Zu ihrem inzwischen 17. Projektforum laden die Kommunikationswissenschaftler der Universität Erfurt am Samstag, 30. Juni, in das Kommunikations- und Informationszentrum auf den Campus der Universität Erfurt ein. Dort präsentieren die Absolventen ab 14 Uhr ihre Abschlussarbeiten vor einem Publikum aus Wirtschaft, Medien und Hochschule sowie weiteren Gästen. Im Rahmen des Projektforums wird auch wieder ein mit 500 Euro dotierter Förderpreis verliehen, der in diesem Jahr erneut vom Erfurter Verein für Kommunikation und Medien e.V. in Kooperation mit der Mediengruppe Thüringen ausgelobt wurde. Mit dem Preis werden alljährlich Projektarbeiten ausgezeichnet, deren theoretische Konzeption und empirische Umsetzung außergewöhnlich gelungen ist und die in besonderem Maße einen Beitrag zur Forschungspraxis leisten.
Im Folgenden stellen wir die acht Projekte, die dieses Jahr ins Rennen gehen, einmal vor:
Wie nie zuvor wachsen Jugendliche in einer medialen Welt auf, die von sozialen Netzwerken geprägt wird. Da die „Digital Natives“ fast täglich online sind und die virtuelle Welt einen großen Einfluss auf ihren Alltag und ihre Sozialisation nimmt, untersuchte die Projektgruppe „Digital Youth“ die Selbst- und Fremdwahrnehmung exzessiver Nutzung sozialer Netzwerke und die damit verbundenen Zuschreibungen aus der Perspektive der Jugendlichen.
Um die sozialen Netzwerke geht es auch im Projekt #cont;nue. Die Projektgruppe hatte das Ziel, zu ergründen, inwieweit Menschen mit depressiver Symptomatik soziale Medien nutzen und welche Auswirkungen dies auf deren Wohlbefinden hat. Hintergrund ist, dass Depressionen mittlerweile zu den häufigsten psychischen Beeinträchtigungen zählen, sodass eine kommunikationswissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich aus Sicht der Projektgruppe sinnvoll ist.
Für das Projekt „MIND THE GAP“ untersuchten die Studierenden am Beispiel Namibias, wie deutsche Rezipienten Bilder und (Nicht-)Wissen zu Afrika im Alltagsdiskurs konstruieren. Denn die meisten kennen den Kontinent Afrika nur als eine „ferne Welt“ – Quellen ihres Wissens sind in erster Linie medial vermittelte Bilder und Informationen, die jedoch häufig von Negativismus, Konfliktorientierung und Dekontextualisierung geprägt sind.
Um dystopische Filme und Serien geht es im Projekt „Neophobia“ – genauer gesagt, um die Auswirkungen negativer Zukunftsvisionen auf die Vorstellungen der Rezipienten. Denn die Studierenden untersuchten innerhalb des Projekts, ob Zuschauer dystopischer Filme und Serien, wie „The Day After Tomorrow“ oder „The 100“ gewisse Botschaften über kommende Zeiten aufnehmen und dadurch eine verzerrte Wahrnehmung der Zukunft entwickeln oder sogar Ängste kultivieren.
Sexuelle Gewalt an Frauen ist spätestens seit der #Metoo-Debatte als Thema in der deutschen Presseberichterstattung allgegenwärtig. Medien können dabei Einfluss auf die Beurteilung und Einordnung dieser Ereignisse nehmen. Vor diesem Hintergrund untersuchten die Studierenden im Projekt „Artikel 177“, die mediale Darstellung von sexueller Gewalt an Frauen, um anschließend zu prüfen, welche Wirkung diese auf die Wahrnehmung der Rezipienten hat.
Auch das Projekt „Die SeismografInnen“ widmet sich dem Einfluss medialer Berichterstattung – hier in Bezug auf die Risikowahrnehmung gegenüber rechtsradikalen Gruppierungen. Anhand des Beispiels der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, ob Menschen ein Risiko ausgehend von jener Extremgruppe wahrnehmen und inwiefern daraus Verhaltensintentionen resultieren.
Das Forschungsprojekt „TETA“ beschäftigt sich mit der Darstellung des islamistischen Terrorismus in Spielfilmen von ARD und ZDF. Ziel des Projekts war es, Aussagen darüber zu treffen, wie die Thematik des im Spielfilm verarbeitet wird, zum Beispiel: Welche Aspekte bekommen besonders viel Beachtung? Werden Stereotype oder sogar Feindbilder bedient? Gibt es Parallelen zur Berichterstattung? Das Forschungsziel stand unter der Prämisse, dass auch in Unterhaltungsformaten politische Inhalte vermittelt werden.
Um herauszufinden, welche Determinanten das Informationsverhalten von Mediennutzern im Kontext von Attentaten beeinflussen, nutzten die Studierenden im Projekt „StreamTeam“ das sogenannte „RISP-Modell“, was bisher hauptsächlich im Ernährungs- und Gesundheitsbereich Anwendung fand. Für ihr Projekt setzten die Studierenden das Modell jedoch für zivilisatorische Risiken mit politischer Auswirkung ein, um somit gleichzeitig neue Erkenntnisse zur Relevanz des „RISP-Modells“ in diesem Kontext zu gewinnen.
Alle Arbeiten entstanden im Rahmen der „Projektstudienphase“, einem einzigartigen Konzept im deutschen Lehrbetrieb: Über den Zeitraum von einem Jahr wenden Studierende dabei in kleinen Gruppen ihr im Studium erworbenes Wissen zur Lösung von realen oder realitätsnahen Problemstellungen innerhalb der Kommunikationswissenschaft an. Projektpartner sind dabei Medien- und Wirtschaftsunternehmen sowie öffentliche Institutionen und Organisationen.
Nähere Beschreibungen der einzelnen Projekte gibt‘s in unserer Broschüre zum Download (*pdf)