Veröffentlichungen

Das KEEP-Projekt knüpft an die Erkenntnisse des vorangegangenen  DFG-Projektes zu probabilistischen Entscheidungen bei Kindernan. Hier wurden seit 2013 mit querschnittlicher, experimenteller Forschung Entscheidungen von Kindern im Vergleich zu Erwachsenen untersucht. Das KEEP-Panel Thüringen soll mit längsschnittlichen Daten einen Einblick in die Entwicklung von Entscheidungskompetenz besonders mit Blick auf spätere gesellschaftliche Partizipation ermöglichen. Der Panelstart war im August 2022. Die ersten längsschnittlichen Daten liegen ab September 2023 vor.

Ausgewählte Forschungsergebnisse

Oft sind nicht alle für Entscheidungen relevanten Informationen verfügbar, sondern müssen erst mühsam gesammelt werden. Die Fähigkeit Informationen zu suchen beeinflusst deshalb oft die Entscheidungsqualität: Wenn nicht alle relevanten Informationen gesucht wurden, kann keine gute Entscheidung getroffen werden. Wir untersuchen deshalb, ab welchem Alter Kinder Informationen suchen können. Dabei konfrontieren wir Kinder mit Entscheidungsumwelten in denen unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten und Suchrestriktionen berücksichtigt werden müssen. So dürfen zum Beispiel nur wenige Informationen gesucht werden. Dann ist es besonders wichtig, dass nur wirklich wichtige Informationen gesucht werden. Das sind in diesem Fall Informationen die mit hohen Wahrscheinlichkeiten verknüpft sind und deshalb für die Entscheidung besonders hilfreich sind. Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren suchen jedoch nicht gerichtet nach Informationen. Häufig suchen sie vor allem unwichtige Informationen und treffen deshalb auch schlechte Entscheidungen. Neunjährige Kinder können allerdings bei der Entscheidung selbst Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen. Dies lässt uns vermuten, dass das Verständnis für Wahrscheinlichkeiten besser ausgeprägt sein muss, wenn es die Informationssuche leiten soll. Für Informationsintegration reicht hingegen auch intuitives Verständnis von Wahrscheinlichkeiten.

Artikel: Betsch, T., Lehmann, A., Lindow, S., Lang, A., & Schoemann, M. (2016). Lost in search: (Mal-)adaptation to probabilistic decision environments in children and adults. Developmental Psychology, 52, 311–25. https://doi.org/10.1037/dev0000077

Unterschiedliche Umwelten stellen verschiedene Herausforderungen an den Entscheider. Manchmal muss er erst alle wichtigen Informationen suchen um dann eine Entscheidung zu treffen. Deshalb gehört es zu guten Entscheidungen strategisch nach Information suchen zu können. Gelingt dies nicht, leidet die Entscheidungsqualität. Andere Umwelten bieten bereits viele Informationen an. Hier muss zwar nicht erst mühsam gesucht werden, es ist aber schwierig, sich vor der Einflussnahme von irrelevanter Information zu schützen. Wir untersuchen, ob diese unterschiedlichen Umwelten Kindern das Entscheiden erleichtern oder erschweren.

Die Ergebnisse zeigen, dass Grundschulkinder profitieren, wenn alle Informationen verfügbar sind und nicht mühsam gesucht werden müssen. Vorschulkinder treffen jedoch auch in einer solchen Umwelt keine besonders guten Entscheidungen. Alle Kinder, und sogar Erwachsene, lassen sich jedoch auch von unwichtigen Informationen beeinflussen. Dies mindert zwar die Entscheidungsqualität, zeigt aber auch, dass Kinder in der Lage sind, viele Informationen gleichzeitig zu berücksichtigen.

Artikel: Betsch, T., Lang, A., Lehmann, A., & Axmann, J. M. (2014). Utilizing probabilities as decision weights in closed and open information boards: A comparison of children and adults. Acta Psychologica, 153, 74–86. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2014.09.008

In einer digitalen Welt gehören soziale Medien schon längst zur Lebenswirklichkeit vieler Kinder. Konfrontiert mit einer Flut von Informationen ist es für gutes Entscheiden besonders wichtig, zwischen relevanten und irrelevanten Quellen unterscheiden zu können. Auch Erwachsene wissen, dass das nicht immer leicht ist. Besonders Informationen von beliebten, berühmten Persönlichkeiten verleiten oft dazu, logische Gründe oder Expertenempfehlungen beim Entscheiden außer Acht zu lassen. So findet man in vielen Haushalten Produkte, für deren Kauf man sich auf Empfehlung einer medialen Persönlichkeit entschieden hat. Auch Kinder sind diesen medialen Persönlichkeiten bereits durch Film und Fernsehen ausgesetzt. Doch welchen Einfluss nehmen diese medialen Persönlichkeiten auf ihre Entscheidungen? Sind Kinder in der Lage, relevante von irrelevanten Quellen zu unterscheiden?

Unser Entscheidungsspiel war so konstruiert, dass inhaltliche Experten für die Entscheidung relevante Informationen lieferten, während die medialen Persönlichkeiten irrelevante Informationen lieferten, da sie sich in der jeweiligen Entscheidungssituation nicht auskannten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder unterschiedlich auf Informationen medialer Persönlichkeiten reagieren. Wir fanden drei Gruppen von Kindern, die sich darin unterscheiden, inwieweit die medialen Persönlichkeiten ihre Entscheidungen gegenüber inhaltlichen Experten lenken. Ein Drittel der Kinder besaß bereits die Fähigkeit, relevante Informationen zu erkennen und für ihre Entscheidungen zu nutzen, während ein weiteres Drittel seine Entscheidungen von den Informationen der medialen Persönlichkeit abhängig machte. Zusätzlich finden wir eine Gruppe von Kindern, die ihre Entscheidungen unsystematisch traf. Das bedeutet, dass sie ihre Entscheidungen weder von der relevanten noch von der irrelevanten Information abhängig machten. Insgesamt weisen damit die Mehrheit der Kinder Probleme mit dem Erkennen und Verwenden relevanter Informationen beim Entscheiden auf, wobei mediale Persönlichkeit starken Einfluss nehmen können. 

Artikel: Breuer, L., Lindow, S., & Betsch, T. (2024). In Spiderman we trust: The influence of familiar media characters on the decision-making of primary school children. Acta Psychologica, 249, 104470, doi.org/10.1016/j.actpsy.2024.104470.

Weitere Forschungsergebnisse finden Sie auf der zugehörigen Projektseite.

Publikationen aus dem Projekt und den Vorarbeiten