Dr. Konstanze Baron

konstanze.baron@uni-erfurt.de

Gastwissenschaftlerin (Forschungszentrum Gotha)

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Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt (FZG)
Schloßberg 2
99867 Gotha

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Curriculum Vitae

Seit 05/2024

Gastwissenschaftlerin am Forschungszentrum Gotha

04/2023 – 10/2023

FONTE-Stiftungsgastprofessorin für französische und italienische Literaturwissenschaft

Institut für Romanistik, Humboldt-Universität zu Berlin

10-11/2020 u. 06-07/2021

Stipendiatin am Deutschen Studienzentrum Venedig

Projekt: „Jean-Jacques Rousseau als Gesandter“

06/2015 – 10/2022

Akademische Rätin a. Z. / Assistentin am Lehrstuhl von Susanne Goumegou

Romanisches Seminar, Eberhard Karls Universität Tübingen

2015 – 2016

Postdoctoral Fellowship der Volkswagenstiftung

Mahindra Humanities Center, Harvard University

Projekt: „Giving an Account of Oneself. Ethical Violence and the Subject of Autobiography“

04/2009 – 05/2015

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA)

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

12/2010

Promotion zum Dr. phil.

Fachbereich Literaturwissenschaft, Universität Konstanz

Titel der Dissertation: „Diderots Erzählungen. Die Problemnovelle der Aufklärung im Spannungsfeld von Moralphilosophie und ästhetischer Praxis“ (Gutachter:innen: Ulrike Sprenger, Heinz Thoma)

01/2008 – 3/2009

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Exzellenzcluster EXC 16 „Kulturelle Grundlagen von Integration”

Universität Konstanz

2006 – 2007

Internationaler Forschungsaufenthalt

Humanities Center, Johns Hopkins University

04/2002 – 03/2006

Promotionsstipendiatin

DFG-Graduiertenkolleg „Die Figur des Dritten”

Universität Konstanz

2001 – 2002

Diplom-/Aufbaustudiengang (D.E.A.) „Histoire et sémiologie du texte”

Université Denis Diderot – Paris VII

2000 –2001

Master (M.St.) „European Literature”

Queen’s College, University of Oxford

1997 – 2000

Bachelor (B.A.) „Modern History and Modern Languages – French”

Queen’s College, University of Oxford

Forschungsprojekt

Politik des Trosts.

Francesco Guicciardinis Oratio Consolatoria (1527) im Gattungskontext der consolatio

Zu den antiken Traditionen, die im Zeitalter der Renaissance wiederentdeckt und -belebt werden, gehört auch die philosophisch-rhetorische Gattung der consolatio. Trost zu spenden in Anbetracht der Widrigkeiten des Lebens, wie z.B. Alter, Krankheit, Krieg oder Exil, gilt den Menschen der Renaissance als eine der wichtigsten geselligen Pflichten; es gehörte auch zu den Standard-Aufgaben von professionellen Schreibern und Humanisten, die im Dienst weltlicher oder kirchlicher Mäzene standen. Sie kamen dieser Pflicht zumeist umso lieber nach, als sie auf diesem Wege ihre umfassende Kenntnis der antiken Trost-Topiken und ihre Vertrautheit mit historischen Exempeln demonstrieren konnten. Unterstützt wurden sie dabei von Briefstellern und Topoi-Sammlungen, die ‚Trostgründe‘ für die verschiedenen Anlässe nutzerfreundlich aufbereiteten. Von besonderem Interesse aus heutiger Sicht sind indes solche Schriften, welche die antiken Modelle nicht einfach nur paraphrasieren, sondern deren Argumentationen flexibel an die gewandelten Lebensumstände (früh-)moderner Menschen anpassen.

