Promotionsthema:
Auf dem Weg zu einer partizipativen Kirche. Liturgiewissenschaftliche Perspektiven der philippinischen Theologie und Praxis für Theologie und Praxis der Liturgie in Deutschland
Kirchenschließungen, Gemeindezusammenlegungen und Sparzwänge umschreiben eine neue Lage, die nahezu alle deutschen Bistümer erfasst hat. Die Kirche wird in ihrem Selbstverständnis und in ihren Vollzügen angefragt. Besonders ist hiervon die Liturgie betroffen: Aufgrund des Priestermangels und immer größer werdenden Pfarreien wird es auch immer schwieriger, die sonntägliche Eucharistiefeier zu feiern. Die wissenschaftliche Theologie nimmt diese Entwicklung wahr, indem sie versucht, diesen Wandel zu deuten und Kriterien für Lösungsmodelle zu entwickeln. Dabei wird auch zunehmend versucht, weltkirchlich zu lernen, da in anderen kulturellen Kontexten Diözesen kreative Lösungsmöglichkeiten gefunden haben. So gibt es seit mehreren Jahren einen intensiven Austausch zwischen einigen deutschen Diözesen und den Philippinen.
In diesem Kontext stellt das vorliegende Dissertationsprojekt die folgende Frage:
Welche theologischen und praktischen Impulse kann die philippinische Ortskirche für die deutsche Ortskirche liefern, um eine Kriteriologie und Praxismodelle für die (Neu-)Gestaltung von Liturgie in großen Pastoralräumen zu entwerfen?
Diese zentrale Forschungsfrage lässt sich in verschiedene Fragen aufschlüsseln:
· Worin drückt sich der Strukturwandel in deutschen Bistümern aus und was bedeutet dies für die Liturgie?
· Welche anderen Formen des Gottesdienstes und der Feier der Liturgie gibt es auf den Philippinen? Wie stehen diese anderen gottesdienstlichen Feiern und die Eucharistie zueinander und wie sieht die Leitung durch Laien aus?
· Inwiefern können philippinische Handlungsmodelle als eine Anregung für eine deutsche Praxis gelten? Was sind (kulturelle) Grenzen dieser Modelle?
Promotionsthema:
Gottesdienste und Gedenkfeiern nach Großkatastrophen in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit. Eine liturgiewissenschaftliche Analyse
Seit einigen Jahren begegnen in Deutschland in wachsender Zahl Trauer- und Gedenkfeiern nach Großkatastrophen, sogenannte Disaster Rituals. Sie werden anlassbezogen vorbereitet, variieren entsprechend in Gestalt, Ort und Aussage, sind in unterschiedlicher Weise mit Religionen und Weltanschauungen verbunden und stellen eine neue Feierform dar. Diese Feiern waren bisher kein Gegenstand systematischer Forschung innerhalb der katholischen Theologie, obwohl dies aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Wirkung dringend erforderlich ist. Das vorliegende Promotionsprojekt will sich aus liturgiewissenschaftlicher Sicht diesen Disaster Rituals zuwenden. Dabei gilt das Interesse in erster Linie den Feiern und Ritualen des Trauerns und Gedenkens als komplexem Handlungsgeschehen nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahre 2002. Das Totengedenken unmittelbar nach dem tragischen Geschehen und die seit zehn Jahren praktizierten jährlichen Trauerfeiern werden als paradigmatisch für die Rolle der christlichen Kirchen innerhalb von Disaster Rituals, öffentlichen Trauer- und Gedenkfeiern nach Katastrophen, verstanden. Es soll gefragt werden, ob und wie hier bisher liturgiewissenschaftliche Überlegungen bei der Gestaltung eine Rolle spielten. Es wird auch nach der theologischen Konzeption solcher Feiern in säkularisierter Gesellschaft und den anthropologischen, liturgietheologischen und ekklesiologischen Implikationen gefragt werden. Von dieser Analyse ausgehend wird der Versuch der Entwicklung einer liturgiewissenschaftlichen Systematik unternommen, welche immer wieder an solche Feiern angelegt werden kann. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf den Umstand gerichtet werden, dass bei den sogenannten Disaster Rituals oft ein großer Anteil an Nichtchristen beteiligt ist. Hier gilt das Interesse der Frage, wie sich dies aus theologischer Sicht auf die Gestaltung der Feier auswirken muss. Dabei werden gerade auch Fragen der Verständlichkeit von Symbolen und Sprache eine Rolle spielen. Die sich aus diesen Überlegungen ergebenden Konsequenzen sollen dann soweit dies möglich ist in die zu erarbeitende Systematik einbezogen werden.
