Ein Auslandsaufenthalt ist eine feine Sache. Man kann eine fremde Sprache vertiefen, bekommt Einblicke in eine andere Kultur, knüpft neue Kontakte, erweitert seinen Horizont und nebenbei macht es sich im Lebenslauf auch immer gut. Mehr als 100 Studierende der Uni Erfurt wagen diesen Schritt alljährlich und absolvieren ein Auslandssemester. Wir haben Lukas ein paar Fragen zu seinem Auslandssemester in Madrid gestellt.
Wo bist du und für welchen Zeitraum wirst du dort sein?
Seit September 2016 studiere ich für zwei Semester Internationale Beziehungen an der Rey Juan Carlos Universität in Madrid. Ich werde noch bis Ende Mai hier sein.
Wie begrüßt man sich dort?
Die Wahl der Begrüßung ist, wie in vielen anderen Sprachen, abhängig von der Tageszeit. Es reicht von einem einfachen „hola“ (Hallo) bis zum „buenas noches“ (Guten Abend). Das Besondere in Spanien ist der doppelte Kuss zwischen Männern und Frauen und bei Frauen untereinander. Das hat mich am Anfang kalt erwischt. Bei Männern ist es üblich, sich die Hand zu geben. Es sei denn, man ist gut befreundet – dann umarmt man sich.
Warum hast du dich für Madrid bzw. Spanien entschieden?
Ich habe mich für Spanien entschieden, weil ich meine sprachlichen Kenntnisse verbessern wollte. Zudem habe ich auf vorherigen Reisen einige Spanier kennengelernt, die in mir das Interesse an Land und Kultur geweckt haben. Und da ich immer schon mal in einer großen Stadt studieren wollte, fiel die Wahl auf Madrid. Bisher hat mich spanische Hauptstadt in dieser Beziehung definitiv nicht enttäuscht. Es gibt in jeder Ecke und in jedem Viertel immer etwas Neues zu entdecken.
Welche Erwartungen hast du an deine Zeit im Ausland und werden sie bisher erfüllt?
In erster Linie wollte ich meine sprachlichen Kenntnisse im Umgang mit Muttersprachlern verbessern. Diese Erwartung wurde voll erfüllt, auch wenn es immer mal wieder Rückschläge gab. Ein kleiner Wermutstropfen, den ich schlucken musste: Spanische Sprachkurse sind hier an der Universität leider kostenpflichtig.
Ist es einfach, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen?
Die Spanier sind sehr kontaktfreudig. Wenn man seine anfängliche Scheu erst einmal überwunden hat, ist alles ganz einfach. Außerdem gibt es an der Universität mehrere Programme für Studierende, die dabei helfen, Kontakte zu knüpfen. Zum einen gibt es das sogenannte „Buddy-Programm“, bei dem man als Neuankömmling einen einheimischen Studierenden unterstützend zur Seite gestellt bekommt. Zum anderen gibt es das Erasmus Student Network (ESN), das viele Aktivitäten organisiert und so das Einleben erleichtert.
Wie sind die Lebenshaltungskosten an deinem Studienort? Und wie sieht es mit Wohnraum aus?
Die Lebenshaltungskosten sind vergleichbar mit denen in Deutschland. Einige Produkte in den Supermärkten sind teurer, andere dafür günstiger. Auch das Essen im Restaurant ist erschwinglich, so dass man sich das ab und zu erlauben kann. Preise und Verfügbarkeit von Wohnraum sind abhängig vom jeweiligen Viertel. Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto günstiger werden die Wohnungen. Einige meiner Kommilitonen haben sich über die geringe Verfügbarkeit beschwert, ich hatte jedoch Glück und habe direkt eine gute und günstige Wohnung gefunden.
Gibt es etwas im Studium oder täglichen Leben, das sich grundlegend von deinem Alltag in Erfurt unterscheidet? Falls ja, was und hat es dich überrascht?
An meisten erstaunt hat mich die Tageszeit, zu der die Uni beginnt. Meine früheste Vorlesung beginnt um 15 Uhr und die späteste Vorlesung endet um 21 Uhr. Die Zeiten sind abhängig vom Studiengang. Je nachdem, wie man es sieht, habe ich also entweder „in den sauren Apfel gebissen“ oder „das große Los gezogen“.
Was würdest du anderen empfehlen, die sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden?
Ich würde ihnen empfehlen, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen. Die Erstellung der Learning Agreements kostet viel Zeit und die Wohnungssuche kann ebenfalls dauern. Außerdem würde ich empfehlen, sich vorher einige Ziele zu setzen, die man während des Auslandssemesters erreichen möchte. Sonst könnten einen die schier unendlichen Möglichkeiten erschlagen.
(Foto 1:) Weltkulturerbe-Stadt Toledo. Die Stadt ist zudem berühmt für die friedliche Koexistenz verschiedener Religionen.
(Foto 2:) Palacio Real de Madrid (Patrimonio Nacional)