Gabriel Malli
gabriel.malli@uni-erfurt.deDoktorand (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien)
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Max-Weber-Kolleg (Steinplatz 2) / Raum 411a (3. OG)
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nach Vereinbarung
Besucheranschrift
Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
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Nordhäuser Str. 63
99089 Erfurt
Postanschrift
Universität Erfurt
Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Postfach 90 02 21
99105 Erfurt
Zur Person
Curriculum Vitae
- 10/2012-09/2015: Bachelorstudium Soziologie, Universität Graz (BA)
- 10/2012-02/2017: Bachelorstudium Volkswirtschaftslehre, Universität Graz (BA econ.)
- 10/2015-06/2018: Masterstudium Soziologie, Universität Graz (MA)
- 10/2016-09/2019: International Joint Master Program in Cultural Sociology, Universität Grat und Universität Trento, Italien
- seit 10/2018: International Graduate School "Resonant Self-World Relations in Ancient and Modern Socio-Religious Practices", Universität Graz und Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt
Forschungsprojekt
Das fromme Subjekt? Eine mediensoziologische Untersuchung islamischer Geschlechter- und Verschleierungsdiskurse
Dass neue (massen-)mediale Formate zur Vermittlung religiöser Inhalte genutzt werden, stellt ein bekanntes Phänomen dar: Akteure des religiösen Feldes versuchen gezielt, Lehren und Hinweise zur „richtigen“ Glaubenspraxis weiterzugeben und diese als attraktiv darzustellen. Im Internet-Zeitalter nehmen soziale Online-Netzwerke in solchen Prozessen eine zentrale Rolle ein und weisen das Potenzial auf, ein überwiegend jugendliches Publikum zu erreichen, wobei spezifische religiös codierte Beziehungsformen, Praktiken, Ereignisse, Räume oder Objekte als „Zutaten“ für ein gelingendes und resonantes Leben konstituiert werden
Im Zuge meines Forschungsprojekts beschäftige ich mich mit Formaten auf sozialen Medienplattformen, die aus islamischer Perspektive Fragen zur Geschlechterordnung beziehungsweise zu einer vergeschlechtlichten Kleiderordnung für ein jugendliches Zielpublikum verhandeln, wobei die Praxis der Verschleierung häufig einen zentralen Bezugspunkt darstellt. Wie erste Explorationen deutlich machten, stehen dabei Positionen, die einen subjektiven, von alltagspraktischen Problemen ausgehenden Zugang zu Islam, Geschlecht und Kleidung aufweisen, solchen gegenüber, die aus einer religiös-autoritativen Perspektive bestimmte Praxisformen als gottgewollt und notwendig einfordern. Entsprechende Diskurse scheinen vielfach negativ zu operieren, indem Differenzen zu entfremdeter und unmoralischer „westlicher“ Alltagspraxis akzentuiert werden. In diesem Zusammenhang soll untersucht werden, welche vergeschlechtlichten Modellsubjekte – verstanden als positiv oder negativ konnotierte Schablonen religiös legitimierter Männlichkeiten bzw. Weiblichkeiten – im Diskurs konstruiert und welche alltagspraktischen Handlungsanweisungen damit verknüpft werden.
Folglich möchte ich soziale Medien als Diskurs-Arena begreifen, in der verschiedene Akteure versuchen, ihre Auffassungen religiöser Praxis als legitim zu konstituieren. In diesem Zusammenhang suche ich ebenso nach möglichen Hegemonien im diskursiven Feld wie nach konfliktären Konstellationen, in denen dominante Positionen herausgefordert werden. Neben einer solchen Rekonstruktion der Struktur des Feldes beschäftige ich mich mit symbolischen, ästhetischen und narrativen Elementen in den jeweiligen Formaten, die die Performance der Inhalte plausibel machen sollen, auf die Affizierung des (jugendlichen) Publikums abzielen oder sogar eine Art „Resonanzversprechen“ abzugeben versuchen.
Für die Erstellung eines Datenkorpus mit relevanten Medien, verwende ich Ansätze der Grounded Theory-Methodologie (insbesondere das theoretical sampling), um die Bandbreite der im diskursiven Feld auftretenden Positionen sichtbar zu machen. In weiterer Folge soll die Datenauswahl angeleitet durch methodologische Konzepte der Wissenssoziologischen Diskursanalyse nach Keller auf vorhandene Deutungsmuster, Klassifikationssysteme, Modellsubjekte und narrative Strukturen hin untersucht werden. Für die Feinanalyse einzelner medialer Formate werden hermeneutische Analyseformen zum Einsatz kommen.