Wie kann Energie gespart oder umweltfreundlich selbst produziert werden? Diese Frage ist nicht zuletzt durch den spürbar fortschreitenden Klimawandel und den Ukrainekrieg dringlicher denn je geworden. Eine mögliche Antwort darauf ist die Investition in erneuerbare Energien wie beispielsweise Photovoltaik – auch auf privater Ebene durch Hauseigentümer*innen. Doch viele von ihnen können das Potenzial, das ihr Haus dafür mitbringt, nur schlecht oder gar nicht einschätzen. Das 2022 gestartete Forschungsprojekt sollte das ändern.
Dafür hatte die ThEGA mittels Satellitendaten das Solarpotenzial tausender Weimarer Gebäude ermittelt und berechnet, wie viele Photovoltaik-Module darauf angebracht werden können und wie viel Energie damit generiert werden kann. In einem zweiten Schritt wurden von der Universität Erfurt Hauseigentümer*innen angeschrieben und über ihre individuellen Möglichkeiten einer Solaranlage auf dem eigenen Dach informiert. Zugleich wurde ihnen die Möglichkeit geboten, sich über verschiedene Wege weitere Informationen einzuholen. In jedem Brief war für das jeweilige Haus und dessen Dachfläche berechnet, was eine PV-Anlage kostet, wie viel Strom sie erzeugt und wann sie sich rentiert. Im Anschluss wurden die Reaktionen analysiert und ausgewertet.
Dr. Thomas Lauer, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Erfurt Laboratory for Empirical Research an der Universität Erfurt, leitete das Projekt seitens der Uni. Als Verhaltensökonom erforscht er, wie Menschen im wirtschaftlichen Kontext Entscheidungen treffen. „Eine zentrale Rolle spielt dabei, welchen Aufwand die Informationssuche verursacht und wie die Informationen aufbereitet sind“, betont Lauer. „Ein Projekt wie 'Solar Empowerment' ermöglicht es uns, Daten diesbezüglich nicht wie sonst unter Laborbedingungen, sondern direkt im Feld zu gewinnen. Uns interessierte dabei die Quantität, aber vor allem auch die Qualität der Reaktionen – letztlich also die Frage, ob individuell zugeschnittene, ausführliche Informationen zu einer Intensivierung des Photovoltaik-Ausbaus führen.“
In dem Pilotprojekt hat die Stadt Weimar mit der persönlichen Post an 5.700 Hauseigentümer den Kauf von Solaranlagen tatsächlich ankurbeln können, berichteten die Projektbeteiligten jetzt bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Briefe hätten so manche*n Hausbesitzer*in dazu motiviert, sich mit dem Thema Sonnenenergie näher zu befassen. Am Ende hatten 82 Eigentümer*innen nachweislich eine Solaranlage auf dem Dach ihres Hauses installiert. Insgesamt seien private Investitionen von rund 1,5 Millionen Euro ausgelöst worden, sagte der Klimaschutzbeauftragte der Stadt, Tobias Keppler, jetzt gegenüber MDR THÜRINGEN.
Das Pilotprojekt habe gezeigt, dass die Thüringer in die Energiewende investieren wollen, aber dass ihnen oftmals die auf ihr Haus bzw. ihre Wohnung zugeschnittenen Informationen fehlen, lautet das Fazit der beteiligten Partner. Die Erkenntnisse aus „Solar Empowerment“ sollen nun genutzt werden, um den Ausbau alternativer Energien auch in anderen Regionen zu beschleunigen. Weitere Gemeinden und Regionen haben nach Auskunft von Dr. Thomas Lauer bereits ihr Interesse bekundet.