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Nordhäuser Str. 63
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Universität Erfurt
Martin-Luther-Institut
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99105 Erfurt
Michael Haspel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Martin-Luther-Institut und Fachverantwortlicher Systematische Theologie. Er ist zugleich außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
In den Lehrveranstaltungen ist es sein Anliegen, Studierende bei der Ausbildung eigener theologischer Urteilsfähigkeit zu unterstützen. In den Einführungsveranstaltungen wird deshalb neben dem Erarbeiten von theologischen Inhalten über das Einüben wissenschaftlichen Lesens und Schreibens (Fachsprachenerwerb) zu eigener Argumentations- und Urteilsfähigkeit angeregt.
Zentrale systematisch-theologische Themen sind dabei Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde, Glaube und Liebe, Rechtfertigung und Gerechtigkeit, Christentum und Judentum, Sünde und Befreiung/Erlösung sowie Frieden und politische Ethik.
In der Forschung sind Schwerpunkte die Theologie Martin Luther Kings und der Schwarzen Abolitionisten, Kirche und Gesellschaft insbesondere in den USA und der (ehemaligen) DDR, Kirche und Rechtspopulismus, Friedensethik und Sicherheitspolitik, Ekklesiologie und Diakonik, Grundlegung der (Sozial-)Ethik sowie Ethik der Sexualität und Lebensformen.
38. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Nürnberg 7. bis 11. Juni 2023
Ein Blog von Mirjam Petermann
Relevant für den Schulalltag – Lernen auf dem Kirchentag (11.6.2023)
Mit unvermeidbarem Andrang am Nürnberger Hauptbahnhof ist am Sonntag der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Zuvor besuchten noch Tausende Menschen die Schlussgottesdienste auf dem Haupt- und dem Kornmarkt.
Die Predigten standen auf beiden Bühnen im Zeichen von Vielfalt. Auf dem Hauptmarkt predigte der ostfriesische Pfarrer Quinton Ceasar sehr deutlich, dass Marginalisierte „keine sicheren Orte“ in den Kirchen hätten und rief dazu auf: „Öffnet nicht nur eure Herzen, öffnet auch eure Grenzen.“ Gott sein ein Gott derer, die nicht gesehen und gehört werden, derer die am Rand stehen: „Gott ist parteiisch.“ Unsere Privilegien sollten wir füreinander einsetzen. „Es ist die Zeit sich an die Liebe Jesu zu kleben. Klebe dich an die Liebe, die befreit“, so Ceasar. Der Münchner Pfarrer Alexander Brandl predigte auf dem Kornmarkt und ließ dabei auch Dr. Constanze Pott zu Wort kommen, Landessynodale und Transfrau, die episodisch von ihren Lebenserfahrungen erzählte.
Zuhören, den anderen in den Blick nehmen, in Diskurs treten – das war es, was den Kirchentag ausmachte; abseits aller politischer und medialer Aufmerksamkeit, beispielsweise für einen Bundeskanzler, der sich nicht zu seinem Glauben auf einem Kirchentag äußern wollte. Zum Austausch darüber trafen sich auch am Freitagabend die Studierenden des Seminars um apl. Prof. Dr. Haspel und berichteten von ihrem bisherigen Erlebten.
Für die bis dato besuchten Veranstaltungen gab es viel Lob. So konnten viele Erfahrung im Bereich interreligiöser Dialog gesammelt werden, etwa bei der Aufzeichnung einer Folge des Podcasts „331- Drei Religionen, 3 Frauen, 1 Thema“ oder ganz praktisch in einem Seminar für das Erstellen eines Unterrichtsentwurfs zum Kennenlernen von Religionen. Der zielt darauf hab, die Anknüpfungspunkte der Kinder an Religion in ihren Familien aufzunehmen und anhand dessen, einen Zugang zu den verschiedenen Glaubensvorstellungen zu ermöglichen.
Konkrete Hilfen für angehende Lehrerinnen und Lehrer bot auch das Seminar zu Antijudaismus in Schulbüchern für den Religionsunterricht.
