PD Dr.-ing. habil. Simon Paulus

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Fellow am Max-Weber-Kolleg von August bis September 2018
 

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Die „Verortung“ der Rudolstäder Judaica-Sammlung in ihren ehemaligen baulichen und topographischen Kontext

Fellowship am Research-Center „Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart“ des Max Weber Kollegs der Universität Erfurt.

Die Ende des 18. Jahrhunderts gegründete jüdische Gemeinde in der thüringischen Residenzstadt Rudolstadt war eine von vielen kleinen Gemeinden, die sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts außerhalb der großen Metropolen in den ländlichen Gebieten und Kleinterritorien bildeten. Mit einem um 1850 angelegten Friedhof, einer Mikwe und einem Betraum verfügte sie über die bauliche Infrastruktur, die für das soziale und religiöse Gemeindeleben notwendig waren. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts löste sich die Gemeinde wieder auf, ihre baulichen Spuren wurden in den darauffolgenden Jahrzehnten – teils vorsätzlich wie im Fall des Friedhofes – weitestgehend verwischt. Von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung ist jedoch die noch erhaltene Sammlung von Judaica aus dem Besitz dieser Gemeinde, die heute im Thüringer Landesmuseum auf der Heidecksburg aufbewahrt wird. Sie gibt einen anschaulichen Einblick in die synagogale Ausstattung einer kleinen Gemeinde jener Zeit.

Das Ziel der Untersuchung ist es, diese Judaica in ihrem rituellen Zusammenhang zu „verorten“ und in ihren ursprünglichen räumlichen Kontext zu setzen. Dazu soll der bisherige Wissensstand zur Topographie der Gemeindeeinrichtungen mit ihren wechselnden Standorten in der Stadt durch einen Abgleich mit den relevanten Archivalien im Rudolstädter Stadtarchiv und Bauaktenarchiv aktualisiert werden. Ebenso notwendig ist die Untersuchung der heute noch vorhandenen Gebäudesubstanz nach Hinweisen auf die einstige Lage der Beträume. Im Hinblick auf eine solche baugeschichtliche und stadträumliche Kontextualisierung sind durch einen darüber hinaus gehenden Vergleich mit ähnlich gelagerten Gemeindesituationen in den Residenzstädten des thüringischen Raums und den benachbarten Territorien weitere Erkenntnisse zu erwarten.

In das Projekt sollen Erkenntnisse aus den bislang unveröffentlichten Dokumentationen zu Synagogen und Beträumen in Thüringen einfließen, die unter Mitwirkung des Verfassers in den Jahren zwischen 1999 und 2001 am Institut für Baugeschichte der TU Braunschweig in Kooperation mit der Bauhaus Universität Weimar vorgenommen wurden.