Anhand von qualitativen Interviews mit sozial benachteiligten Ehrenamtlichen in verschiedenen Kontexten sollen darin deren Zugänge zum Ehrenamt, deren Erfahrungen im Ehrenamt, ihre Motive und auch ihre Perspektiven, Wünsche und Vorschläge zur Gestaltung des Ehrenamts beleuchtet werden. Im Rahmen eines Citizen Science-Ansatzes sollen Gelingensbedingungen von Engagement von Personen, die in besonderer Weise von sozialer Ungleichheit betroffen sind, entwickelt werden. Hierzu gehören Rahmenbedingungen, Institutionalisierungsformen, Kommunikationsweisen, Organisation, Anerkennungskultur etc. Dabei werden diese Gelingensbedingungen nicht abstrakt entwickelt, sondern aus den konkreten Erfahrungen der Engagierten ermittelt und in Workshops mit Betroffenen validiert. Neben den Workshops sollen auch Handreichungen für Organisationen, die mit Ehrenamtlichen arbeiten, und eine wissenschaftliche Publikation für den Wissenstransfer erarbeitet werden.
Bettina Hollstein: „Ehrenamtliches Engagement ist eine wichtige Möglichkeit, um unterschiedlichen Vorstellungen des guten Lebens in einer Gesellschaft einen konkreten Ausdruck zu verleihen. Im Ehrenamt vergewissern sich Menschen dieser Vorstellungen, sie erfahren Anerkennung, bilden Netzwerke, üben sich in demokratische Prozesse ein und schaffen Beziehungen in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges Engagement schafft somit auch Lernräume für die Demokratie und ermöglicht Menschen Selbstwirksamkeit und Wertschätzung zu erfahren – jenseits des Arbeitsmarkts. Ehrenamtliches Engagement ist somit nicht nur wertvoll für die Gesellschaft, die von den ehrenamtlich erbrachten Leistungen profitiert, sondern auch für die Ehrenamtlichen selbst, für die es Teil ihres Lebens und ihrer Identität ist und weil es ihnen ermöglicht, diesem einen konkreten und handgreiflichen Ausdruck zu verleihen. Die Bedingungen zu analysieren, um dies auch für Menschen in sozial benachteiligten Situationen zu ermöglichen, ist Ziel dieses Forschungsvorhabens.“