Vor drei Wochen startete Raphael in seinen ersten Job, nachdem er im Herbst vergangenen Jahres seinen Master in Staatswissenschaften an der Universität Erfurt erfolgreich abschloss. Als Vorstandsreferent in einem Wohlfahrtsverband hat es ihn nun nach Berlin verschlagen. Wie ihn sein Studium auf diese Tätigkeit vorbereitet hat und was er in der Hauptstadt am meisten an Erfurt vermisst, erzählt er in unserem Blog.
Raphael, wie bist du damals auf Erfurt und die Universität aufmerksam geworden?
Ich habe einen Bericht über die günstigsten Studentenstädte Deutschlands gefunden. In der Nähe meiner badischen Heimat zu studieren, beispielsweise in Heidelberg, wäre möglich, aber zu teuer gewesen. Also begann ich, die Liste der günstigen Studienorte abzuarbeiten. Ich weiß noch: Auf Platz eins stand damals Chemnitz. Ich schaute mir online die Hochschulen in Chemnitz an, fand aber kein interessantes Studienfach. Auf Platz zwei oder drei folgte Erfurt. Das war mein großes Glück. Auf der Uni-Website habe ich direkt vier oder fünf Studiengänge gefunden, die mich interessierten. Die Möglichkeit, Hauptfach und Nebenfach zu kombinieren, sich also nicht auf ein Fach festlegen zu müssen, und die Möglichkeit, die Fächer später noch wechseln zu können, haben mich sofort begeistert. Ich buchte mir einen Zug, fuhr nach Thüringen und mir wurde klar: Erfurt ist super, die Kosten sind stemmbar und das Studienangebot passt ideal zu mir. Meine Suche hatte ein Ende. Direkt nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr startete ich dann mein Studium an der Uni Erfurt.
Würdest du dich wieder für die Uni Erfurt entscheiden? Und wenn ja, warum?
Ja, auf jeden Fall. Als Schüler hat man meist keine Vorstellung, was ein Studium ist und bedeutet. Man rät so ein wenig ins Blaue, welches Studienfach zu einem passen könnte. Dank der Informationen und Übersicht auf der Website der Uni war ich aber gut vorbereitet und das Studium war so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Klar gibt es im späteren Uni-Alltag einige Hürden zu meistern und vielleicht auch den einen oder anderen Aufreger. Doch bietet die Uni Erfurt viele Vorteile. Insbesondere die kurzen Wege auf dem Campus, aber auch direkt in der Stadt, ersparen einem viel Zeit. Erfurt bietet auch für die Freizeit viele Möglichkeiten. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die sehr gute Betreuung durch das Lehrpersonal. Die Professor*innen und Dozierenden konnte ich immer unkompliziert ansprechen. All das macht für mich das Studium an der Uni Erfurt besonders.
Wie hat dich die Universität auf deinen Berufsstart vorbereitet und welche Studieninhalte kannst du jetzt im Beruf anwenden?
Mein Start ins Berufsleben ist noch keine drei Wochen her, deshalb kann ich die Frage noch nicht konkret beantworten und bin auf die Antwort vermutlich genauso gespannt wie ihr. Aber von meinem ersten Eindruck sowie aus den Erfahrungen von Freunden kann ich sagen, dass es schwer ist, durch ein Wissenschaftsstudium direkt auf einen Beruf oder einen Job vorbereitet zu werden. Im Studium lernt man, abstrakt und differenziert zu denken. Man lernt, Aufgaben anzugehen und Probleme zu lösen. Man findet seine eigenen Stärken und Schwächen heraus, aber auch die eigenen Interessen. Gerade Staatswissenschaften ist ein sehr interdisziplinärer Studiengang, der viele verschiedene Themen- und Arbeitsfelder zusammenführt. Das kann auch eine Herausforderung auf dem Bewerbermarkt sein. Auch ich brauchte Zeit, eine Stelle zu finden, auf die ich passe und die andersherum auch für mich passt. Natürlich gibt es auf dem Arbeitsmarkt viele Leute, die auf bestimmte Themen spezialisiert sind und damit auf den ersten Blick für Arbeitgeber*innen attraktiver scheinen. Eine interdisziplinäre Ausbildung in verschiedenen Bereichen ist meiner Erfahrung nach aber ein Vorteil, insbesondere wenn man im politischen Bereich unterwegs ist.
Hast du einen besonderen Tipp zum Berufseinstieg für unsere zukünftigen Absolvent*innen?
Gerade denen, die Staatswissenschaften studieren, und keine 1,0 als Abschlussnote haben (die zwar schön, aber nicht lebensnotwendig ist) sei gesagt: Ihr dürft euch nicht entmutigen oder runterziehen lassen, wenn ihr viele Absagen auf eure Job-Bewerbungen erhaltet. Es wird viel vom Fachkräftemangel geredet – in unserem Bereich ist das nicht spürbar. Es gibt viele Bewerber*innen auf eine Stelle. Davon solltet ihr euch nicht aus der Ruhe bringen lassen oder gar eure Pläne gänzlich umwerfen und neu machen. Habt Geduld! Bei mir hat es ein halbes Jahr und weit mehr als 50 Bewerbungen gebraucht, bis ich eine passende Stelle gefunden habe. Die Betonung liegt hier auf „passend“: Nehmt nicht das erstbeste Angebot an. Sucht lieber zwei bis drei Monate länger und findet den wirklich passenden Job für euch, der euch auch Spaß macht. Ansonsten kann schnell die Bewerbungsprozedur von vorn beginnen. Klar kann man vorher nie wissen, ob eine Stelle wirklich passt. Aber hört auf euer Bauchgefühl. Und mein Tipp: Seid bereits während des Studiums auf LinkedIn oder anderen Karrierenetzwerken aktiv und vernetzt euch.
Letzte Frage: Was vermisst du aus deiner Studienzeit (in Erfurt) am meisten?
Am meisten vermisse ich meine Kommiliton*innen und Freunde, aber auch die zeitliche Flexibilität und das selbstständige Arbeiten. Ja sogar die Hausarbeiten, die ich meistens sehr gern geschrieben habe. Und natürlich die wundervolle Stadt! Erfurt ist wie ein Zuhause geworden und ich freue mich jedes Mal, wenn ich zurückkehre, um meine Freunde zu besuchen.