Projektleiter und Koordinator des BMBF-Forschungsverbunds "Karten-Meere. Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus" (Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes)

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Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes
Schloss Friedenstein – Pagenhaus
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Habilitand des Habilitationsprojekts "Das Rubondo-Experiment: Laborinsularität und Naturpolitik in der Dekolonisation Ostafrikas" (Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes)

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Dr. Felix Schürmann

Curriculum Vitae

Seit September 2023
Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Kolonialgeschichte (Historisches Museum Frankfurt am Main)

Februar-Mai 2023
Senior Research Fellow (University of Ghana, Merian Institute for Advanced Studies in Africa)

2022-2023
Vertretungsprofessor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg

2018-2022
Projektleitung und Koordination des BMBF-Forschungsverbunds »Karten-Meere: Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus« am Forschungszentrum Gotha bzw. ab 2021 dem Forschungskolleg Transkulturelle Studien

2019
Gastdozentur an der Bahir Dar University (Äthiopien)

2018
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (Mainz)

2014–2017
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im LOEWE-Schwerpunkt »Tier - Mensch - Gesellschaft« und Lehrbeauftragter der Fachgruppe Geschichte der Universität Kassel

2016
PostDoc Visiting Fellow an der University of Canterbury (Christchurch, Neuseeland)

2015
Promotion (»summa cum laude«) in Mittlerer und Neuerer Geschichte, Goethe-Universität Frankfurt (Erstgutachter: Prof. Dr. Andreas Fahrmeir)

2013–2015
Freier Mitarbeiter im Projekt »EFG1914: Digitising Films on World War I« und als Kurator von Ausstellungs- und DVD-Projekten am Deutschen Filminstitut (Frankfurt a. M.)

2009–2013
Promotionsstipendien am Exzellenzcluster »Die Herausbildung normativer Ordnungen« der Goethe-Universität Frankfurt und am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (Mainz); 2009–2010 Lehrbeauftragter am Institut für Ethnologie und Afrika-Studien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

2006–2009
Assistent der Projektleitung in den EU-Projekten »Moving Image Database for Access and Re-use of European Film Collections« und »The European Film Gateway« am Deutschen Filminstitut (Frankfurt a. M.)

2008
Magister Artium (»sehr gut«), Leibniz Universität Hannover (Erstgutachterin: Prof. Dr. Brigitte Reinwald)

Studium der Geschichte (Schwerpunkt: Afrikanische Geschichte) und Germanistik an der Leibniz Universität Hannover und der University of Massachusetts Amherst; Praktika in den National Archives of Namibia und am Goethe-Zentrum Windhoek

Forschungsschwerpunkte

Maritime Geschichte (18.–20. Jh.): Walfang, Strände, Inseln, Häfen, Kartographie der Meere

Afrikanische Geschichte (18.–20. Jh.): Küstengesellschaften, Dekolonisation, Naturpolitik und Tier-Mensch-Beziehungen, Raum und Territorialität

Globalgeschichte (18.–20. Jh.): Verflechtungen, Mobilität und Migration, Konnektivität

Filmgeschichte (20. Jh.): Film und Kino im Ersten Weltkrieg

Forschungsprojekt

Karten-Meere. Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus

Karten, insbesondere See- und Meereskarten, spielen in der Geschichte der Globalisierung bislang eine marginale Rolle, obwohl sie wie kaum ein anderes Medium maritime Räume mitsamt den dazugehörigen globalen Verknüpfungen veranschaulichen. Deshalb soll mithilfe von See- und Meereskarten eine bislang kaum bekannte Geschichte der Umbruchszeit von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erzählt werden, die einen neuen Blick auf die Genese der heutigen globalen Welt eröffnen kann. Zwei bedeutende Sammlungen bilden die materielle Grundlage des Projektes: zum einen die Sammlung Perthes, die in der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt bewahrt wird und eines von zwei in Europa noch erhaltenen Kartenverlagsarchiven ist. Zum anderen die Karten- und Navigationssammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums – Leibniz-Institut für Maritime Geschichte in Bremerhaven.

