So wird Sandra Neumann, Professorin für Inklusive Bildungsprozesse bei Beeinträchtigungen von Sprache und Kommunikation an der Uni Erfurt, im kommenden Jahr zusammen mit Andreas Seidel, Professor für Sozialpädiatrie an der Fachhochschule Nordhausen, das Projekt “ICF! – Inclusion and Collaboration for the Future!” starten, im Rahmen dessen die beiden ein digitales Selbstlernkonzept für die internationale Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (kurz: ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickeln wollen. Diese Klassifikation beschreibt den funktionalen Gesundheitszustand, Behinderung, soziale Beeinträchtigung und die dafür relevanten Umgebungsfaktoren eines Menschen und gewinnt im deutschsprachigen Raum in der Rehabilitation, Hilfeplanung, Therapie und Schule zunehmend an Bedeutung. Es existiert jedoch bis heute kein attraktives multimodales, digitales Selbstlernkonzept für deren praktische Anwendung in Therapie und Pädagogik. “Damit bleibt die ICF oft auf einer theoretischen Ebene”, erläutert Prof. Dr. Sandra Neumann. “Wir möchten nun ein multimediales kompetenzorientiertes Selbstlernkonzept entwickeln, das in Lehrveranstaltungen pädagogisch-therapeutischer Studiengänge eingesetzt werden kann. Der Fokus liegt dabei auf authentischen, partizipativ gestalteten Fallvorstellungen (Menschen mit Gesundheits- oder Teilhabebeeinträchtigungen und ihre Angehörigen) mit konkretem Lebensweltbezug. Die Studierenden sollen so fallorientiert Wissen und Fertigkeiten für die pädagogische, soziale und therapeutische Praxis gewinnen.” “ICF! – Inclusion and Collaboration for the Future!” ist modular aufgebaut und soll unterschiedliche Wissensstände aufgreifen: Transdisziplinäre Basismodule vermitteln Grundlagenwissen zur ICF anhand von Praxisbeispielen. In professionsspezifischen Aufbaumodulen, die sich explizit auf die unterschiedlichen Zielgruppen der Studiengänge fokussieren, können darüber hinaus berufspraktische Fertigkeiten für die Beratung, Diagnostik/Bedarfsermittlung sowie Hilfe- bzw. Förderplanung erworben werden. Das eTeach-Netzwerk unterstützt das Vorhaben im kommenden Jahr mit Personal- und Sachmitteln.
Auch das Projekt “Immersive Media for Practical and Active Classroom Training” (IMPACT), das Ulf Sauerbrey, Professor für Kindheit und Jugend in digitalen Bildungswelten an der Universität Erfurt, zusammen mit Thorsten Ziegler und dem Forschungsteam um Wolfgang Broll, Professor am Fachgebiet für Virtuelle Welten und Digitale Spiele an der TU Ilmenau, initiiert hat, wird 2025 vom eTeach-Netzwerk Thüringen gefördert. Darin wollen die Wissenschaftler*innen interaktive Übungsszenarien für die akademische Lehrkräftebildung entwickeln. Ziel ist die Schaffung immersiver Social-VR-Szenarien für möglichst authentische Unterrichtssimulationen, in denen Lehramtsstudierende mit virtuellen Schüler*innen in einer geschützten Umgebung interagieren und zugleich ihr pädagogisches Handeln in den zugehörigen Lehrveranstaltungen reflektieren können, ohne unter einem direkten pädagogischen Handlungsdruck zu stehen. “Simulierte Unterrichtsituationen in Social-VR-Umgebungen können in der Lehramtsausbildung wertvolle Ergänzungen zu textbasierten Fallvignetten und videobasierten Unterrichtsmitschnitten anderer Lehrpersonen sein”, erklärt Prof. Ulf Sauerbrey. “Sie ermöglichen den Studierenden nicht nur eine besondere Lernerfahrung, sondern bieten zugleich einen geschützten Raum, in dem eigene Handlungsstrategien erprobt und reflektiert werden können sowie direktes Feedback ermöglicht wird.” Im Rahmen des IMPACT-Projektes sollen Social-VR-Umgebungen in bestehende Lehrveranstaltungen eingebunden und gemeinsam mit Lehramtsstudierenden entwickelte Szenarien erprobt werden. So bekommen die Studierenden zugleich einen Einblick in die Entwicklung innovativer Bildungstechnologie und bauen ihre digitalen Kompetenzen aus. Die den Übungsszenarien zugrunde liegenden virtuellen Räume werden dabei auf einer webbasierten Social-VR-Plattform der TU Ilmenau bereitgestellt und sind frei für alle Interessierten nutzbar. Das eTeach-Netzwerk Thüringen unterstützt dieses Impulsprojekt im kommenden Jahr mit zwei halben Stellen und weiteren Sachmitteln in Höhe von bis zu 5000 Euro.