Im Zentrum des Projekts steht genau ein solcher Text: die Oratio consolatoria von Francesco Guicciardini, Florentiner Staatsmann und Heerführer, der nach den Verwerfungen des Sacco di Roma von 1527 seiner politischen Ämter enthoben wurde und in seiner Heimatstadt am Arno einen Prozess wegen Korruption fürchten musste. In dieser Situation schreibt Guicciardini, neben einer Verteidigungs- und einer Anklageschrift in eigener Sache, auch eine consolatio ad se, nach einem bekannten, aber nicht vollständig überlieferten Vorbild von Cicero. Diese eigentlich ganz selbstpraktisch, d.h. auf die Wiederherstellung eines seelischen Gleichgewichts ausgerichtete literarische Form nutzt er geschickt, um sich von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freizuschreiben und seine moralische Integrität unter Beweis zu stellen. Man kann daher die These wagen, dass der Trost bei Guicciardini, vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Gattung überhaupt, ‚politisch‘ wird – und dies in einem doppelten Sine: Politik ist nicht nur sein zentrales Thema, sofern er den Stellenwert der vita activa et politica in seinem Leben reflektiert und die Grenzen seiner Verantwortlichkeit als politischer Akteur auslotet; er praktiziert auch einen durchaus innovativen, dezidiert-strategischen Umgang mit der Gattung, die er von einem Mittel der Seelsorge zu einer Waffe im Kampf um politische Geltung umfunktioniert.

Geplant ist eine deutsche Übersetzung des in italienischer Sprache verfassten Originaltextes. Die Einleitung bettet die Oratio in den Gattungskontext der consolatio ein; dazu werden nicht nur die maßgeblichen antiken Vorbilder aufgerufen, sondern auch die jeweiligen ‚Logiken‘ tröstlichen Argumentierens auf den Punkt gebracht. Intertextuelle Vergleiche zu den beiden anderen Reden Guicciardinis (Oratio accusatoria und defensoria), die dem genus iudiciale zuzuordnen sind, sowie einschlägigen Passagen aus seiner Storia d’Italia sollen dabei helfen, das rhetorische Profil der Trostschrift weiter zu schärfen. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf die Rezeption der Schrift im Zeitalter der Aufklärung, konkret im Werk von Jean-Jacques Rousseau, der daraus wichtige Impulse für seine autobiographischen Projekte geschöpft haben dürfte. Damit wird zugleich eine Lücke in der Rousseau-Forschung geschlossen, welche dessen Verhältnis zum Florentiner Republikanismus anbelangt.

 

Ausgewählte Publikationen

Monographie

  • Diderots Erzählungen. Die Charaktergeschichte als Medium der Aufklärung (= Laboratorium Aufklärung 17), Paderborn: Fink 2014

 

(Mit-)Herausgeberschaften

  • Diderot – Le Génie des Lumières. Nature, Normes, Transgressions, gem. mit Robert Fajen (= Rencontres 366), Paris: Classiques Garnier 2019
  • Perfektionismus und Perfektibilität. Theorien und Praktiken der Vervollkommnung in Pietismus und Aufklärung, gem. mit Christian Soboth (= Studien zum 18. Jahrhundert 39), Hamburg: Felix Meiner 2018
  • Jean-Jacques Rousseau – Im Bann der Institutionen, gem. mit Harald Bluhm (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderbände 38), Berlin/Boston: De Gruyter 2016

 

