Ein Auslandsaufenthalt ist eine feine Sache. Man kann eine fremde Sprache vertiefen, bekommt Einblicke in eine andere Kultur, knüpft neue Kontakte, erweitert seinen Horizont und nebenbei macht es sich im Lebenslauf auch immer gut. Mehr als einhundert Studierende der Uni Erfurt wagen diesen Schritt alljährlich und absolvieren ein Auslandssemester. Wir haben Christina gefragt, wie es für sie in Brasilien ist.
Wo bist du und für welchen Zeitraum wirst du dort sein?
Ich bin derzeit in Brasilien. Von Juli bis Dezember 2014 habe ich in Niterói studiert. Hier wohnen ungefähr 500.000 Menschen und 50.000 studieren an der UFF (Universidade Federal Fluminese). Bis zu meiner Rückreise Ende März nach Deutschland werde ich noch ein Praktikum in der deutschen Botschaft in Brasília absolvieren und ich möchte noch mehr vom Land kennenlernen.
Wie begrüßt man sich dort?
In dem Bundesland Rio de Janeiro gibt man sich auf jede Wange ein Küsschen.
Warum hast du dich entschieden, dorthin zu gehen?
Nach meinem Abitur habe ich bereits ein Jahr in Argentinien verbracht und mich in den südamerikanischen Kontinent verliebt. Während meines Studiums an der Uni Erfurt habe ich einige Brasilianer kennen gelernt und das hat meine Fernsucht wieder entfacht. Ausschlaggebend war außerdem der hervorragende Portugiesisch-Kurs an der Uni Erfurt.
Welche Erwartungen hast du an deine Zeit im Ausland und werden sie bisher erfüllt?
Ich wollte vor allem Brasilien so intensiv wie möglich kennenlernen. Nach vier Monaten kann ich von mir behaupten, dass ich auf einem guten Weg bin. Gerade durch die Fußball-WM wurden leider vor allem Klischees und Halbwahrheiten verbreitet und ich genieße jeden Augenblick, in dem mich Brasilien wieder aufs Neue überrascht oder mich eines Besseren belehrt. Zu dem kulturellen kommt noch ein akademischer Aspekt. Bisher habe ich zwar bereits in fremden Kulturen gelebt und gearbeitet, aber das Auslandssemester in Niterói ist meine erste Erfahrung als Studentin im Ausland. Ich habe mich mit allem sehr schnell zurecht gefunden und habe mich sehr fix an portugiesisch als Studiensprache gewöhnt. Dadurch, dass die UFF eine sehr große Universität ist, bietet sie ein vielfältiges Fächerangebot, so dass ich einige interessante brasilien- oder lateinamerikanisch-spezifische Kurse belegen konnte.
Ist es einfach, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen?
Es ist sehr einfach. Meine Kommilitonen waren offen und hilfsbereit und auf der Cantareira, ein kleiner von Bars umrandeter Platz direkt vor dem Hauptcampus Gragoatá, wurde der ein oder andere Kontakt bei einem Bierchen vertieft. So werde ich bei meinem Abschied viele Freunde zurücklassen, aber es bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen, sei es in Deutschland oder in Brasilien.
Gibt es etwas im Studium oder täglichen Leben, das sich grundlegend von deinem Alltag in Erfurt unterscheidet? Falls ja, was und hat es dich überrascht?
Hier ist es üblich, sich sein Zimmer mit anderen Studenten zu teilen. Außerdem wird hier in verschiedenen „turmas“ studiert, d. h. entweder morgens, mittags/nachmittags oder abends. Dementsprechend verlängert sich das Bachelorstudium auf 4-5 Jahre. Allerdings machen die meisten brasilianischen Studierenden nebenbei Praktika und/oder arbeiten. Und ein Drei-Gänge-Menu in der Mensa (Bandejao) kostet umgerechnet nur 20 Cent. Dafür gibt es aber auch jeden Tag Reis und Bohnen als Beilage.
Was würdest du anderen empfehlen, die sich für einen Auslandsaufenthalt vorbereiten?
Ich finde es wirklich wichtig, dass man sich in der Sprache, in der man studieren wird, sicher fühlt. Das erleichtert das Einleben und Kontakteknüpfen.