Die Schuld der Kirchen gegenüber dem Judentum durch die Jahrhunderte wird weithin anerkannt. Bei einer historischen Aufarbeitung darf die Theologie jedoch nicht stehenbleiben. Vielmehr müssen Konsequenzen für alle theologischen Fächer und den kirchlichen Alltag gezogen werden, was bisher viel zu wenig passiert. In der Praxis zeigt sich vielmehr häufig die andauernde Wirkmächtigkeit antijüdischer Narrative oder eine unreflektierte Vereinnahmung jüdischer Traditionen. Der Vortrag skizziert das spezifische Verhältnis der deutschen Alt-Katholischen Kirche zum Judentum und formuliert konfessionsübergreifend relevante Anfragen, die aus dem christlich-jüdischen Dialog seit der Konferenz von Seelisbeerg 1947 erwachsen. Wie können wir von christlichem Glauben sprechen, ohne das Judentum herabzusetzen? Wie steht es um die Rezeption jüdischer Dialogdokumente? Welche Rolle spielen das Verhältnis zum Judentum und zu Antisemitismus in der Ökumene?