Irgendwann im Jahr 1960 teilte die 21-jährige Berta Zuther (1939-2018) aus West-Berlin ihrer Familie mit, dass sie ein Ticket nach Accra (Ghana) gekauft, die erforderlichen Visa und Impfungen besorgt habe und am nächsten Tag abreisen werde, um gemeinsam mit dem afroamerikanischen Missionar Andrew Jackson Foster (1925-1987) Schulen und Kirchen für gehörlose Menschen in Afrika aufzubauen. Berta und Andrew waren beide selbst taub. Sie hatten sich in Wiesbaden (Westdeutschland) während des 3. Internationalen Weltkongresses der Gehörlosen, den der Weltverband der Gehörlosen (WFD) 1959 organisiert hatte, kennengelernt. Anfang 1961 würden sie in Ibadan (Nigeria) heiraten. Insgesamt initiierte Andrew, unterstützt von seiner Frau, 32 Schulen und Kirchen für Gehörlose in 13 afrikanischen Ländern.
Dieses Projekt zielt darauf ab, einen interdisziplinären, intersektionalen und transkulturellen Zugang zur Gehörlosengeschichte zu schaffen, indem Leben und Werk von Andrew und Berta Foster untersucht werden, um eine exemplarische, globalgeschichtliche Fallstudie zu erstellen. Der Blick auf die Aktivitäten der Fosters in Afrika, vor allem in Ghana und Nigeria, wo sie ihre Bemühungen zwischen 1957 und 1974 konzentrierten, erlaubt es uns nachzuvollziehen, wie amerikanische und deutsche Konzepte der Gehörlosenbildung an die spezifischen Bedingungen in afrikanischen Ländern angepasst und dabei auch in Frage gestellt wurden. Dabei wird über das Projekt der Hörstatus einer Person neben ihrer Ethnizität, Klasse und ihrem Geschlecht als identitätsstiftende Kategorie etabliert.
Bild: © Faith Haynes