Promotionsthema:
Initiationssakramente in kleinen Liturgiken zwischen 1848 und 1884
Das Promotionsprojekt untersucht eine Reihe kleiner, populärer Liturgiken, die in größerer Anzahl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum entstanden sind. Diese zumeist von Welt- und Ordenspriestern verfassten Werke versuchen verschiedene Aspekte der Liturgie allgemeinverständlich zu erklären und dieses Wissen damit unterschiedlichen Gruppen ihrer Gemeinden zur Verfügung zu stellen.
Diese bislang nicht berücksichtigte Quellengruppe wird vergleichend auf ihre Verfasser und Adressaten, Intention, Aufbau und Gewichtung der Inhalte, sowie die Art der Erklärungen untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf die besonders stark mit Katechese und liturgischer Unterweisung verknüpften Sakramente der Initiation in diesen Werken. Auch die Einbettung in dem soziokulturellen, kirchenpolitischen und bildungsgeschichtlichen Kontext dieser Werke soll dabei untersucht werden.
Das Projekt wird diese Liturgiken für den Zeitraum zwischen 1848 und 1884 erfassen und untersuchen. Vom 22.–26. Oktober 1848 tagte die erste „Versammlung der deutschen Bischöfe“ in Würzburg, um auf die Unruhen durch die Revolutionen des Jahres 1848 zu reagieren und beschloss unter anderem die Entstehung eines Volksmissals. Auch wenn dieses Unterfangen schnell in Vergessenheit geriet, so zeigt es das auch bei den Bischöfen bestehende Interesse, den Gläubigen Liturgisches Wissen zugänglich zu machen. Mit dem Jahre 1884 (Erstauflage des „Schott“-Messbuchs) endet der Untersuchungszeitraum.
Promotionsthema:
Baptismal Remembrance: Forming Christian Identity in Diaspora Contexts
Martin Luther's understanding of baptism is one of the significant driving forces of his theology. It forms the basis for Christian identity, and he emphasized a daily remembrance of this ontologically transforming reality. Throughout history, particularly in recent years among some churches within the Lutheran tradition, there has been a growing awareness of liturgies of baptismal remembrance. This study will take a look at the baptismal theology of Martin Luther and the idea of "remembering" one's own baptism as an act of Christian identity formation. The history, development, and ritual expressions of liturgies of baptismal remembrance will also be addressed. Finally, this project will investigate the significance of these learnings in light of diaspora contexts. The two primary contexts will serve as case studys of how Christian identity in such minority contexts might be formed through such ritual encounters. These contexts are the former East Germany and the Pacific Northwest Region of the United States.
Promotionsthema:
Die Rezeption der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils im Bistum Berlin
Seit kurzem wird die Realisierung der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den deutschsprachigen Bistümern untersucht. Ortskirche und Gemeinde rücken in den Mittelpunkt des Interesses. Dieses Forschungsprojekt konzentriert sich auf das Bistum Berlin. Gerade die Berliner Ortskirche stellt ein sehr spannendes Forschungsobjekt dar, um sich mit der Rezeption der Liturgiereform auf lokaler Ebene zu beschäftigen. So leben die katholischen Christen dieser Diözese nicht nur in einer großen Weltmetropole und in einer weiten, ländlichen Region, sondern auch in einem Gebiet, das sich durch eine doppelte Diasporasituation auszeichnet, die Konsequenzen für die Liturgie mit sich bringt. Auch wenn noch viele evangelische Christen in diesem Landstrich leben, bekennt sich doch die große Mehrheit der Bevölkerung zu keiner Religion. Diese besondere Ausgangslage ist aus mentalitätsgeschichtlichen Gründen für eine liturgiewissenschaftliche Arbeit von großer Bedeutung.