Aufsätze

  • „Selbstlegitimation durch Fürsprache. Olympe de Gouges und die ‚Affaire Valmont’”, in: Hans Fernández, Beatrice Nickel (Hgg.): Femmes de lettres – Legitimations- und Autorisierungsstrategien weiblicher Autorschaft in romanischen Literaturen (17.-18. Jh.), Hannover: Wehrhahn Verlag [im Druck]
  • „Zwischen Integrität und Integration. Voltaires L’Ingénu als Beitrag zu einer kritischen Sozialphilosophie”, Archiv für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen 260/1 (2023), S. 101-128
  • „Diderot et La Vie des autres”, in: Thomas Klinkert, Adrien Paschoud (Hgg.): Lecteur, acte de lecture et temporalités dans les écrits de Diderot, Zürich: Universitätsverlag 2023, S. 187-209
  • „Diesseits und Jenseits des Zwiespalts. Racines Iphigénie als Grenzfall der Tragödie”, in: Philologie im Netz 90 (2020)
  • „Jean-Jacques Rousseau und die Paradoxien der Wahrheit über sich selbst”, in: Renate Stauf, Christian Wiebe (Hgg.): Erschriebenes Leben. Autobiographische Zeugnisse von Marc Aurel bis Knausgård (= Germanisch Romanische Monatsschrift, Beihefte 97), Heidelberg: Winter 2020, S. 103-120
  • [gem. mit Robert Fajen] „Introduction”, in: Konstanze Baron, Robert Fajen (Hgg.): Diderot – Le Génie des Lumières. Nature, Normes, Transgressions (= Rencontres 366), Paris: Classiques Garnier 2019, S. 11-19
  • „Le bonheur du génie. Remarques sur un problème d’organisation”, in: Konstanze Baron, Robert Fajen (Hgg.): Diderot – Le Génie des Lumières. Nature, Normes, Transgressions (= Rencontres 366), Paris: Classiques Garnier 2019, S. 83-103
  • [gem. mit Christian Soboth] „Einleitung”, in: Konstanze Baron, Christian Soboth (Hgg.): Perfektionismus und Perfektibilität. Theorien und Praktiken der Vervollkommnung in Pietismus und Aufklärung (= Studien zum 18. Jahrhundert 39), Hamburg: Felix Meiner 2018, S. 9-28
  • „Alfierianische Kulturpolitik. Von der Selbstvervollkommnung des Dichters zur Vollendung der Nation”, in: Konstanze Baron, Christian Soboth (Hgg.): Perfektionismus und Perfektibilität. Theorien und Praktiken der Vervollkommnung in Pietismus und Aufklärung (= Studien zum 18. Jahrhundert 39), Hamburg: Felix Meiner 2018, S. 237-258
  • „Performing Enlightenment Freedom: Rousseau and Diderot on the Paradoxes of Moral Action”, in: Enlightenment Liberties / Libertés des Lumières. Actes du séminaire de la Société internationale d'étude du XVIIIe siècle. Sous la direction de G. Ansart, R. Ehrsam, C. Steh et Y. Solomonescu, Paris: Champion 2018, S. 275-303
  • [gem. mit Harald Bluhm] „Einleitung”, in: Konstanze Baron, Harald Bluhm (Hgg.): Jean-Jacques Rousseau – Im Bann der Institutionen (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderbände 38), Berlin/Boston: De Gruyter 2016, S. 9-32
  • „Richter in eigener Sache. Rousseau im Bann der Gerechtigkeit”, in: Konstanze Baron, Harald Bluhm (Hgg.): Jean-Jacques Rousseau – Im Bann der Institutionen (= Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Sonderbände 38), Berlin/Boston: De Gruyter 2016, S. 307-337
  • „Le temps du génie. Diderot et la création artistique”, in: Stéphane Lojkine, Adrien Pachoud (Hgg): Diderot et le temps, Aix-en-Provence: Presses Universitaires de Provence 2016, S. 275-290
  • „Vittorio Alfieri – A Self-Made Classic of the Enlightenment”, in: International Review of Eighteenth-Century Studies, vol. 3 (2017): Enlightenment and Classicism, ed. by Jean-Christophe Abramovici and Daniel Fulda, S. 87-106
