Wir sind an einer vergleichenden Auseinandersetzung und einem Austausch darüber interessiert, wie die phänomenologische Bewegung, die im Vorkriegsdeutschland von Edmund Husserl begründet wurde und sich dann rund um den Globus ausbreitete, verschiedene Denker dazu inspirierte, sich erneut mit jüdischen, islamischen und christlichen Denktraditionen auseinanderzusetzen. Was genau an der Methode, den Ideen oder den Werken der Phänomenologie war so förderlich für die Wiederbelebung? Edward Baring hat kürzlich das katholische Milieu porträtiert, in dem sich die Phänomenologie transnational entwickelte (Converts to the Real: Catholicism and the Making of Continental Philosophy, 2019). Wie steht es um das Leben der Phänomenologie in jüdischen, islamischen und protestantischen Gesprächen? Welche neue Sprache, Hermeneutik und Kategorien stellte sie für die Lektüre traditioneller Texte zur Verfügung? Welche Art von interreligiösen und intertraditionellen Passagen, explizit oder implizit, wurden durch diese gemeinsame Inspiration ermöglicht?
Ein wichtiger Fragenkomplex wird die Bewegung der phänomenologischen Inspiration zwischen verschiedenen geographischen, kulturellen und textlichen Orten betreffen. Die Beiträge könnten sich beispielsweise mit den Bewegungen phänomenologischer Ideen und Autoren zwischen dem Vorkriegsdeutschland und dem Nachkriegsfrankreich sowie mit der neuen historischen Situation nach dem Holocaust, dem Zweiten Vatikanum, dem Staat Israel und dem Entkolonialisierungsprozess befassen. Ein weiterer Fragenkomplex bezieht sich auf die Bewegungen zwischen Europa und außereuropäischen Räumen, wie Nord- und Südamerika oder dem Nahen und Mittleren Osten.
Organisatoren
Elad Lapidot, Cedric Cohen-Skalli und Christian Wiese
Format: Diese Konferenz wird nicht auf konventionellen Vorträgen basieren, sondern zielt darauf ab, eine Diskussion über die gemeinsame Textarbeit anzuregen - zu den Texten selbst! Dementsprechend wird jeder Redner gebeten, eine kurze Textpassage (1-5 Seiten), eine Quelle, zu schicken, die als Diskussionsgrundlage dienen soll. Die Quellen können einer der relevanten Traditionen angehören - der phänomenologischen, islamischen, jüdischen oder christlichen. Alle Texte werden den Referenten im Voraus zugesandt. Jeder Referent wird während seines Vortrags seine Quelle vorstellen und eine Diskussion darüber führen.
Programm
8. November 2023
11:00 Begrüßung
11:30-11:45 Begrüßung
11:45-12:45 Martina Roesner (Theologische Hochschule Chur): Husserl
12:45-13:00 Kaffeepause
13:00-14:00 Hans Ruin (Universität Södertörn): Heidegger
14:00-15:00 Mittagspause
15:00-16:00 Holger Zaborowski (Universität Erfurt): Heidegger
16:00-16:15 Pause
16:15-17:15 Miguel Vatter (Deakin Universität): Hermann Cohen
17:15-17:30 Kaffeepause
17:30-18:30 Nicola de Warren (Universität von Pennsylvania): Franz Rosenzweig
18:30-19:00 Pause
19:00-20:30 Runder Tisch: Warum sind die Texte religiöser Traditionen für die Philosophie heute interessant?
20:30 Abendessen
9. November 2023
9:30-10:30 Chiara Adorisio (La Sapienzia): Leo Strauss
10:30-10:45 Kaffeepause
10:45-11:45 Elad Lapidot (Universität von Lille): Emmanuel Levinas
11:45-12:00 Kaffeepause
12:00-13:00 Quentin Le Gurun (Universität Lille): Benny Lévy
13:00-14:00 Mittagspause
14:00-15:00 Anoush Ganjipour (CNRS-ENS Paris): Henry Corbin
15:00-15:15 Kaffeepause
15:15-16:15 Sevinç Yasargil (Universität Bern): Abdurrahman Badawi
16:15-16:30 Kaffeepause
16:30-17:30 Cedric Cohen-Skalli (Universität Haifa): Malek Bennabi
17:30-17:45 Kaffeepause
17:45-18:45 Kata Moser (Universität Göttingen): Hasan Hanafi
18:45-19:30 Abschließende Diskussion
19:30 Abendessen
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