Die katholische Kirche befindet sich – nicht nur – in Deutschland in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Schon die Diskussionen, die auf und um den Synodalen Weg geführt werden, dokumentieren das. Selbstverständnis von Kirche, Umgang mit Missbrauchsopfern, Fragen von Inhalten und Praxen des Glaubens, Rollen von Frauen, Amt und Partizipation der Getauften – man könnte und müsste die Reihe der Themen in der aktuellen Debatte lange fortsetzen. Was manchmal übersehen wird: Auch die Liturgie ist mit allen Facetten von diesem Transformationsprozess betroffen.
Gleich zu Beginn des Jahres 2022 rücken die Geburtstage zweier römische Kaiser in den Fokus, über die es sich zu reflektieren lohnt: Kaiser Konstantin I. († 337) erblickte nach dem Urteil mancher Historiker vor 1750 Jahren, am 27. Februar 272, das Licht der Welt. Auch wenn diese Datierung nicht unwidersprochen ist und man für Konstantins Geburtsjahr die verschiedensten Vorschläge zwischen 270 und 288 lesen kann, soll sie hier dennoch wegen des ‚runden‘ Jubiläums aufgegriffen werden. Historisch gesicherteren Boden betreten wir beim zweiten Jubilar: Am 11. Januar 347, also vor 1675 Jahren, wurde Theodosius I. (347–395) geboren. Beide Männer eint mehr als das bloße Kaiseramt und der ihnen später verliehene Ehrentitel „der Große“.
Was sich derzeit im Osten Europas ereignet, schockiert nicht nur wegen Tod und Leid so vieler Menschen. Es schockiert und macht sprachlos, weil es mit der Hinfälligkeit völkerrechtlicher Vereinbarungen konfrontiert und die Frage aufwirft, ob im Zusammenleben der Völker nicht Stärke und Überlegenheit das einzig gültige Prinzip sind, an dem sich entscheidet, was Recht und was Unrecht ist. Diese Erfahrung ist nicht neu und wurde bereits in der Antike diskutiert und theoretisch reflektiert.