Höchst interessant ist zudem die Situation des Bistums zur Zeit des Kalten Krieges und damit die andere Diasporasituation. Während der größere Teil der Gläubigen im kulturell pluralen Westberlin wohnte, sahen sich die ostdeutschen Gläubigen einer atheistischen Diktatur gegenüber, die das freie Ausleben des Glaubens nach Möglichkeit systematisch behinderte. Ein besonders eindrucksvolles Zeugnis dafür ist die Eingabe von Kardinal Döpfner für die Konzilsberatungen. Er bietet eine gründliche Zeitanalyse, gepaart mit Empfehlungen für eine Reform der Liturgie vor dem Hintergrund einer Kirche in der Diaspora.
Auf die Zeit jener einzigartigen politischen Ost-West-Situation, in der sich die Diözese befand, soll das Hauptaugenmerk dieser Dissertation gelegt werden. Dazu werden neben der Rezeption auf Bistumsebene auch Rezeptionsprozesse in verschiedenen Pfarreien untersucht.
Promotionsthema:
Die liturgischen Schriften und Textausgaben des Hamburger Domdekans Albert Krantz (1448–1517) als Beispiele einer Hamburger Liturgiereform der Übergangszeit
Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit den liturgischen Schriften und Textausgaben des Hamburger Domdekans Albert Krantz. Diese Quellen aus der Übergangszeit geben Aufschluss über eine Tendenz hin zu Vereinheitlichung der liturgischen Riten des Hamburges Sprengels unter der Aufsicht des Domdekans. Die Rubriken und Marginalien in den gedruckten Werken ermöglichen einen Einblick in die liturgische Praxis in Hamburg kurz vor der Reformation und lassen auch auf einen eingeschränkten lutherischen Gebrauch der Krantzschen liturgischen Quellen in nachreformatorischer Zeit schliessen. Die theoretischen Abhandlungen von Albert Krantz über die Liturgie sollen auẞerdem ideengeschichtlich in die allegorische Auslegungsgeschichte der Liturgie eingeordnet werden.
Andreas Wenzel ist Pfarrer in der Kirche von England (Church of England) und derzeit als Kaplan an St Peter’s, Horbury und St John’s, Horbury Bridge tätig.
Promotionsthema:
Religiöse Schulfeiern unter den Bedingungen weltanschaulicher Pluralität
Schulen als Ort von Liturgie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sich die Schulgemeinschaft in Gottesdiensten vor Gott versammelt, ihren Glauben bekennt und den Alltagsraum Schule so religiös/spirituell durchdringt. Liturgische Feiern in der Schule dienen deshalb neben der Begleitung des Kirchenjahres auch zur Strukturierung und Begleitung des schulischen Lebens und der persönlichen Entwicklung von Schüler:innen. Im Rahmen des zunehmenden religiösen Pluralismus an Schulen ergeben sich allerdings mit klassischen konfessionellen, aber auch mit christlich-ökumenischen Gottesdiensten diverse Probleme. Nichtchristliche Schüler:innen können sich als der Schulgemeinschaft nicht voll zugehörig empfinden und zudem von christlichen Gottesdiensten vereinnahmt oder schlicht „überrumpelt“ werden. Zudem stellt sich die Problematik, wie man mit der zunehmenden Zahl von Schüler:innen umgehen kann, die sich zwar keiner Konfession zugehörig fühlen, aber dennoch nach einer Beziehung zum Transzendenten suchen oder einen privaten Glauben ausgebildet haben können.
Die Arbeit möchte sich diesen Problemen zuwenden, indem sie Praxisbeispiele reflektiert und systematisiert. Auf diese Weise soll sich den Konsequenzen von religiöser Pluralität an Schulen für eine Ritualpraxis angenähert und Chancen sowie Herausforderungen des Prozesses religiöser und weltanschaulicher Pluralisierung auf die liturgische und rituelle Gestaltung von Schulfeiern reflektiert werden. Zudem soll über die sich daraus ergebende Rolle der Kirche(n) nachgedacht werden.
Hierbei wird die Frage gestellt: Wie lassen sich Schulfeiern im Jahreskreis unter den Bedingungen religiöser Pluralität gestalten?
