Seit 2018 bietet das Forum Junge Theologie Nachwuchswissenschaftler*innen aus den ostdeutschen Bundesländern die Möglichkeit, ihre Projekte bei einer Posterpräsentation vorzustellen und sich untereinander zu vernetzen. Anschließend wird bei Diskussionsrunden mit Expert*innen ein jährlich wechselndes theologisches Themengebiet vertieft. Dieses Jahr wählten Johanna Tannen und Tom Sojer das Thema "Globaler Süden interreligiös" und organisierten dazu Panels und Gesprächsrunden.
Im Rahmen des Panels zu Religion in Krisen- und Kriegszeiten berichteten Dr. Maryann Ijeoma Egbujor (Postdoc – Professur Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft der Universität Erfurt), Dr. Norman Mukasa (Global Fellow – Center on Gender, Peace and Security, Peace Research Institute Oslo (PRIO) / Berater Koloniales Erbe - Deutsche Kommission Justitia et Pax) und Dr. Thomas Würtz (Islamwissenschaftler, stellvertretender Direktor Orient-Institut Beirut) von ihren Erfahrungen mit religiösen Konflikten in Nigeria, Uganda und dem Libanon. Dr. Maryann Ijeoma Egbujor betonte, dass Religion oft nicht die Hauptursache von Konflikten sei, sondern im Nachhinein zur Rechtfertigung gewaltsamer Konflikte, bei denen es eigentlich um politische und wirtschaftliche Interesse gehe, genutzt werde. Dr. Norman Mukasa berichtete von verschiedenen Szenarien, in denen religiöse Anführer dazu in der Lage waren, zwischen verfeindeten Parteien zu vermitteln.
Um Vermittlung ging es auch bei der zweiten Diskussionsrunde mit dem Titel "Doing Interreligiosity", an der Prof. Dr. Patrick Becker (Professor für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft, Universität Erfurt) Prof. Dr. Birgit Schäbler (Professorin für Geschichte Westasiens, Universität Erfurt) teilnahmen. Hiebei stellte sich heraus, dass, auch wenn wir uns vermutlich alle darauf einigen können, dass interreligiöser Dialog notwendig und wichtig ist, sich allein schon die Ausgangssituation für diesen Dialog als sehr komplex darstellt. Zum einen sei es nämlich laut Prof. Becker nicht so, dass die Welt durch den Prozess der Säkularisierung immer mehr an Religion verliere, sondern dass eine immer größere Differenzierung stattfinde. Diese Prozesse zu analysieren sei eine Aufgabe, die Theologie aus seiner Sicht im interreligiösen Dialog übernehmen könnte. Ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden gelte sei, so Prof. Schäbler, die Prägung des Westens durch "Orientalism" und "Othering", die es immer noch (oder immer wieder) zu überwinden gelte.
Wie auch schon in den vorherigen Jahren haben wir uns wieder sehr darüber gefreut, als Fakultät Gastgeberin für den Austausch talentierter junger Theolog*innen sein zu dürfen. Wir sind schon sehr gespannt auf nächstes Jahr!