes Gegenwart erfahren: Marguerite Poretes Liebesvisionen. Eine Provokation für die Kirche":
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