Die evangelische Theologin und Religionspädagogin Ariane Dihle und Shila Erlbaum, Referentin für Kultus, Familie und Bildung beim Zentralrat der Juden in Deutschland, zeigten ganz konkret an Beispielen, wie problematisch viele Darstellungen jüdischer Kultur seinen, welche falschen Behauptungen und Bezüge getätigt werden: So wird der Zugang zum Judentum oft über die Shoa hergestellt und im Zuge dessen auch das Leiden des Volkes als ihre „Bestimmung“ relativiert. Das Land Israel werde oft primär als Konfliktort dargestellt; die Bildauswahl reproduziere häufig Stereotype.
Problematische Stellen besprechen beide Frauen in ihrer Arbeit mit Verlagen in Workshops. Oft werden die Schulbücher dann in der nächsten Auflage überarbeitet. Dass die alten Versionen oft noch lange in den Schulen überleben, sei ein Problem, räumten beide sein. Dennoch gäbe es auch Umstände die heutzutage besser seien, erzählt Ariane Dihle. So müssten biblische Geschichten, die oft falsche Bilder vom Judentum produzieren, wie die vom barmherzigen Samariter oder Zachäus, in Schulen nicht erst dekonstruiert werden, weil sie aus Elternhäusern nicht mehr bekannt sind. „Die Erstbegegnung“, so Ariane Dihle, „finde immer mehr in der Schule statt.“
Direkte Bezüge zu den bereits besprochenen Seminarinhalten ermöglichte auch das Podium „Perspektivwechsel: Jüdinnen und Juden fragen Christ:innen“. Sonst seinen solche Dialoge oft vorsichtig, abtastend.
Dieses Gespräch sei entspannt gewesen, berichteten die Studierenden, es sei viel gelacht worden und gleichzeitig sehr tief, offen und ehrlich gewesen. Die Frage danach, ob Anhänger beider Religionen an denselben Gott glauben würden, beantworteten die evangelischen Theologinnen und Theologen Jasper Althaus, Dr. Christina-Maria Bammel und Dr. Milena Hasselmann mit „ja“.
Die Rabbinerin Jasmin Andriani, Rabbinerin und Hannah Dannel, Referentin für Kultur und Kommunikation beim Zentralrat der Juden in Deutschland, dagegen verneinten diese Ansicht mit der Begründung, Gott sei etwas Abstraktes, er könne keine Kinder bekommen. Als sie die Christen nach der Trinität fragten, seien diese ins Schwimmen geraten und lieferten vielmehr eine Problembeschreibung als eine Erklärung.
Besonders beeindruckend fanden viele Teilnehmerinnen die positive Bewertung von Kirche im digitalen Raum durch Theologinnen und Theologen in verschiedenen Podien und Seminaren. Christliche Influencerinnen und Influencer würden auf ihren Social-Media-Kanälen auch bei glaubensfernen Menschen eine hohe Reichweite erzielen.
Eine abschließende Auswertung werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ökumenik-Seminars in zwei Wochen vornehmen. Festzuhalten ist bereits jetzt schon, dass das breite Angebot des Kirchentags eine Fülle an Möglichkeiten bot, verschiedene studienrelevante Themen zu vertiefen und neue Sichtweisen zu gewinnen.
Erwartbar unerwartet (09.06.2023)
Es kommt oft anders als man denkt - oder plant - das gilt auch für den Kirchentag. Sein Motto „Jetzt ist die Zeit“ musste schon für viele mehr oder weniger schlechte Wortspiele und Phrasen herhalten. Aber wenn eins stimmt, dann ist es das: Jetzt ist die Zeit für Unterbrechungen.
Zu schaffen ist sowieso nicht alles. Und dann ist da auf einmal Musik, die man hört und sofort mag. Das Stück Kuchen, das so verlockend aussieht. Eine Begegnung, die zu einem unerwarteten Gespräch führt. Die rote Ampel in der App, die die Besucherdichte anzeigt. Rot heißt voll und man muss umplanen. Etwas anderes findet sich sicherlich - und wenn es auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem Messegelände ist, wo sich über 500 Vereine, Initiativen und Gruppen aus Kirche und Gesellschaft vorstellen.