Annika Bender
Der christliche Sonntag. Theologische Bedeutung und gesellschaftliche Relevanz aus liturgiewissenschaftlicher Perspektive
(Erfurter Theologische Studien 114)
Würzburg: Echter 2018
ISBN 978-3-429-05333-8
24,00 €
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Habilitation zum Thema
Friedlicher Kreuzzug und fromme Pilgerschar. Liturgiehistorische Studien zur Heilig-Land-Wallfahrt aus dem deutschen Sprachgebiet zwischen Mitte des 19. Jahrhunderts und 1914 im Spiegel von Pilgerberichten
Seit 01.10.2009 Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Ruhr-Universität-Bochum
Stephan George
Bestattung und katholische Begräbnisliturgie in der SBZ/DDR. Eine Untersuchung unter Berücksichtigung präskriptiver und deskriptiver Quellen
(Erfurter Theologische Studien 89)
Würzburg: Echter 2006
ISBN: 978-3-429-0283-4
14,90 €
Ausgezeichnet mit dem Erich-Kleineidam-Preis
Matthias Hamann
Der Liber Ordinarius Hallensis 1532 (Staatsbibliothek Bamberg, Msc. Lit. 119). Liturgische Reformen am Neuen Stift in Halle an der Saale unter Albrecht Kardinal von Brandenburg
(Jerusalemer Theologisches Forum 27)
Münster: Aschendorff 2014
ISBN: 978-3-402-11028-7
74,- €
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Abstract zur Promotion von Propst Dr. Matthias Hamann:
Im Jahre 1520 hat Albrecht Cardinal von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg und Mainz, in seiner Residenz Halle ein Kollegiatsstift zu Ehren der hll. Mauritius und Maria Magdalena sowie des hl. Erasmus gegründet, das sogenannte Neue Stift. Dafür ließ er die vormalige Dominikanerkirche umbauen und mit zahlreichen Kunstwerken ausstatten. Der Altarzyklus mit 14 Retabeln z.B. wurde in der Werkstatt des Lucas Cranach d. Ä. in Wittenberg geschaffen, aber auch Dürer und Grünewald arbeiteten im Auftrag Albrechts.
Ebenso gab Erzbischof Albrecht zahlreiche liturgische Bücher in Auftrag, die in verschiedenen Bibliotheken als Handschriften und Drucke erhalten sind. So berühmte Meister wie Nikolaus Glockendon und Hans Sebald Beham illuminierten die kostbaren Codices und ausgewiesene Meister des Buchdrucks wie Stuchs in Nürnberg oder Lotter in Leipzig stellten die Drucke her, die im Neuen Stift in Halle verwendet wurden.
Zu diesem wertvollen Bestand gehört auch eine Handschrift, die im Jahr 1532 fertiggestellt wurde und sich heute unter der Signatur Msc. lit. 119 in der Staatsbibliothek Bamberg befindet. Darin sind die liturgischen Feiern des Stundegebetes und der Messe am Neuen Stift beschrieben, Anordnungen zu deren Feier gegeben und andere liturgische Ordnungen festgehalten worden. Der Codex ist als Liber Ordinarius anzusprechen, einer Buchgattung, die im 12. Jahrhundert entstanden ist und als mittelalterliches Direktorium verstanden werden kann. Die Anordnungen wollen die vorgegebene römische Liturgie an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse anpassen und lokales Brauchtum integrieren. Damit sind Libri Ordinarii hervorragende Dokumente für die Feier mittelalterlicher Liturgie an bestimmten Kathedral-, Stifts-, Kloster- oder Pfarrkirchen und von besonderem Wert für die Liturgiegeschichtsforschung.
Das Promotionsprojekt hat zum Ziel, den Text dieses umfangreichen Codex zu editieren. Außerdem soll das detaillierte Prozessionswesen der Stiftskirche untersucht und dargestellt werden, besonders im Hinblick auf das Hallische Heilthum, eine der bedeutendsten Reliquiensammlung, die von Albrecht von Brandenburg zusammengetragen worden war.
Besonders interessant dürfte die Rolle des Neuen Stiftes, seines Gründers Albrecht von Brandenburg und seiner berühmten Kanoniker im Hinblick auf die beginnende Reformation sein. Der Propst Michael Vehe und der Kanonikus Crotus Rubeanus (1520/21 Rektor der Universität Erfurt und Verfasser der Dunkelmännerbriefe) waren als Reformtheologen an den Religionsgesprächen 1534 in Leipzig beteiligt. Hatte das "Hallische Trutz-Rom", wie ein Zeitgenosse das Neue Stift nannte, auch in seiner Liturgie reformtheologische Ansätze? Was setzte Albrecht in Halle im gottesdienstlichen Bereich den Wittenberger Reformatoren entgegen? Diese Fragen sind in die Untersuchung einzubeziehen und auszuwerten.