  • „Ökonomien der Anteilnahme. Das Interesse als Schlüsselbegriff der Ästhetik des 18. Jahrhunderts”, in: Susanne Schlünder, Andrea Stahl (Hgg.): Affektökonomien. Konzepte und Kodierungen im 18. und 19. Jahrhundert, Paderborn: Wilhelm Fink 2018, S. 151-168
  • „Histoire(s) de caractère. Le programme étho-poétique des contes”, in: Colas Duflo, Luís Manuel A. V. Bernardo (Hgg.): Diderot et la morale (= Cultura. Revista de História e Teoria das Ideias 34), Lisboa: CHAM 2015, S. 111-134
  • „Aphorismus und Dialog. Chamforts Petits dialogues philosophiques im Kontext der französischen Moralistik”, in: Matthias Hausmann, Marita Liebermann (Hgg): Inszenierte Gespräche. Zum Dialog als Gattung und Argumentationsmodus vom Mittelalter bis zur Aufklärung (= Internationale Forschungen zur Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft 173), Berlin: Weidler 2014, S. 245-269
  • „Der Charakter im Spiegel der öffentlichen Meinung. Spekulationen zwischen Essenz und Existenz”, in: Katrin Dziekan, Ingo Pfeiffer, Ute Pott (Hgg.): Menschenbilder im 18. Jahrhundert. Spurensuche in den Museen und Archiven Sachsen-Anhalts, Halle: Mitteldeutscher Verlag 2011, S. 50-62
  • „Bewegte Zeiten. Zur Dynamik der Sittenschilderung in den Texten des Monument du Costume von Johann Heinrich Ebers und Rétif de la Bretonne”, in: Erdmut Jost (Hg.): Sitten der schönen Pariser Welt. Sophie von La Roche und das ‚Monument du Costume‘, Halle: Mitteldeutscher Verlag 2011, S. 102-129
  • „Der Morgenrock des Philosophen oder Was die Dinge mit dem Denken zu tun haben”, in: Fraucke Berndt, Daniel Fulda (Hgg.): Die Sachen der Aufklärung. Beiträge zur DGEJ-Jahrestagung 2010 in Halle a. d. Saale (= Studien zum achtzehnten Jahrhundert 34), Hamburg: Meiner 2010, S. 592-605
  • „Moral und / als Fiktion: Zur Objektivierung des moralischen Urteils in Diderots Erzählungen”, in: Niklas Bender, Steffen Schneider (Hgg.): Objektivität und literarische Objektivierung seit 1750, Tübingen: Gunter Narr Verlag 2010, S. 31-52
  • „Die Revolutionen der Psyche und die Aktualität von 68: Julia Kristevas Theorie der Revolte”, in: Isabella von Treskow, Christian von Tschilschke (Hgg.): 1968/2006. Revision einer kulturellen Formation, Tübingen: Gunter Narr Verlag 2008, S. 129-145
  • „Erkenntnis und Interesse. Zur Funktion der Selbstreflexivität in Diderots Novellistik”, in: Steffen Buch, Álvaro Ceballos, Christian Gerth (Hgg.): Selbstreflexivität. Beiträge zum 23. Forum Junge Romanistik, Bonn: Romanistischer Verlag 2008, S. 15-33
  • „Bündnis mit dem Jenseits: Emmanuel Lévinas als Philosoph des Alten Testaments”, in: Patrick Eiden, Nacim Ghanbari, Tobias Weber, Martin Zillinger (Hgg.): Totenkulte. Kulturelle und literarische Grenzgänge zwischen Leben und Tod, Frankfurt/New York: Campus Verlag 2006, S. 333-348
  • „The Poetics of Morality: The Notion of Value in the Early Sartre”, in: Sartre Studies International 7/1 (2001), S. 43-68

Forschungsschwerpunkte

  • Selbst- und Fremdverhältnisse in frühneuzeitlichen Ego-Dokumenten
  • Experimentelle und pädagogische Narrativik der Aufklärung
  • Theater: von der Klassik bis zur Französischen Revolution
  • Literarische Anthropologie; Literatur und (Moral-)Philosophie
  • Politische Theorie; Institutionen / Institutionalität
  • Rhetorik und Sprechakttheorie