Nicht immer verlaufen alle spontanen Änderungen ganz glücklich, aber das gehört dazu. So geschehen etwa beim Podium „Zwischen Leben und Tod.
Trialogische Medizinethik“. Angekündigt waren neben dem christlichen Notarzt und Neurologen Jonathan Hunger, die Juniorprofessorin für Islamische Glaubensgrundlagen, Philosophie und Ethik an der Berliner Humboldt-Universität, Prof. Dr. Mira Sievers, und der Rabbiner Dr. Jehoschua Ahrens. Sievers und Ahrens haben bereits zu genau dem Thema im vergangenen Jahr ein Buch veröffentlicht. Es war ersichtlich, dass es eine sachliche, wissenschaftlich fundierte Diskussions- und Informationsrunde werden sollte. Nicht ganz glücklich war daher der Ersatz, der für den kurzfristig erkrankten Rabbiner Ahrens gefunden wurde: die Pariser Kantorin Sofia Falkovitch. Sie brachte eine ganz andere, eine unbedingt hörenswerte, aber in dem Fall nicht zum Kontext passende Position ein, dass die Musik ein enger Begleiter aller medizinethisch relevanter Lebensfragen sein.
So lag es an Hunger und Sievers zum Thema inhaltlich kompetent zu informieren und auf die Publikumsfragen zu reagieren. Sievers begann ihre Einführung mit dem Hinweis, auf die noch junge islamische Ethik, die mit ihren Diskussionen noch weit am Anfang stehe. In Deutschland habe sie sich in letzten 5 bis 10 Jahren entwickelt. Ethische Fragen der letzten 50 Jahre wurden von muslimischen Gelehrte zudem eher unter Gesichtspunkten des Rechts als unter denen der Ethik verhandelt.
Eine Teilnehmerin berichtete von ihrem Versuch in einem Ethikrat an einer Klinik auch muslimische Vertreter einzubeziehen, was sich jedoch sehr schwierig gestalte. Sievers bestätigte, dass dies öfters der Fall sei und erklärte zugleich, dass Musliminnen und Muslime ein hohes Vertrauen in Ärztinnen und Ärzte haben, denn die glauben „Was Allah will geschieht. Was nicht, geschieht auch nicht.“ Der Umgang mit Leiden sei auch der Grund gewesen, warum Sievers einst zum Islam konvertierte.
„Wenn etwas geschieht, spielt die Schuldfrage keine Rolle.“ Vielmehr stehe das Mitleiden und die Anteilnahme im Vordergrund.
Selbst etwas zu tun, in ethischen Fragen selbst zu entscheiden, das habe sich in Deutschland erst in den letzten Jahren entwickelt, erklärte Jonathan Hunger. Ärztinnen und Ärzte haben immer allein aus fachlicher Perspektive Entscheidungen für Patientinnen und Patienten übernommen.
Doch zunehmend entwickelte sich der Wunsch von Betroffenen wie auch von Angehörigen nach mehr Transparenz in diesen Entscheidungen. Dieser neue Diskurs stärke die Perspektiven der Patientinnen und Patienten.
Wenn er in seinem Berufsalltag vor herausfordernden Situationen im Kontakt mit Angehörigen stehe, sei er froh, in manchen Situationen seine rationale medizinische Position aufgeben zu können und eine persönliche Einsicht zu geben: „Ich beziehe dann persönlich Stellung und sage, dass ich glaube, dass es nach dem Tod einen Ort geben wird, wo es dem Kranken besser geht, der nicht mehr leiden muss.“ Hunger betonte auch, wie wertvoll Kirchentage für seine berufliche Entwicklung waren: „Sie ergänzten meine medizinisch technische Ausbildung um spirituelle Perspektiven.“
Kirchentag „Jetzt ist die Zeit“ - für klare Worte (08.06.2023)
Schon die ersten Stunden des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg zeigten sehr gut, zwischen welchen Polen sich viele Hauptveranstaltungen bewegen: entweder sind sie politisch oder in leichter Sprache. Ein wenig über den Dingen, oder nah bei den Menschen.
