Nach ihrem Studium der Deutschen Literatur, der Kunstgeschichte und der Philosophie in München wurde sie 1996 in Köln zur Dr. phil. mit der Arbeit „Edlef Köppen – Schriftsteller zwischen den Fronten. Ein literaturhistorischer Beitrag zu Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und Innerer Emigration mit Edition, Werk- und Nachlassverzeichnis“ promoviert. Ihre disziplinenverbindenden Interessen dokumentierte sie im Jahr 2004, in dem sie in Cambridge am Department of History of Art in Kunstgeschichte mit der Arbeit „Identity and Image. Refugee Artists from Nazi Germany in Britain, 1933–1945“ promovierte. Dazwischen war sie zunächst Honorary Research Fellow und anschließend (bis zu ihrem Tod) tenured Senior Lecturer in Kunstgeschichte an der Universität Birmingham.
Im Jahr 2012 wurde Jutta Vinzent als Fellow an das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt bestellt, um das Projekt „Modernist spaces in 1930s Britain“ zu bearbeiten. Hierfür war sie durch das von der EU finanzierte Projekt „Overcoming Dictatorships“ mit Partnern in Rumänien, Ungarn, Polen, Deutschland und Italien, in dem sie von 2006–2009 mitgewirkt hatte, bestens vorbereitet, wie auch ihre zahlreichen Publikationen zu Migration und innerer Emigration von Künstlerinnen und Künstlern angesichts von autoritären Regimen belegen.
Ihre aktive Mitarbeit und die Entwicklung neuer Projekte im Kontext des Max-Weber-Kollegs führten zu neuen Fellowships mit neuen Projektvorhaben, etwa zum Projekt „Precarious Spaces – Precarious Times. Commercial Exhibition Cultures in Times of Conflict“ im Jahr 2015, in dem sie sich mit Ausstellungskulturen beschäftigt hat.
Im Rahmen der Meister-Eckhart-Forschungsstelle hat sie dann auch ganz praktisch eine Ausstellung in Erfurt und in Korea organisiert, die moderne Kunst von Taery Kim und mittelalterliche Handschriften von Meister Eckhart kontrastiv gegenüberstellte. Auch dieses Vorhaben wurde (gemeinsam mit Christopher M. Wojtulewicz) publiziert unter dem Titel „Performing bodies. Time and space in Meister Eckhart and Taery Kim“.
In Erfurt hat sie sich nicht nur in die unterschiedlichen Forschungsgruppen am Max-Weber-Kolleg eingebracht, sondern auch mit der "Erfurter RaumZeitForschung" zusammengearbeitet und eine Konferenz mit organisiert, deren Ergebnisse in dem von ihr und Sebastian Dorsch herausgegebenen Band „SpatioTemporalities on the Line“ im Jahr 2018 bei De Gruyter erschienen ist. Dieser Band beschäftig sich aus multidisziplinärer Perspektive mit der ‚Welt-Bild-Produktion‘ in Alltag und Wissenschaften durch Linien und Linearität. Ihre Forschungen zum Verhältnis von moderner Kunst, künstlerischen Selbstverhältnissen und Raum hat sie dann in ihrer Monographie „From Space in Modern Art to a Spatial Art History. Reassessing Constructivism through the Publication "Circle" (1937)” im Jahr 2020 bei De Gruyter veröffentlicht.
Angeregt durch die Arbeit mit der Forschungsgruppe „Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart“ am Max-Weber-Kolleg hat sie im Jahr 2019 erneut als Fellow das Projekt „Forced Urbanism. Jewish Internment in the British Empire“ bearbeitet.
Im vergangenen Jahr war sie darüber hinaus an der erfolgreichen Antragstellung für die zweite Förderphase der International Graduate School (IGS) zum Thema „Resonante Weltbeziehungen in sozio-religiösen Praktiken in Antike und Gegenwart“, gefördert von DFG und FWF beteiligt.
Jutta Vinzent war nicht nur vielfältig interessiert und stets offen für neue interdisziplinäre Projekte und Fragestellungen, sondern hat sich auch in besonderem Maße für die Nachwuchsförderung und die Gleichstellung eingesetzt, u. a. durch die Betreuung vieler Nachwuchswissenschaftler*innen und durch die zeitweilige Übernahme der Aufgabe als stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte des Max-Weber-Kollegs.
„Wir werden ihre stets fröhliche und zupackende Art, ihren unglaublichen Optimismus und ihren Tatendrang sehr vermissen. Unsere Anteilnahme gilt ihrem Mann, Prof. Dr. Markus Vinzent, und ihren Kindern“, so die Direktoren des Max-Weber-Kollegs, Prof. Dr. Hartmut Rosa und Prof. Dr. Jörg Rüpke.