"Pädagogische Handlungsfelder sind so vielfältig wie ihre Adressaten."

Alumni
Alumni vorgestellt: Tobias, was machst du so?

Heute ist Tobias bei der Stiftung „Dr. Georg Haar“ beschäftigt und arbeitet dort als Pädagoge in einer Wohngruppe für junge Menschen mit Essstörungen. Das nötige Rüstzeug dafür hat er an der Universität Erfurt erworben – mit einem BA-Studium in Förderpädagogik und Erziehungswissenschaft und einem Master in Sonder- und Integrationspädagogik. Und es nicht bereut, wie er uns im Interview berichtet.

Ich-mag-meine-Uni: Wie bist du damals auf Erfurt und die Universität aufmerksam geworden?

Tobias: Nach dem Abitur habe ich meinen Zivildienst in einer Förderschule geleistet. Danach hatte ich den Wunsch, Sonderpädagogik zu studieren und habe mich an allen Universitäten beworben, die den Studiengang anbieten und nicht übermäßig weit von meiner Heimat entfernt liegen. Erfurt gehörte dazu und so habe ich schließlich im Nachrückverfahren die Zusage bekommen.

Ich-mag-meine-Uni: Würdest du dich wieder für die Uni Erfurt entscheiden?

Tobias: Ja. Zunächst einmal verfügt die Uni über einen sehr schönen Campus. Sie ist klein und familiär, was einen engen Kontakt zu den Dozenten und Kommilitonen ermöglicht. Das macht das Studium um einiges entspannter.
Im Nachhinein betrachtet war die Universität Erfurt genau richtig für mich. Aus meiner Sicht geht es im Fachbereich Sonderpädagogik weniger um das pure Auswendiglernen von Fachwissen und Methoden. Stattdessen liegt der Fokus eher auf der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, auf selbstständigem Denken sowie dem Herausbilden einer pädagogischen Haltung. Dabei wurde ein hohes Maß an Eigenverantwortung vorausgesetzt und gefördert. Das Studium bot mir sehr viele Freiheiten und die Möglichkeit, mich mit den Inhalten zu beschäftigen, die mich wirklich interessieren. Dies erfordert natürlich eine gewisse Bereitschaft zu Eigeninitiative und Selbstorganisation. Mir kam das zugute, weil ich gern meinen eigenen Weg gehe. Weniger organisationsfreudigen Menschen, die viel Wert auf Struktur, feste Abläufe und genaue Vorgaben legen, haben es da schwerer.
Und nicht zuletzt ist Erfurt auch eine sehr hübsche und lebenswerte Stadt, an der ich vor allem den kompakten Aufbau – man kommt überall schnell hin – und die vielen Grünflächen schätze. Ich fühlte mich dort rundum wohl. Nichtsdestotrotz würden dem Stadtbild etwas mehr studentische Initiative und alternative Angebote für junge Menschen nicht schaden.

Ich-mag-meine-Uni: Wie hat dich die Universität auf das Berufsleben vorbereitet und welche Studieninhalte kannst du jetzt im Beruf anwenden?

Tobias: Im Studium habe ich vor allem gelernt, mein eigenes Verhalten und das von anderen zu reflektieren und in Kontexte einzuordnen. Diese Fertigkeiten brauche ich bei meiner Arbeit täglich. Insbesondere die Grundlagen systemischen Arbeitens kann ich mir in den Beratungsgesprächen mit meinen Klienten zunutze machen. Im Studium entwickelte ich eine gewisse „geistige Flexibilität“ sowie ein Auge dafür, die Dinge immer aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Dies ermöglicht mir zum einen das schnelle Erfassen und Verstehen neuer Situationen, Aufgaben und Inhalte. Zum anderen erleichtert es die Beziehungsarbeit mit meinen Klienten und nicht zuletzt auch den Kollegen ungemein. Pädagogische Handlungsfelder sind so unglaublich vielfältig wie ihre Adressaten. Deshalb braucht es Vertrauen, um all die individuellen Aufgaben gut meistern zu können. Ich denke, dass mir mein Studium viele Möglichkeiten geboten hat, um dieses Selbstvertrauen zu erproben und zu festigen.

Ich-mag-meine-Uni: Hast du einen besonderen Tipp zum Berufseinstieg für unsere zukünftigen Absolventen?

Tobias: Bleibe stets neugierig, interessiert und aufgeschlossen (Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass ich mal im Bereich Essstörungen arbeiten werde)!
Sofern du außerschulische Handlungsfelder anstrebst, zögere nicht, dich auf Stellen für Sozialpädagogen oder Erzieher zu bewerben. Die Fähigkeiten, die du in deinem Studium erworben hast, bieten dir unzählige Einsatzmöglichkeiten – du musst dich nur gut verkaufen. Mache dich nicht verrückt wegen fehlender staatlicher Anerkennung, einem unpassenden Abschluss oder „schlechten“ Noten. Aus meiner Erfahrung zählen im Vorstellungsgespräch einzig und allein deine Persönlichkeit sowie deine Berufserfahrung. Ich kann nur jedem Studierenden empfehlen, sich zu engagieren. Sei es Uni-intern z.B. im Fachschaftsrat, in Hochschulgruppen, als Hilfskraft oder extern in Praktika und ehrenamtlichen Tätigkeiten. Am Ende arbeiten wir mit Menschen und das lernt man am besten, indem man mit Menschen arbeitet. Jene Erfahrungen helfen schlussendlich nicht nur der eigenen Professionalität, sondern bieten auch wertvollen Gesprächsstoff für das Bewerbungsgespräch.