Los ging es gestern Abend mit zwei Eröffnungsgottesdiensten: Auf dem Hauptmarkt predigte der bayrische Landesbischof, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, im Beisein der deutschen Politikprominenz, von denen im Anschluss einige ihre Grußworte vortrugen. Darunter der Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Trotz aller Achtsamkeit ging es nicht ohne sprachliche Katastrophen, wie etwa ein man wolle „Nürnberg erobern“ aus dem Mund des Kirchentagspräsidenten Dr. Thomas de Maizière, oder ein „Es geht den Bach runter“-Wortspiel in der Predigt des Landesbischofs, was angesichts der Flut in der ukrainischen Region Cherson recht unsensibel erscheint.
Anders auf dem Kornmarkt. Die Eröffnung des Kirchentags nahm hier zwar die ehemalige Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund vor, aber sie fand vor allem klare Worte bezüglich des Ortes - der Kornmarkt liegt in unmittelbarer Nähe zur Straße der Menschenrechte - und der historischen Bedeutung Nürnbergs. Über das gleiche Pflaster seinen die Nationalsozialisten gelaufen. Das dürfe es nie wieder geben: „Jetzt ist die Zeit wachsam zu sein!“, so Siegesmund - und erhielt dafür großen Applaus vom Publikum.
Ihre Worte, wie auch alle anderen im Gottesdienst gesprochenen, waren in leichter Sprache. Das heißt: Keine Floskeln, keine Phrasen. Einfache Sätze, klare Formulierungen, in der Moderation, den Fürbitten wie auch in der Predigt der Autorin Christina Brudereck. Herausragend in diesem Gottesdienst war vor allem die musikalische Begleitung mit virtuosen Musikerinnen und Musikern.
Insgesamt besuchten beide Gottesdienste laut Veranstalter 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich dann zum Abend der Begegnung in der Nürnberger Innenstadt aufmachten. Hier hatten Gemeinden und Gruppen aus der gastgebenden bayrischen Landeskirche ein großes Straßenfest organisiert, mit einem unüberschaubaren Angebot an Musik, Sport und verschiedensten kulinarischen Highlights: von tansanischer Suppe bis Nürnberger Würstchen war alles dabei. Die Kirchen- und Politkprominenz indes, traf sich auf eigenen Empfängen.
Der Donnerstagmorgen startete mit Bibelarbeiten, von denen die meisten schon vor der Zeit ausgebucht waren. Sichtbar ist der Besuchsstatus einer Veranstaltung für alle Teilnehmenden in der App, die überhaupt alle Organisation des Kirchentags übernimmt und von Programm, über Liederbuch bis zum Spendenbutton alles bereithält.
Bibelarbeiten wurden etwa von Bundespräsident Walter Steinmeier oder als Dialog von der SPD-Influencerin Lilly Blaudszun und Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern, gehalten. Die Bibelarbeit in leichter Sprache bestach wie der Gottesdienst gestern, durch seine verständlichen Worte. Alles Gesagte wurde auf der Leinwand übertragen, es gab einen Gebärden-Dolmetscher. Das Publikum erhielt zwei Karten, eine rote und eine grüne, mit der jeder während der Veranstaltung direkt signalisieren konnte, ob alles verständlich oder etwas unklar sei.
Sabine Weingärtner, Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, hielt die Bibelarbeit gemeinsam mit Anna Rückert. Im Programm wurde sie als „Expertin in eigener Sache“ angekündigt, sie arbeitet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Einfache Sprache sei für sie wichtig, weil die deutsche Sprache sehr schwer und für viele nicht immer leicht zu verstehen sei.
Dieses Konzept birgt mehr Potenzial, als nur eine Option von vielen zu sein. Kirchliche Veranstaltungen sollten viel öfter ihre Sprache auf die Verständlichkeit hin prüfen. Und doch ist es nicht immer umzusetzen, wenn es um theologisch tiefergehende Fragen geht, wie sich heute am Bibeltext zeigte.
