Über die Veranstaltung
Ziel der Vortragsreihe ist es, die Diskurse und Praktiken des späten Polytheismus zu untersuchen, um zu verstehen, ob und wie sich diese Kulte zwischen der zweiten Hälfte des vierten und dem Ende des fünften Jahrhunderts entwickelt haben. Die Geschichtsschreibung betrachtet die nachkonstantinische Zeit oft als eine Zeit der Krise und des Verfalls der traditionellen Religionen. Die polytheistischen Kulte verschwanden jedoch nicht sofort, und ihre Praxis passte sich den rechtlichen und institutionellen Veränderungen des Reiches an. In den vier Vorträgen wird untersucht, wie sich die späten polytheistischen Kulte in ihrer räumlichen, rituellen und sozialen Dimension entwickelten. Einem chronologischen Ablauf folgend wird zunächst die Frage gestellt, ob der Polytheismus in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts durch die Ausbreitung des Christentums und die damit einhergehende Umkehrung der Machtverhältnisse zugunsten der Christen gegenüber den Heiden beeinflusst wurde. Zweitens werden wir versuchen zu klären, wie die traditionellen Riten, insbesondere die Opfer, am Ende des 4. Jahrhunderts neu organisiert wurden und ob es angemessen ist, wie mehrere neuere Studien behaupten, von Privatisierung oder Krypto-Heidentum zu sprechen. Schließlich werden wir den sozialen Status der polytheistischen Akteure untersuchen, um die oft vertretene Vorstellung zu überprüfen, dass sich die traditionelle Religion vor allem im 5. Jahrhundert allmählich vom städtischen in den ländlichen Raum verlagerte.
02.12.2024 | Teil III: New sacrifices? Performing orthopraxy in the fourth and fifth centuries
Dieser Vortrag wird einige Gedanken zum Thema Tieropfer im spätantiken Römischen Reich enthalten. Um die Opfer in der Spätantike zu erforschen, müssen wir uns von dem Paradigma der „Überbleibsel“ lösen - heidnische Rituale, die weiterhin fernab der Stadt, wenn nicht sogar im Geheimen gefeiert wurden (was manchmal als „Krypto-Heidentum“ bezeichnet wird). Wir werden uns auf die zweite Hälfte des vierten und frühen fünften Jahrhunderts konzentrieren, die oft als das Endstadium des Polytheismus und seiner Opferpraktiken angesehen werden. Ziel ist es, zu zeigen, dass jenseits der Prozesse der Vergeistigung und des Niedergangs, die die Geschichtsschreibung den Opfern in der Spätantike zuschreibt, die antiken Quellen vielmehr belegen, dass das Opfer (einschließlich der Tieropfer) weiterhin ein wesentliches Element der religiösen Konzeption im Römischen Reich war.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es sinnvoll, die Untersuchung städtischer Kontexte (Rom, Antiochia, Athen) mit der Analyse ländlicher Kontexte zu verbinden, wie z. B. der ländlichen Gegend um Turin oder den Tälern von Trient (z. B. Maximus von Turin, Predigten und Vigilius von Trient, Briefe). Die Analyse wird es uns ermöglichen, die Modelle der „heidnischen Persistenz“ oder der „Ländlichkeit des Heidentums“ zu überdenken, die immer noch zur Untersuchung der späten polytheistischen Opfer verwendet werden.
- 18.11.2024 | Teil I: The “last pagans” and the “end of paganism”: ancient and modern discourses
- 25.11.2024 | Teil II: Multiple initiations for the late antique elite: polytheistic dynamism or pagan crisis?
- 09.12.2024 | Teil IV: Who really are the hellenes and the pagani in the fifth-century Roman Empire?
Diese Veranstaltung aus der Reihe der Monday Lectures wird vom Max- Weber-Kolleg für kultur- uns sozialwissenschaftliche Studien organisiert.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.