Das Promotionsprojekt versteht sich als Studie zur Erforschung der Liturgiegeschichte Mitteldeutschlands. Als theologischer Beitrag reiht sie sich ein in die Erforschung des Neuen Stifts, die besonders intensiv von Kunsthistorikern und Historikern betrieben wurde und wird. Die Ausstellung der Stiftung Moritzburg in Halle im Herbst 2006 unter dem Titel „Der Kardinal. Albrecht von Brandenburg – Renaissancefürst und Mäzen“ und der gleichnamige zweibändige Katalog geben ein eindrückliches Beispiel dieser
Promotionsthema:
Deutsch in der Liturgie. Die Entwicklung der theologischen Diskussion über die Sprache in den Amtsgebeten der Messe seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Meine Dissertation geht der Frage nach, wie sich die Diskussion über die deutsche Sprache in der Liturgie seit dem zweiten Vatikanum entwickelt hat. Dabei werden die unterschiedlichen Standpunkte der letzten 50 Jahre aufgearbeitet, sowie nach ihren Verbindungen zur Zeitgeschichte und ihren theologischen Implikationen befragt. Es geht um die Fragen der jeweiligen Zeit, die sich beispielsweise mit den Zielgruppen liturgischer Sprache oder deren gendergerechter Artikulation befassen. Thematische Hochgebete und Sondererlaubnisse für bestimmte Gruppen sind dabei ebenso Thema, wie die Erstellung und Vorbereitung des Messbuchs. Es kommen unterschiedliche Vorstellungen von Übersetzung bzw. Übertragung in der theologischen Literatur zur Sprache, sowie die verschiedenen Erneuerungsbestrebungen seit dem Konzil.
Promotionsthema:
Das Krankenhaus als Ort der Liturgie. Rituale und Feierformen in der Begleitung kranker und sterbender Menschen
In der Situation der Krankheit und des Sterbens bricht die Existenzangst des Menschen auf. Die unentrinnbare Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit führt den Menschen zu Fragen nach der Sinndeutung seines Lebens. Unabhängig vom Grat der Vertrautheit mit religiösen, christlichen Traditionen entsteht im Kontext dieser existentiellen Erfahrungen von Krankheit, Tod und Sterben die Sehnsucht nach Ausdruckformen und Ritualen, die Halt vermitteln und Empfindungen zu artikulieren vermögen. In Deutschland sterben mehr als 70% der Menschen an Orten des institutionalisierten Krankseins und Sterbens – sprich in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Hospizen. Damit lässt sich an diesen Lebensräumen die Sehnsucht nach einer rituellen Gestaltung und Begleitung in der Situation der existenziellen Bedrohung und Angst verorten.
Das Dissertationsprojekt untersucht aus liturgiewissenschaftlicher Perspektive die Begleitung und rituelle Gestaltung von Krankheit und Sterben im Krankenhaus. Den Fokus bilden dabei neuentstehende, nichtsakramentale Feierformen und Rituale, die sich im Kontext des Praxisfelds der Seelsorge im Krankenhaus, als Abbild der gegebenen Gesellschaftsstruktur einer multiplen Moderne, entwickeln. Zentral ist dabei die Frage nach den Motiven und Hintergründen der Entwicklung neuer Rituale und Feierformen in der Krankenhausseelsorge, unter Berücksichtigung religionssoziologischer und soziokultureller Faktoren, anthropologischer, medizinsoziologischer und medizintechnischer Entwicklungen, sowie liturgietheologischer Überlegungen und des Einflusses gesundheitspolitischer Veränderungen auf die Krankenhauslandschaft. Ausgehend von der Analyse der Beweggründe werden die daraus resultierenden anthropologischen, liturgietheologischen und ekklesiologischen Implikationen für die Gestaltung und Konzeption untersucht.
Das Interesse der Analyse der pastoralen Praxis geht dabei über die in den vergangenen Jahren entstandenen Eigenliturgien und Handreichungen zum Sterbesegen diverser Bistümer hinaus und richtet sich auf die vielfältigen liturgischen Formen und pluriformen Gestalten, die sich in der Praxis der Krankenhausseelsorge etabliert haben. Auf dem Hintergrund der Untersuchungen entsteht dann, eine Kriteriologie und Systematik der Feierformen und Rituale der Gegenwart im institutionellen Umfeld des Krankenhauses.