Denn die Überschrift aller Bibelarbeiten lautete „Meine Stunde ist noch nicht da“. Die Worte Jesu stammen aus der Geschichte im Johannesevangelium, Kapitel 2, die unter dem Titel „Die Hochzeit zu Kana“ bekannt ist. „Im Dorf Kana gibt es eine Hochzeit. Jesus feiert mit. Und die Mutter von Jesus. Und Schülerinnen und Schüler von Jesus“ - so klingt der Text in leichter Sprache. Doch der Vers, der das Thema der Bibelarbeit ist, und viele Fragen aufwirft, kam in der Auslegung gar nicht vor.
Exkursion zum Kirchentag: Ökumene live erleben (06.06.2023)
Wenn an diesem Mittwoch der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg beginnt, sind auch Studierende der Universität Erfurt mit dabei. Im Rahmen des Seminars „Ökumenik/Religionstheologie“ im BA Evangelische Religion werden sie, begleitet von apl. Prof. Dr. Michael Haspel, fünf Tage lang unterschiedliche Veranstaltungen besuchen und vielfältige Erfahrungen mit verschiedenen Glaubensgemeinschaften sammeln können.
„Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist eine ideale Lernwerkstatt für angehende Lehrer:innen“, so Dozent apl. Prof. Haspel. Er sei nicht nur ein Podium für aktuelle Themen, sondern auch eine Ideenbörse für geistliche und pädagogische Fragen: „Es gibt die Möglichkeit sich authentisch über Islam und Judentum zu informieren und Wege der Begegnung auszuprobieren. In Workshops und Foren können Fragen der Digitalisierung der Kirchen, aber auch der Bildung verhandelt und erprobt werden.“ Einen weiteren Schwerpunkt bietet laut apl. Prof. Haspel das Zentrum Bibel, wo es um Zugänge auch von Kindern zur Welt der Bibel gehe und Fragen der Inklusion in der Schule behandelt werden.
Darüber hinaus, so Haspel, gibt es bei allem vielfältige Möglichkeiten, Menschen mit ähnlichen Fragen zu begegnen und in Austausch zu treten.
Die Voraussetzungen, mit denen die Studierenden den Kirchentag besuchen, sind sehr unterschiedlich. So waren einige Teilnehmerinnen bereits schon auf anderen Kirchentagen dabei, für andere ist es das erste Mal, dass sie die protestantische Großveranstaltung besuchen. „Ich freue mich vor allem auf die Begegnung mit anderen Christinnen und Christen. Außerdem finde ich es gut, intensiv Zeit zu haben um aktuelle Themen in Workshops und Podien genauer zu durchdenken und zu diskutieren“, sagt eine der Teilnehmerinnen.
Über 2000 Programmpunkte – darunter Podien, Foren, Bibelarbeiten, Ausstellungen, Workshops – umfasst der Veranstaltungskalender des Kirchentags. Im Vorfeld der Exkursion wurden im Seminar relevante und spannende Veranstaltungen zusammengetragen. Auf besonderes Interesse stießen bei den Teilnehmer:innen pädagogische Angebote und Veranstaltungen mit Zugängen für Kinder, beispielsweise „Religionsunterricht inklusiv“ oder „Geh hin und (ver)lerne – Antijudaismus in Schulbüchern für Religionsunterricht“.
Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit". Erwartet werden bis zu 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Thematische Schwerpunkte sind Klima und Umweltschutz, sowie Demokratie, Friedensethik und „Rassismus und postkoloniales Erbe in der Kirche". Seit der Gründung des Kirchentags
1949 hat auch immer der jüdisch-christliche Dialog Priorität. Im Zentrum Juden und Christen werden während des Kirchentages 40 Veranstaltungen stattfinden – darunter verschiedene Formate zu gemeinsamen Bibelauslegungen, Kulturangeboten und Diskussionsrunden, unter anderem zu interreligiösem Dialog an Schulen, Antisemitismus in Deutschland oder der Situation von Minderheiten in Israel.
