Unsere Studierenden lernen sogar im Urlaub. Klingt komisch? Stimmt aber, wenngleich die jährlich stattfindende Summer School des Seminars für Kommunikationswissenschaft natürlich kein echter Urlaub ist. Wenn wir den Berichten der vergangenen Jahre Glauben schenken dürfen, kann man während der Summer School allerdings beinahe vergessen, dass man zum Lernen und gemeinsamen Diskutieren verreist ist. In den vergangenen Jahren ging es bereits nach Mallorca, Alanya, auf die Halbinsel Istrien oder die Insel Ameland. Pünktlich zur neuen Planungsphase der Summer School 2017 haben wir die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Summer School 2016 um einen Einblick in ihre Summer School in Südtirol gebeten.
Ein Beitrag von Kim Koburger und Laura Koch
Urlaub und Lernen, ne das passt doch überhaupt nicht zusammen!“ Wer das denkt, der kennt die Summer School der Kommunikationswissenschaft Erfurt noch nicht. Denn wie sollte es sich besser lernen als mit Kaiserschmarrn und selbstgebranntem Obstler!
Raus aus der Uni – Die Summer School der Erfurter Kommunikationswissenschaft nimmt das wörtlich. Anstatt im Sommer in stickigen Seminarräumen zu sitzen, wird einfach direkt das ganze Seminar ins Ausland verlegt. Die Studierenden können sich so untereinander besser kennenlernen und gemeinsam wissenschaftlich arbeiten, wobei sich Freizeitaktivitäten und Seminarsitzungen abwechseln. Für uns stand dieses Jahr das Thema Politische Kommunikation auf dem Lehrplan. Unter dem Titel Mit einem #aufschrei ins #neuland diskutierten wir beispielsweise, inwieweit neue Medien die politische Teilhabe fördern und wie Parteien von Apps wie Tinder im Wahlkampf profitieren können. In einem systematischen Überblick wurden uns zunächst fundierte Kenntnisse über neue digitale Medien vermittelt. Gemeinsam mit Dr. Markus Seifert tauchten wir in die Grundlagen des Forschungsfeldes ein, hielten Vorträge und planten unsere eigenen Forschungsprojekte.
Damit reiht sich die Summer School 2016 in eine lange Tradition ein. So zog es die Teilnehmer in den vergangenen Jahren u.a. schon in die Türkei, nach Kroatien und nach Spanien. In diesem Jahr sollte aber alles ein wenig anders werden. Eine Summer School ohne Strand und Meer?! Ja. Aber dafür aber mit jeder Menge Charme und einem Ausblick, der einzigartig ist! Unser Ziel lag irgendwo im Nirgendwo, mitten in Südtirol, Italien, auf 900 Höhenmetern: Lüsen. Mit viel Gepäck ging es frühmorgens am Erfurter Bahnhof los. Mit Zug und Bus erreichten wir am Abend etwas erschöpft aber neugierig Lüsen. #neuland war da für Einige vor allem die nicht ganz schwindelfreie Fahrt über die Serpentinen. Mit noch etwas wackligen Beinen erkundeten wir dann aber sofort unsere Unterkunft, den Löchlerhof, der umgeben von Kuhwiesen und kleineren Höfen mitten in den Bergen liegt. Kurz: „Bauernhofromantik pur“! Wir fühlten uns vom ersten Moment an wohl, die unglaubliche Gastfreundschaft der Familie Hinteregger und das tolle Essen ließen es uns an nichts fehlen. Zum Glück, denn nach der langen Anreise hieß es Kraft tanken für die kommende Woche.
Den nächsten Morgen auf dem Hof ließen wir ruhig angehen – mit einem leckeren Frühstück und einer kleinen Wanderung hinunter ins Dorf Lüsen. Am Nachmittag stiegen wir endlich in unsere Summerschool und das Thema Bedeutung der Medien für politische Kommunikation ein. Mit einer Debatte über Begriffe und Konzepte sowie anhand des Films Wag the Dog. Ein faszinierendes Gedankenspiel über die Macht der Medien und die Manipulation der Öffentlichkeit, dessen Reiz dadurch verstärkt wurde, dass der Film auf wahren Tatsachen beruht.
Am Donnerstag fand die geplante Wanderung statt. Nach einem wirklich anstrengenden Aufstieg bot sich uns ein fantastischer Panoramablick über Südtirol. Hier, hoch oben, hätten wir fast schon vergessen, weshalb wir eigentlich zur Summer School gefahren sind.
Das machte uns Markus Seifert am nächsten Tag allerdings wieder deutlich, als jede Gruppe nun ihren Vortrag zu verschiedenen Themen der politischen Kommunikation halten durfte. Die Themen waren: Wie kommunizieren Wählerinnen und Wähler? Wie kommunizieren politische Parteien? und Wie werden politische Themen medial reflektiert? Im Seminar behandelten wir politische Kommunikation als Handlungssystem, weshalb das Augenmerk in den Vorträgen auf die drei Bereiche Wählerinnen und Wähler, Parteien sowie Medien gerichtet werden sollte. Nach seiner Zusammenfassung der wichtigsten Themen bereitete uns unser Dozent auf eine neue Gruppenarbeit vor. Diese wiederum sollte uns auf unsere Prüfungsleistung vorbereiten, die darin bestand, Forschungsskizzen zu formulieren, sowie Ideen für die methodische Umsetzung dieser Skizzen zu finden. Dann setzte sich jede Gruppe zusammen und stellte Überlegungen darüber an, welches Forschungsthema geeignet wäre.
Die folgende Tage nutzten wir, um in unseren Gruppen intensiv zu arbeiten, indem wir u.a. die bestehenden Befunde der empirischen Forschung zusammenfassten und Daten kritisch interpretierten. So verging die Zeit bei der Summer School wie im Flug und überraschend schnell war der letzte Tag gekommen, den wir in der naheliegenden Stadt Brixen verbrachten. Das Städtchen mit seinem italienischen Charme gefiel uns sehr gut. Wir sahen uns auch die Brixener Universität an, die uns automatisch daran erinnerte, dass wir bald auch wieder in Hörsälen und Seminarräumen sitzen würden. Zusammenfassend dürfte jeder von uns sagen können, dass die Summer School durch und durch eine wertvolle Erfahrung ist, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Die Summer School ist absolut lohnenswert und jedem zu empfehlen, der für ein Seminar fernab des Campus auch eine etwas längere Reise in Kauf nimmt. Denn neben einem erfolgreich abgeschlossenen Seminar hat jeder von uns viele schöne Erinnerungen im Gepäck!
Wir danken Kim Koburger und Laura Koch für Ihren Beitrag sowie die Bilder von ihrer Reise.