Promotionsthema:
Die Mehrdimensionalität der Liturgie. Zur Bedeutung der Liturgie für die polnischen Migranten in Deutschland.
In meinem Dissertationsprojekt gehe ich davon aus, dass die sich durch bestimmte National- und Kulturprofile charakterisierende Migrantengruppe die Feierform der Liturgie beeinflusst, gestaltet und um für diese Gruppe typische Erfahrungsfelder bzw. Dimensionen (wie z. B. Gestaltung des Gottesdienstes, Marienfrömmigkeit, Volksfrömmigkeit, eigene Elemente bei der Feier der einzelnen Sakramente und Sakramentalien, Heiligenverehrung, patriotisch geprägte Kirchenlieder, liturgische Paramente, Gebete, Wallfahrten und Andachten) erweitert.
Am Beispiel der polnischen katholischen Migrantengruppe in Deutschland wird die Mehrdimensionalität, Vielgestaltigkeit und Bedeutung der Liturgie für die Bewahrung der religiösen, sozialen und nationalen Identität der Migranten untersucht. Die Ausgangsthese wird von Robert Schreiter in seiner Aussage bekräftigt, dass die Religionsausübung „ein roter Faden werden könnte, der die Migranten mit ihrem Heimatland verbindet und ihnen in ihrer neuen Umgebung einen Sinn von Orientierung bietet.“
Die Arbeit befasst sich in ihrer Vielfältigkeit mit den Theorien des unterschiedlich wahrgenommenen religiösen Denkens in Bezug auf Liturgie und Volksfrömmigkeit sowie mit den darin enthaltenen unterschiedlichen Mentalitäten, dem nationalen Bewusstsein und mit dem kulturellen, geschichtlichen und religiösen Profil der jeweiligen Gesellschaft.
Samuel-Kim Schwope
Gesandt, nicht geweiht? Sendungs- und Beauftragungsfeiern von Gemeinde- und Pastoralreferentinnen/-referenten
(Erfurter Theologische Studien 116)
Würzburg: Echter 2020
ISBN: 978-3-429-05480-9
24,-€
Weitere Informationen finden Sie hier.
Balthasar-Fischer-Preisträger 2020
Abstract:
Das Dissertationsvorhaben will sich der Frage nach ekklesiologischer Identität und Profil der pastoralen Laienmitarbeiter mit Schwerpunkt auf den Sendungs- und Beauftragungsfeiern von Gemeinde- und Pastoralreferenten stellen und einen besonderen Augenmerk auf die Entwicklung im Bistum Dresden-Meißen setzen. Nach Einführung und Etablierung dieser Berufe in der Kirche entstanden im deutschsprachigen Raum liturgische Beauftragungsformen im Rahmen von Eucharistiefeiern, die die ortskirchliche Missio zum Ausdruck brachten und sich bis in die Gegenwart weiterentwickeln. Die Feiern haben bisher in den Diözesen den Stand eines Eigenritus, der dementsprechend von Bistum zu Bistum unterschiedlich ausgeprägt und mit unterschiedlichen theologischen Aussagen und Gewichtungen verbunden ist.
Für eine kleine Kirche in der Diaspora bedarf es an den Berührungspunkten zur Umwelt sowie in der Binnenkommunikation klare Vollzüge und Rollenbeschreibungen. Sowohl in der Innen- als auch in der Außenwirkung kann sie nur so überzeugend leben und handeln. Wie eingangs erwähnt übernehmen Gemeinde- und Pastoralreferenten dabei immer mehr Aufgaben, trotz einer ekklesiologischen Unbestimmtheit ihres Dienstes. Deutlich wird dies auch in dem entscheidenden Ritual für diesen Dienst – der Sendungs- bzw. Beauftragungsfeier. Die Unklarheiten dieser Feier erfordern liturgietheologische und ekklesiologische Klärung, die diese Arbeit vornehmen soll.