Ein besonderes Zeichen des Miteinanders wird ein jüdischer Gottesdienst sein. Am Samstag, den 10. Juni, wird nach mehr als 60 Jahren am Hans-Sachs-Platz, dem Ort der einstigen Hauptsynagoge Nürnbergs, die 1938 auf Anweisung der Nationalsozialisten abgerissen wurde, erstmals wieder Gottesdienst gefeiert. “Mit diesem Gottesdienst am alten Synagogenplatz schaffen wir es, gleichzeitig die Vergangenheit in Erinnerung zu bringen und eine bessere, verständnisvollere gemeinsame Zukunft zu gestalten”, erklärte dazu Steven Langnas, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde. “Weil dieser Gottesdienst großzügiger Weise im Rahmen des Kirchentags stattfindet, stärkt er die Brücke zwischen den Religionen."
Literatursuche - Literaturliste - Wissenschaftliches Lesen - Verfassen von Essays und Hausarbeiten
Wichtig für das Studium, insbesondere bei einer "Textwissenschaft" wie der Evangelischen Theologie, ist gute Literatur zu finden und zu bearbeiten.
In der hier hinterlegten Literaturliste Evangelische Theologie finden Sie sowohl Hinweise auf grundlegende Literatur zum Studium der Evangelischen Theologie als auch zu den einzelnen Bereichen des Studiums.
Darüber hinaus finden Sie dort auch Hinweise für die fachspezifische Literaturrecherche.
Wenn Sie nun die Literatur gefunden haben, die Sie brauchen, stellt sich die Frage: Wie gehen Sie damit um? Sie werden schnell merken, dass wissenschaftliches Lesen einen besonderen Zugang zu Texten und Themen eröffnet. Es gilt dabei Kompetenzen in der Fachsprache zu erwerben und Arbeitstechniken zur Erschließung auch der Tiefenstruktur von Texten zu erfassen (deep reading). Die hier hinterlegte Audio-PPP zum Lesen im Studium gibt Hinweise und Einblicke in diesen spannenden Prozess.
Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten zielt ja darauf ab, dass Sie eigene religionspädagogische und theologische Analyse-, Argumentations- und Urteilsfähigkeit (weiter-)entwickeln. Das Schreiben von Texten ist dafür neben der mündlichen Kommunikation ein besonders geeignetes Medium. Die hier hinterlegten Hinweise für das Verfassen wissenschaftlicher Hausarbeiten und Essays sollen dabei helfen, produktive Schreibprozesse zu gestalten und ertragreiche Texte zu produzieren.
Viel Erfolg und Freude beim Erschließen neuer Weltperspektiven!
Berufliche Ausbildung und Praxis
Seit April 2018: Fachverantwortlicher Systematische Theologie am Martin-Luther-Institut, Universität Erfurt
2006-2018: Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf und Mitglied im Vorstand Stiftung Evangelische Akademie Thüringen
2004-2006: Vikariat in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen in Weimar. Ordination März 2006
2002-2004: Privatdozent für Sozialethik (Systematische Theologie). Freier Dozent, Publizist und Trainer
1995-2001: Wissenschaftlicher Assistent im Fachgebiet Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
1992-1995: Lehrbeauftragter des Fachgebiets Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
1991-1992: Redaktionsassistent beim „Historischen Wörterbuch der Rhetorik“ am Rhetorischen Seminar der Universität Tübingen
1985-1990: Regelmäßig Teilzeit- und Aushilfstätigkeit als Krankenpflegehelfer an der Medizinischen Klinik der Universität Tübingen und vor allem in der Krankenheimstätte Homborn
1984 und 1985: Zivildienst im Heimathof Homborn, einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel für Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten / Ausbildung zum Krankenpflegehelfer an der Krankenheimstätte Homborn, einer Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, im Sonderkrankenhausbereich Epilepsie
1983-1984: Berufstätigkeit als Bau- und Fabrikarbeiter
Wissenschaftlicher Bildungsgang
2017: Zwei Vortragsreisen in den USA u.a. an die University of Houston, University of Alabama, University of Auburn, Morehouse College.
SoSe 2011: Vertretung der Professur Systematische Theologie/Dogmatik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg.
2011: Ernennung zum apl. Professor für Systematische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
2006: Umhabilitation an die Friedrich-Schiller-Universität Jena.
