"Polen hat mich in jeder Hinsicht überrascht."

International
Anja in Krakau

Ein Auslandsaufenthalt ist eine feine Sache. Man kann eine fremde Sprache vertiefen, bekommt Einblicke in eine andere Kultur, knüpft neue Kontakte, erweitert seinen Horizont und nebenbei macht es sich im Lebenslauf auch immer gut. Mehr als 100 Studierende der Uni Erfurt wagen diesen Schritt alljährlich und absolvieren ein Auslandssemester. Wir haben Anja ein paar Fragen zu ihrem Auslandssemester in Krakau, Polen, gestellt.

Krakauer Markt

Wo bist du und für welchen Zeitraum wirst du dort sein?
Ich studiere zurzeit an der Uniwersytet Ekonomiczny in Krakau im Süden Polens. Mittlerweile ist schon über die Hälfte meines Aufenthalts vorüber und das Semesterende im Februar rückt immer näher.

Wie begrüßt man sich dort?
Hier begrüßen sich die Menschen mit einem Handschlag oder einer Umarmung. Obwohl zwischen Deutschland und Polen manchmal gewisse Mentalitätsunterschiede bestehen, ist zu meiner Überraschung in unserem Nachbarland vieles wie zuhause. Krakau ist zudem sehr international und mit 200.000 Studis die größte Studentenstadt Polens. Kein Wunder also, dass auf der Straße oder bei Erasmus-Veranstaltungen an der Uni zahlreiche Sprachen zu hören und jeweils landestypische Begrüßungen zu beobachten sind.

Welche Erwartungen hast du an deine Zeit im Ausland und werden sie bisher erfüllt?
Vor Beginn meines Auslandsaufenthalts hatte ich keinen direkten Bezug zu Polen und wusste wenig über das große „runde Land“, das im Osten an Deutschland grenzt. Gerade deshalb habe ich mich entschieden, an der Wirtschaftsuni in Krakau zu studieren. Polen hat mich in jeder Hinsicht überrascht. Wenn ich Freunde fragte, welche Farbe sie mit Polen verbinden, nannten sie viel zu oft das stereotypische Grau. In Wirklichkeit sind Polens Innenstädte eine Farbenpracht! Großartige Architektur, farbenfrohe Häuser und hervorragendes Essen – Polen hat nicht zuletzt aufgrund seiner Geschichte und vielfältigen Kultur einiges zu bieten.
Obwohl ich an der Uni Erfurt im Hauptfach Kommunikationswissenschaft studiere, besuche ich hier in Krakau ausschließlich Kurse für mein Nebenfach Management. Davon erhoffte ich mir einen tieferen Einblick in Fächer, die in Erfurt nicht angeboten werden. Dieser Plan ist aufgegangen. Ein kleiner Auszug aus meinem Stundenplan? Global Brand Management, International Marketing, History of International Relations, ...

Ist es einfach, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen?
Mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, ist leicht, weil die Menschen offen und freundlich sind. Eine Freundschaft zu entwickeln, ist hingegen schon schwieriger. Bei gemeinsamen Vorlesungen und Seminaren mit polnischen Studierenden, bleiben Erasmus- und polnische Studierende häufig unter sich. Das Erasmus-Netzwerk der UEK bietet jedoch ein Mentoren-Programm an, für das man sich vor Semesterbeginn anmelden kann. So habe ich Nina, eine polnische Studentin, kennengelernt. Sie ist mir bei allen Fragen behilflich und wir unternehmen zudem immer mal wieder etwas zusammen.

Gibt es etwas im Studium oder täglichen Leben, das sich grundlegend von deinem Alltag in Erfurt unterscheidet? Falls ja, was und hat es dich überrascht?
Das alltägliche Leben und die Abläufe an der Universität sind erstaunlich ähnlich. Wie in Erfurt ist die UEK eine Campus-Universität mit kurzen Wegen. Und die Innenstadt Krakaus, in der sich das Leben hauptsächlich abspielt, ist sehr überschaubar und gemütlich. Krakaus Straßen sind voller Leben, individueller Cafés und Restaurants, in denen man gut lernen und die Zeit genießen kann. Zudem gibt es eine Regelung, die Studierenden bei Vorlage eines polnischen Studentenausweises 51 Prozent Rabatt auf alle Fahrpreise der polnischen Bahngesellschaft (PKP) garantiert – ein riesiger Vorteil für Reisefreudige wie mich. Somit erhält man auf die vergleichsweise ohnehin schon günstigen Ticketpreise einen grandiosen Rabatt und fährt für umgerechnet 15 Euro einmal von Nord nach Süd. Das lohnt sich!

Was würdest du anderen empfehlen, die sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden?
Haltet eure Dokumente gut beisammen, denn davon gibt es einige, die immer wieder eingereicht und vorgelegt werden müssen. Lernt ein paar polnische Wörter, bevor ihr nach Krakau kommt – es ist schön, in den ersten Tagen Wörter auf Schildern wiederzuerkennen, neue Nachbarn mit „Dzień dobry“ zu begrüßen und sich mit „dziękuję“ zu bedanken. Und wenn ihr jetzt noch nicht von Krakau überzeugt seid, schaut euch dieses Video an, das ich zu Beginn des Semesters gedreht habe, um Freunden und Familie einen Eindruck von dieser schönen Stadt zu vermitteln: https://vimeo.com/187558768