Zur Projektvorstellung

Abgeschlossenes Habilitationsprojekt

Das Rubondo-Experiment: Laborinsularität und Naturpolitik in der Dekolonisation Ostafrikas

Warum beinhaltete der postkoloniale Aufbruch in Ostafrika – die »Revolte gegen den Westen« (Geoffrey Barraclough) – nicht auch eine Abkehr von westlichen Konzepten von Natur und ihrem Schutz? Wie durchwirkte die Dekolonisation den Umgang mit der natürlichen Umwelt, und welchen Anteil trugen naturpolitische Initiativen an der Konfiguration der nachkolonialen Verhältnisse? Exemplarische Antworten auf diese Fragen suche ich in einer Nahbetrachtung der Geschichte von Rubondo Island, der ältesten und größten Naturschutzinsel Afrikas, gelegen im südwestlichen Teil des Viktoriasees.

Besondere Aussagekraft gewinnt der Fall dadurch, dass sich die Transition Rubondos von einer Fischer- zu einer Naturschutzinsel in der Umbruchphase von der spät- zur nachkolonialen Herrschaft vollzog: Am Vorabend der Unabhängigkeit Tanganjikas (1961) planten britisch-koloniale Wildhüter die Umsiedlung von Nashörnern aus den umliegenden Savannen nach Rubondo, um sie vor einer für die nachkoloniale Zeit befürchteten unkontrollierten Bejagung zu schützen. Für die 1963 begonnene Ansiedlung der gebietsfremden Tiere wiesen die Behörden die dort lebenden Menschen aus, die Banyarubondo. Ab 1966 erweiterte der deutsche Zoologe Bernhard Grzimek die Tieransiedlungen mit Mitteln der »Frankfurter Zoologischen Gesellschaft« auf Schimpansen, Elefanten und weitere Spezies, um Rubondo als »Arche Noah« für bedrohte Wildtiere zu profilieren und damit einer außerökologischen Nutzung zu entziehen. Mit der Konsolidierung des Einparteiensystems erklärte die Regierung Nyerere die Insel 1977 schließlich zum Nationalpark – nicht zuletzt, um sie für die nationale Tourismuswirtschaft in Wert zu setzen.

Die Untersuchung der oft vernachlässigten ökologischen Ebene der Dekolonisation trägt zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen historischer Umbrüche auf die natürliche Umwelt bei. Auch hilft die Betrachtung eines Dekolonisationsprozesses von der Warte seiner naturpolitischen Facetten aus, die Tiefe der Zäsur für die Geschichte Ostafrikas zu ermessen und Natur als Einflussgröße auch auf politische und soziale Zusammenhänge begreifbar zu machen. Als erste monographische Darstellung der Geschichte von Rubondo Island bezieht die Untersuchung auch naturpolitische Maßnahmen auf der Insel während der deutschen Kolonialherrschaft ein und ist im Schnittfeld der Geschichtsforschung zur Dekolonisation in Ostafrika, der Umweltgeschichte, der Human-Animal Studies und der historisch orientierten Inselforschung positioniert.

Auszeichnungen

2018
Preis der Zeitschrift für Weltgeschichte für die beste Erstmonographie zur Welt-/Globalgeschichte der letzten drei Jahre (für »Der graue Unterstrom«)

2017
Shortlist-Nominierung »Opus Primum – Förderpreis für die beste Nachwuchspublikation des Jahres« der VolkswagenStiftung (für »Der graue Unterstrom«)

2016
Dissertationspreis »Internationale Geschichte« der AG Internationale Geschichte im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD)

2016
Friedrich Sperl-Preis der Goethe-Universität Frankfurt für herausragende Arbeiten in der Geschichtswissenschaft (für die Dissertation)

2009
Absolventenpreis des Historischen Seminars der Leibniz Universität Hannover (für die Magisterarbeit)

2008
Nachwuchspreis der Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (für die Magisterarbeit)

Mitgliedschaften und Mitarbeit in Redaktionen

Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD)

  • AG Weltregionale und Globale Geschichte
  • AG Internationale Geschichte


Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland (VAD)

  • Mitglied im Hauptausschuss (2018–2020)


Mitherausgeber von WerkstattGeschichte und Mitglied der Rezensionsredaktion

Gesellschaft für Überseegeschichte (GÜSG)

Mitglied im Editorial Team von Future of Food: Journal on Food, Agriculture and Society

Lehre (Auswahl)

Wintersemester 2020/21
Seminar: »Schwarze Wilderer, weiße Retter? Naturpolitik in Ostafrika seit 1800« (Universität Erfurt)