April 2004: Vortrags- und Kontaktreise in den USA.
Februar/März 2004: Visiting Scholar an der University of Stellenbosch, Südafrika.
September 2002: DAAD-Gastdozent an der theologischen und der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tartu, Estland.
April 2002: Forschungs- und Vortragsaufenthalte in Washington D.C., Mississippi State University und Wartburg College, Iowa
Januar 2002: Habilitation für Sozialethik (Systematische Theologie) am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg
Oktober/ November 2001: Austauschdozent an der University of Stellenbosch, Südafrika. Kontaktreise an die University of Malawi
Juni 1995: Promotion zum Doktor der Theologie durch den Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität mit dem Prädikat „summa cum laude“
1992-1995: Promotionsstudium an der Philipps-Universität Marburg unter Betreuung von Prof. Dr. Dr. Siegfried Keil. Stipendiat des von der DFG geförderten Graduiertenkollegs „Religion in der Lebenswelt der Moderne“. Forschungsaufenthalte an der Boston University, Boston, und der Howard University, Washington, D.C.
1991-1992: Fortführung des Studiums in Tübingen
1990-1991: Auslandsstudium an der Harvard Divinity School in Cambridge, MA, USA, Graduierung an der Harvard University zum Master of Theology
1989-1990: Fortführung des Studiums an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn.
1989: Zusätzliche Einschreibung im Magisterstudiengang Allgemeine Rhetorik (Hauptfach) mit den Nebenfächern „Öffentliches Recht“ und „Evangelische Theologie“, Zwischenprüfung in Evangelischer Theologie und Allgemeiner Rhetorik
1987: Aufnahme als Stipendiat in das Evangelische Studienwerk e.V., Villigst
1986: Aufnahme des Studiums der Evangelischen Theologie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen
Gutachtertätigkeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Deutsche Stiftung Friedensforschung
Hans-Lilje-Stiftung, Hannover
Journal for Gender and Religion in Africa
Zeitschrift für Pädagogik und Theologie
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften
Mitgliedschaften in Forschungseinrichtungen und akademischen Organisationen
Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie, Fachgruppe Systematische Theologie.
Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung.
Societas Ethica. Europäische Forschungsgesellschaft für Ethik.
Mitglied des Ausrichtendenkreises des DFG-Graduiertenkollegs „Religion in der Lebenswelt der Moderne“ (1996-1999).
(Gründungs-)Mitglied des Zentrums für Konfliktforschung der Philipps- Universität Marburg (bis 2006).
Externes Mitglied im Landesgraduiertenkolleg „Protestantische Bildungstraditionen“ der Friedrich-Schiller-Universität (ausgelaufen).
Zentrum für religionspädagogische Bildungsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena (bis 2018).
Kompetenzzentrum Rechtsextremismus der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Ämter und Funktionen
Vorsitzender des Vorauswahlausschusses Marburg des Evangelischen Studienwerks e.V., Villigst (1996-2000). Vorsitzender des Vorauswahlausschusses Weimar des Evangelischen Studienwerks e.V., Villigst (2006-2010).
Koordinator des Fachbereichs Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg für das Nebenfach Friedens- und Konfliktforschung (1996-2002) und das Studienfach Ethik als Ergänzungsprüfung für das Lehramt (1998-2002).
Mitglied des Haushaltsausschusses des Fachbereichs Evangelische Theologie (1996-2000).
Mitglied in Berufungs- und Habilitationskommissionen.
Mitglied des ständigen Ausschusses für Organisationsfragen, Angelegenheiten der Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses der Philipps-Universität Marburg (1999-2001).
Vertreter des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder in der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (1996-2000).
Mitglied der Präsidialversammlung des Deutschen Evangelischen Kirchentages (1999-2005).
Mitglied der Kammer für Bildung und Erziehung, Kinder und Jugend der Evangelischen Kirche in Deutschland (2004-2009).
Mitglied der Bildungskammer der EKM (2007-2012)
Mitglied der Prüfungskommission für das 2. theol. Examen der EKM (2008-2021).
