Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie
Kooperationsprojekt am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien
Das Forschungsprogramm des Max-Weber-Kollegs ...
legt einen Schwerpunkt auf den Zusammenhang von Normativität und Gesellschaftskritik. Wir begreifen die Analyse von Normen und Wertvorstellungen als eine Kernaufgabe der Kulturwissenschaften. Normen und Werte treten aber immer auch in ein Spannungsverhältnis zur sozialen Wirklichkeit: Sie ermöglichen die Reflexion und Kritik bestehender Verhältnisse, die niemals mit ihnen völlig übereinstimmen.
Die Beteiligten des Kooperationsprojekts „Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie“ treffen sich unter diesen Banner und institutionalisieren damit die Schnittstelle zwischen sozialwissenschaftlicher Empirie (aus der Soziologie, Geschichte, Politikwissenschaft und Ethnologie) und begrifflich-normativen Fragen der Philosophie.
Wir folgen damit den Praktiken nicht nur von Max Weber, der ja neben seinen inhaltlichen Studien etwa zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen auch an methodischen Fragen gearbeitet hat, sondern auch der frühen Kritischen Theorie, die bereits den Schulterschluss zwischen Philosophie und Sozialforschung gewagt hat. Im thematischen Fokus stehen dabei einerseits Gegenwartsdiagnosen – wie sind „Pathologien“ spätmoderner Gesellschaften zu beschreiben und das Handeln der Akteure verstehend zu erklären? Welchen Beitrag leisten historische Analysen zum Verständnis der gegenwärtigen Situation, und was sind eigentlich die sozialen und begrifflichen Voraussetzungen dafür, dass eine Kritik an ihr in Gang kommt und im besten Fall auch Konsequenzen hat?
Andererseits versuchen wir umgekehrt, die empirischen Untersuchungen, die sich von „Care-Arbeit“ von Migrantinnen aus Ex-Jugoslawien, Zwangsarbeit in ehemaligen Deutschen Kolonien bis hin zu ästhetischen Phänomenen ziehen, fruchtbar auf unsere sozialtheoretischen und philosophischen Überlegungen zu beziehen. Die Gruppe möchte damit einen „Resonanzraum“ bilden für junge wie erfahrene Forschende, die sich in genau dieser Schnittstelle zwischen Gesellschaftstheorie, Sozialforschung und Philosophie bewegen.