Wintersemester 2019/2020
Seminar (mit Prof. Dr. Iris Schröder): »Karten-Meere: Ein Forschungsseminar zur Arbeit mit historischen See- und Meereskarten« (Universität Erfurt)

Wintersemester 2017/2018
Seminar: »Historische Reportagen schreiben« (Universität Kassel)

Wintersemester 2016/2017
Seminar: »Geschichten schreiben: Das historische Erzählen im Widerstreit« (Universität Kassel)

Sommersemester 2016
Seminar (mit Prof. Dr. Mieke Roscher): »Beziehungen zwischen Menschen und Walen in umwelt- und tiergeschichtlicher Perspektive« (Universität Kassel)

Wintersemester 2015/2016
Seminar: »Das Afrika-Geschwader: Die Royal Navy im Kampf gegen den Sklavenhandel des 19. Jahrhunderts« (Universität Kassel)

Wintersemester 2015/2016
Seminar: »Film und Kino im Ersten Weltkrieg: Transnationale Perspektiven« (Universität Kassel)

Sommersemester 2015
Seminar: »Dekolonisation in Afrika: Befreiung und ihre Grenzen am Fall von Tansania und Mosambik« (Universität Kassel)

Wintersemester 2014/2015
Seminar: »Arbeit und Alltag in der neuzeitlichen Hochseeschifffahrt« (Universität Kassel)

Wintersemester 2009/2010
Seminar: »Das südliche Afrika im 19. Jahrhundert: Regionale Netzwerke und die Weltwirtschaft« (Johannes Gutenberg-Universität Mainz)

Publikationen (Auswahl)

Aktuelle Publikationsliste (2022)

The Grey Undercurrent: Whalers and Littoral Societies at the Deep Beaches of Africa (1770–1920), München/Wien 2023.

Zus. mit Iris Schröder und Wolfgang Struck (Hg.), Jenseits des Terrazentrismus. Kartographien der Meere und die Herausbildung der globalen Welt, Göttingen 2022.

Zus. mit Wolfgang Struck, Ruth Schilling, Frederic Theis und Florian Tüchert,  Karten–Reisen. Von Meereswissen und Welterfahrung, Wiesbaden 2021.

Zus. mit Iris Schröder, Frederic Theis und Petra Weigel, Die Welt im Meer. Globalisierung und Globalität in der europäischen Kartographie der Meere des 19. Jahrhunderts, in: WerkstattGeschichte 83 (2021), S. 69-83.

Zus. mit Josephine N. Msindai, Christian Roos und Volker Sommer, Population History of Chimpanzees Introduced to Lake Victoria’s Rubondo Island, in: Primates 62/2 (2021), S. 253-265. online

Eine neue Arche für die alte Ordnung. Die Tierumsiedlungen aus dem Flutungsgebiet der Kariba-Talsperre (Zentralafrikanische Föderation) und ihre fotografische Repräsentation, 1958-1963, in: WerkstattGeschichte 82 (2020), S. 95-107. online

Zus. mit Wolfgang Struck, Iris Schröder und Elena Stirtz, Karten-Meere. Eine Welterzeugung, Wiesbaden 2020.

Rausch und Rebellion im Südatlantik: St. Helena und das Zeitalter der Revolutionen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 32-33 (2018), S. 22-28.

Die Reisenden, die Fliehenden und die Kommenden: Amerikanische Walfänger als Objekte afrikanischer Aneignung, in: WerkstattGeschichte 77 (2018), S. 7-27. online

Der graue Unterstrom: Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas, 1770-1920, Frankfurt a. M./New York 2017.

Raum ohne Ort? Meere in der Geschichtsforschung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 51-52 (2017), S. 41-46.

Rubondo und eine Reise dorthin: Der Feldaufenthalt in der Geschichtswissenschaft – und unter afrikanischen Wildtieren, in: Forschungsschwerpunkt »Tier - Mensch - Gesellschaft« (Hg.), Den Fährten folgen: Methoden interdisziplinärer Tierforschung, Bielefeld 2016, S. 133-153.

Ships and Beaches as Arenas of Entanglements from Below: Whalemen in Coastal Africa, in: InterDisciplines. Journal of History and Sociology 3/1 (2012), S. 25-47. online

Ungeahnte Wege: Mobilitätserfahrungen des befreiten Sklaven Timbo Samuel Samson im südlichen Afrika des 19. Jahrhunderts, in: Historische Anthropologie 17/1 (2009), S. 75-91. online