Neuer Gastwissenschaftler Prof. Dr. Qasim Abrah Al Hachami an der Professur für Philosophie

Der Gastwissenschaftler Prof. Dr. Qasim Abrah Al Hachami von der Iraker Wasit Universität forscht von Anfang Juli bis Ende September 2022 im Erfurter Eugen-Fink-Archiv. Er arbeitet an der ersten Übersetzung von Eugen Finks "Spiel als Weltsymbol" (1960) ins Arabische. Insbesondere interessiert sich Professor Al Hachami für religionsphilosophische Fragen in Finks Denken. Erfahren Sie mehr im folgenden Interview.

TS (Thomas Sojer): Willkommen in Erfurt, Herr Dr. Al Hachami. Was führt Sie nach Erfurt?

QH (Qasim Abrah Al Hachami): Ich habe Erfurt als Ort der Eugen-Fink-Forschung kennengelernt. Einerseits befindet sich hier seit 2020 das Eugen-Fink-Archiv mit der Bibliothek Eugen Finks und den Kopien seiner Manuskripte. Andererseits wurde Erfurt mit Holger Zaborowski zu einem der spannenden Knotenpunkte der Fink-Forschung. An der Professur für Philosophie wird vielfältig zu Eugen Fink geforscht und gearbeitet. Hier ergeben sich gute Möglichkeiten über Fink ins Gespräch zu treten und gemeinsam das Material zu bearbeiten. 

TS: Sie sind nicht nur Forscher, sondern auch Übersetzer. Sie haben Eugen Fink erstmals ins Arabische übersetzt. Wie kamen Sie zu Eugen Fink?

QH: Vor kurzem erschien meine Übersetzung zu Finks "Metaphysik und Tod" (1969) auf Arabisch. Anschließend habe ich eine Übersetzung von "Oase des Glücks" (1957) angefertigt und wende mich nun dem "Spiel als Weltsymbol" (1960) zu. Aufmerksam geworden bin ich auf Eugen Fink im Philosophiestudium, jedoch eher durch Zufall. Als Germanist hat mich sofort Finks Sprache und Schreibstil fasziniert. 

TS: Welche Fragen und Themenbereiche beschäftigen Sie während Ihres Aufenthalts in Erfurt?

QH: Eine Frage, die mit der Fink-Forschung ins Gespräch tritt, aber auch darüber hinaus für mich persönlich wichtig ist, ist die Frage nach der Rolle der Religionsphilosophie bei der Findung der Konvergenz zwischen den Religionen, d. h. insbesondere die Fragen nach einem religionstheologischen Pluralismus. Z.B.: Sind die Religionen mannigfaltige Bilder von Gottes Wahrheit? Gibt es eine Wahrheit, zu der je nach Vielfalt und Verschiedenheit der Religionen viele Wege führen? Oder gibt es nur eine wahre Religion und alle andere sind dann "falsch"? Hier freue ich mich besonders auf die Zusammenarbeit mit Professor Holger Zaborwoski, den ich als ausgezeichneten Religionsphilosophen kennengelernt habe.

TS: Sind Sie das erste Mal in Deutschland?

QH: Nein, ich war schon mehrmals in Deutschland. Von 2013 bis 2016 habe ich an der Universität Mannheim in Germanistik promoviert. Mein Forschungsthema war damals das "gesungene Wort im DaF-Unterricht". 2018 war ich dann mit einem Forschungsstipendium des DAAD an der Universität Mainz und veranstaltete gemeinsam mit den beiden Fink-Spezialisten Dr. Annette Hilt und Professor Stephan Grätzel einen Workshop im Bereich der Praktischen Philosophie. Deutschland ist mir also nicht unbekannt. In Erfurt bin ich aber zum ersten Mal und ich freue mich diese Stadt und auch den Freistaat Thüringen besser kennen zu lernen.

TS: Läuft ihr Aufenthalt in Erfurt auch über ein Stipendium?

QH: Ja, genau. Es ist ein Forschungsstipendium des DAAD.

TS: Das Erfurter Eugen-Fink-Archiv kann sich somit auf zahlreiche neue Schriften in arabischer Sprache freuen.

QH: Ja, auf jeden Fall. Ich freue mich auf die drei Monate hier.

 

Prof. Dr. Qasim Abrah Al Hachami ist Germanist und Philosoph und lehrt und arbeitet an der Universität von Al Kut in Wasit, im Südosten des Irak.

Eugen Fink war Philosoph und Erziehungswissenschaftler. Er zählt zusammen mit Edmund Husserl und Martin Heidegger zu den führenden Gestalten der Freiburger Phänomenologie. 2020 wechselte das Eugen Fink-Archiv von der Universität Mainz an die Universität Erfurt. Das Erfurter Eugen Fink-Archiv unter Leitung von Prof. Holger Zaborowski lädt internationale Eugen Fink-Forscherinnen und -Forscher zu Forschungsaufenthalten ein.

Arabisch
Seit 2022 gibt es die erste Übersetzung von Finks "Metaphysik und Tod" auf Arabisch.

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