Ein Auslandsaufenthalt ist eine feine Sache. Man kann eine fremde Sprache vertiefen, bekommt Einblicke in eine andere Kultur, knüpft neue Kontakte, erweitert seinen Horizont und nebenbei macht es sich im Lebenslauf auch immer gut. Mehr als einhundert Studierende der Uni Erfurt wagen diesen Schritt alljährlich und absolvieren ein Auslandssemester. Lina-Johanna, die bei uns im 5. Semester Anglistik/Amerikanistik und Sozialwissenschaften studiert, ist seit einigen Tagen wieder zurück in Deutschland und wir haben sie nach ihren Erfahrungen in Fredericksburg, USA, gefragt.
Wo bist du und für welchen Zeitraum wirst du dort sein?
Von August bis Dezember 2015 habe ich ein Semester an der University of Mary Washington studiert. Das College ist im historischen Städtchen Fredericksburg im Staat Virginia in den USA.
Wie begrüßt man sich dort?
„Hi! How are you?“
Warum hast du dich entschieden, dorthin zu gehen?
Ich interessiere mich schon immer für die Vereinigten Staaten und es war mein Traum, einmal auf ein amerikanisches College zu gehen. Fredericksburg ist nicht weit entfernt von der US-amerikanischen Hauptstadt Washington DC und bekannt als Heimatort des ersten Präsidenten George Washington. Das war besonders interessant für mich als Geschichts- und „Politik-Nerd“.
Welche Erwartungen hast du an deine Zeit im Ausland und werden sie bisher erfüllt?
Authentischer als die University of Mary Washington kann ein College in den USA gar nicht sein. Ich hatte das Glück, viele verschiedene Kurse belegen zu können und habe zum Beispiel einen Kurs in Kunstgeschichte absolviert, was ich schon immer mal machen wollte. Meine Kommilitonen waren sehr nett. Besonders meine Freunde aus dem Club „Framar International Living Community“, einem Wohnheim für weltoffene Studenten und Austauschstudenten, habe ich schnell ins Herz geschlossen.
Ist es einfach, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen?
Da die UMW eine echte Campus-Uni ist und es sehr schwierig ist, ohne Auto den Campus zu verlassen, kommt man hauptsächlich in Kontakt mit anderen Studierenden. Obwohl alle meine Kommilitonen sehr freundlich waren, hat es doch ein wenig gedauert, bis sie sich getrauten haben, tiefgründigere Unterhaltungen über Politik und das aktuelle Zeitgeschehen zu führen, und meine Fragen über einige amerikanische Eigenheiten zu beantworten.
Wie sind die Lebenshaltungskosten an deinem Studienort? Und wie sieht es mit Wohnraum aus?
Das Leben als Studierender spielt sich hauptsächlich auf dem Campus ab. Man wohnt, studiert, isst und lebt hier. Wohnheim und Verpflegung werden von der Universität bereitgestellt und müssen vor Antritt des Auslandssemesters ausgesucht und bezahlt werden. Auch für die Versicherung muss man selber aufkommen. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten höher als in Deutschland, allerdings braucht man sich um nichts mehr Sorgen zu machen, sobald das Semester begonnen hat.
Gibt es etwas im Studium oder täglichen Leben, das sich grundlegend von deinem Alltag in Erfurt unterscheidet? Falls ja, was und hat es dich überrascht?
Bei den Seminaren und Vorlesungen herrscht generell Anwesenheitspflicht. Außerdem werden im Laufe des Semesters Leistungsüberprüfungen durchgeführt, die Note setzt sich am Ende aus mehreren Teilnoten zusammen. Abgabetermine verteilen sich über das ganze Semester und es werden nur zwischen drei und fünf Kurse pro Semester belegt. Diese finden dann allerdings mehrmals pro Woche statt. Das Studentenleben ist stark von universitären Veranstaltungen, Clubs und Sportteams bestimmt. Der Campus ist fast wie eine kleine Insel, die man selten verlässt. Mich hat überrascht, wie abgeschottet man lebt, obwohl die gemütliche Innenstadt von Fredericksburg nur einen Katzensprung entfernt ist. Die Universität legt viel Wert auf die Sicherheit der Studierenden, hat eigenes Sicherheitspersonal und für alles Mögliche einen Ansprechpartner.
Was würdest du anderen empfehlen, die sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden/vorbereiten?
Die University of Mary Washington ist ein gemütliches College zum Studieren und Leben. Falls du dich für einen Aufenthalt für ein Semester an der UMW interessierst, würde ich empfehlen, dir das Kursangebot auf der Internetseite genau anzuschauen und zu prüfen ob es Kurse gibt, die dir gefallen. Die Uni nimmt den größten Teil deines Tages und des Semesters in Anspruch, da so gut wie täglich Hausaufgaben anfallen. An Wochenenden und in den Ferien kann man wunderbar die Ostküste und Virginia erkunden. Ich würde jedem empfehlen, sich frühzeitig mit dem doch etwas langwierigen Bewerbungsprozess zu beschäftigen. Die beste Zeit meines Auslandssemesters hatte ich im Framar House, eine gute Wahl, wenn es um ein Wohnheim geht.
(Fotos: privat)
Lina-Johanna stand am 12. Januar in einem Twitter-Interview für die Mitteldeutsche Medienakademie der Jugendpresse Sachsen ebenfalls Rede und Antwort über das Studieren in den USA. Auf der folgenden Seite ist das Interview zusammengefasst verfügbar.