Mitglied des wissenschaftlichen Auditorenkollegiums der Stiftung FamilienSinn des Freistaates Thüringen (2008-2013).
Dozent im Kirchlichen Fernunterricht (2009-2013).
Mitglied in der Steuerungsgruppe der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (2010-2017; 2013-2017 stv. Vorsitzender).
Mitglied des Beirats Aufarbeitung der Stiftung Ettersberg (2012-2016).
Mitglied des Kuratoriums des Ökumenischen Friedenspreises Halberstadt (2013-2015)
Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Grundlagen Projektes Friedensethik der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft (2016-2019).
Mitglied im Ethikbeirat der Universität Erfurt (seit 2022).
Zusammen mit Link-Wieczorek, Ulrike u.a.: Nach Gott im Leben fragen. Ökumenische Einführung ins Christentum, Gütersloh/Freiburg 2004.
Bei Martin Luther King, Jr. findet sich regelmäßig das theologische Konzept der Gottebenbildlichkeit als Begründung der gleichen Würde aller Menschen. Aus dieser Begründung der Menschenwürde leitet er die Forderung nach Bürger- und Menschenrechten für alle ab. Damit verbunden ist in seinem konkreten Kontext zunächst die Forderung nach Abschaffung der Segregation im Süden der USA, später dann nach sozialen und wirtschaftlichen Rechten für alle weltweit. Sowohl die theologische Begründung der Menschenwürde in Verbindung mit der Forderung nach universalen Menschenrechten an sich als auch die spezifische Begründung mit der Gottebenbildlichkeit ist – nicht nur in der kontinentaleuropäischen protestantischen Theologie – in den 1950er und 1960er Jahren keinesfalls selbstverständlich. Allerdings fehlt bislang eine systematische Analyse dieses Zusammenhangs bei King auf Grundlage einer umfassenden Quellenbasis. Diese soll in einem Teil dieses Projektes erarbeitet werden. Damit verbunden ist die Frage, welche Quellen und Traditionen er in seinem Konzept aufnimmt und wie er sie systematisiert.
Es ist anzunehmen, dass King hier an die Tradition des Abolitionismus anknüpft. Meist wird dabei auf Diskurse nach 1833 verwiesen. Dieses diskursive Muster der Begründung der Menschenwürde und Menschenrechte mit der Gottebenbildlichkeit sowie die im damaligen Kontext damit verbundene Forderung nicht nur nach der Abolition der Sklaverei, sondern nach der vollen Emanzipation der Schwarzen, findet sich aber schon vorher, etwa bei David Walker in seinem berühmten Appeal von 1829/30. Walker unterscheidet sich von zeitgenössischen Begründungen und Forderungen der weißen Abolitionisten, die meist nicht die Würde der Schwarzen, sondern die Sündhaftigkeit der Sklaverei wie die dafür erwartete Strafe für die Weißen in den Vordergrund stellen. Sie verbinden damit in der Regel die Forderung nach der graduellen Abschaffung der Sklaverei und die Deportation nach bzw. Kolonisierung der befreiten Schwarzen in Afrika. In einem zweiten Teil des Projektes soll die theologische Begründung der vollen Emanzipation im schwarzen Abolitionismus zwischen 1819 und 1850 genauer erforscht werden.
Schließlich soll in einem Vergleich der theologischen Begründungsdiskurse der Menschenwürde im schwarzen Abolitionismus und bei Martin Luther King, Jr. erhoben werden, welche Entsprechungen und ggf. Unterschiede es gibt. Sollte sich die Hypothese bestätigen, dass sich der Zusammenhang von Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde sowie Menschenrechten schon um 1830 im schwarzen Abolitionismus findet und von Martin Luther King, Jr. aufgenommen und systematisch entfaltet wird, müssten die bisherigen Annahmen über die Genese der theologischen Begründungsdiskurse zu Menschenwürde und Menschenrechten neu qualifiziert werden.
In theologischer Perspektive würde hier ein Begründungsdiskurs freigelegt, der bis in die gegenwärtige Debatte um Rassismus und Menschenwürde systematisch fruchtbar gemacht werden kann.