Mit dem konkreten Blick in die lokale Kirchenentwicklung kann formuliert werden, dass es sich dabei um eine der Zukunftsfragen der Kirche in der Diaspora handelt. Die zu untersuchenden Rituale sind kein liturgisches Beiwerk oder schmückendes Element, sondern entscheidende Einführungsrituale, die in verschiedener Richtung sprechen, Rollen zuweisen und Aufgaben übertragen. Sie haben performative Wirkung für die Betroffenen, in grundlegenden Gesichtspunkten auch für die Kirche und die Gläubigen, weil darin Christsein in einer konkreten pastoralen Berufung entscheidend geprägt wird.
Dem beschriebenen Desiderat einer tieferen und ausführlicheren Verknüpfung von liturgiewissenschaftlicher Analyse der Sendungsfeier und ekklesiologischer Begründung des pastoralen Laiendienstes soll mit dieser Arbeit begegnet werden.
Stephan Winter
Liturgie – Gottes Raum. Studien zu einer Theologie aus der lex orandi
(Theologie der Liturgie Bd. 3)
Regensburg: Pustet 2013
ISBN: 9783791724911
64,-€
Weitere Informationen finden Sie hier.
Inhaber des Lehrstuhls Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen (auf dieser Seite auch eine ausführliche Publikationsliste).
Promotionsthema:
Liturgie im gesellschaftlichen Umbruch. Romano Guardinis Reformtheologie im historischen Kontext der Weimarer Republik
Die Liturgiekonzepte der Liturgischen Bewegung in Österreich und Deutschland sollen vor dem Hintergrund der geistigen und kulturellen Situation der Zwischenkriegszeit dargestellt werden. Das Leben in Westeuropa zeichnete sich bereits seit der Industrialisierung durch eine extreme Dynamik aus, die seit der Jahrhundertwende besonders im Bürgertum zu Krisenwahrnehmungen und Aufbruchsbewegungen führte und sich im ausgehenden Kaiserreich und in der Weimarer Republik durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die folgenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüche radikalisierte.
In dieser geistigen Situation praktizierten und reflektierten katholische Theologen die Liturgie als Ort, an dem die Kirche als eine objektive Gemeinschaft erfahrbar werde. Als Grund für ihre neu akzentuierte theologische und seelsorgliche Arbeit führten sie die Aktualität katholischer Liturgie an, die Antworten auf zeitgenössische Fragen und Probleme gebe. Die Liturgische Bewegung des 20. Jahrhunderts nahm die Umbrüche nach dem Ersten Weltkrieg als Kairos für die katholische Liturgie wahr und kann als „religiös-politische Positionierung des Katholizismus in der Moderne“ (C. Arnold) nach der sog. Modernismuskrise verstanden werden. Trotz starker Differenzen zwischen den als modernistisch verurteilten Theologen einerseits und der Liturgischen Bewegung andererseits besteht eine Kontinuität in der missionarischen Ausrichtung der Theologie, nämlich dem gemeinsamen Grundanliegen, die Plausibilität des Christlichen zu zeigen. Aufgrund dieser missionarischen Ausrichtung sind auch die liturgiebezogenen Begrifflichkeiten durch außertheologisches Denken geprägt. Parallelen und Bezüge zur außerkirchlichen Kulturkritik sollen einbezogen werden, um das Liturgieverständnis der verschiedenen Träger der Liturgischen Bewegung zu untersuchen.
Begrifflichkeiten, die als charakteristisch für die Liturgische Bewegung gelten, sollen mithilfe der oben dargestellten zeitgenössischen Kulturkritik kontextualisiert werden. Dadurch soll deutlich werden, was als ‚Objektivität’ der Liturgie verstanden wurde. Dabei wird besonders auf Unterschiede innerhalb der oft als homogene Bewegung dargestellten Trägergruppe geachtet. Die Idee der ‚Objektivität’ soll auch vor dem Hintergrund der beiden Grundfragen des Modernismusstreits – Glaube & Erfahrung und Glaube & Geschichte – untersucht werden. Der Zusammenhang von Glaube und Erfahrung ist insbesondere hinsichtlich der mysterientheologischen Idee der Vergegenwärtigung der Heilsgeschichte durch die Liturgie relevant. Das Verhältnis von Glaube und Geschichte wird im epochalen Denken und der Normativität bestimmter Epochen immer wieder thematisiert. Beides sind zentrale Motive in den Texten der Liturgischen Bewegung, die untersucht werden.