Wenn sich Mufutau Muyiwa etwas vornimmt, dann schafft er es auch meistens. Schwierige Aufgaben und große Herausforderungen ziehen den Nigerianer magisch an. Besessen von Wissen sei er und das Wort „unmöglich“ gehöre nicht zu seinem Wortschatz – höchstens in dem berühmten Zitat von Nelson Mandela, das er sich zum Lebensmotto gemacht hat: „Es erscheint immer unmöglich, bis es vollbracht ist.“ Gerade hat der junge Forscher seinen Master im Studiengang „Globale Kommunikation: Politik und Gesellschaft“ an der Universität Erfurt absolviert – und: Dank seines akademischen Engagements und seines großen Forschungsantriebs hat er es als erster Student in das Fast Track-Programm zur Promotion in diesem Studiengang geschafft.
Zunächst absolvierte Mufutau Muyiwa einen Bachelor in Massenkommunikation in seiner Heimat Nigeria. Dann führte ihn sein akademischer Weg auch schon nach Deutschland. Nicht nur, dass ihm die Rolle Deutschlands in der Europa- und in der Weltpolitik interessierte, er war auch überzeugt von der hohen Qualität der hiesigen akademischen Ausbildung und der internationalen Anerkennung der Abschlüsse. Für ein erstes Master-Studium im Fach Medien- und Kommunikationswissenschaft kam er deshalb an die TU Ilmenau. Ein an diesen Master anschließender Zertifikatskurs im schwedischen Lund eröffnete ihm dann eine globale Perspektive auf internationale Beziehungen, die er gern vertiefen wollte. So wurde Muyiwa auf den noch jungen Studiengang „Globale Kommunikation: Politik und Gesellschaft“ der Uni Erfurt aufmerksam, denn dieser rückt Kommunikationskulturen im internationalen Vergleich in den Studien- und Forschungsfokus. „Der Studiengang ist innovativ und interessant, weil er Kommunikation, Kultur, Politik und gesellschaftliches Geschehen im globalen Vergleich und nicht als isolierte nationale Prozesse betrachtet. Ich war neugierig darauf, zu erfahren, wie verschiedene Mediensysteme und Kommunikationskulturen mit sozialen und politischen Faktoren in verschiedenen Ländern interagieren. Außerdem wollte ich wissen, welche Rolle die Medien in demokratischen Staaten auf der ganzen Welt spielen.“ Also entschloss sich Muyiwa zu einem weiteren Master, durchlief erfolgreich das Auswahlverfahren und wurde nicht enttäuscht: „Die Seminare haben thematisch meinen Nerv getroffen und ich mochte auch die interkulturelle Lernatmosphäre. Hier bringen Studierende Perspektiven und Ideen aus verschiedenen Ländern, Erfahrungen und Kulturen ein.“ Die Möglichkeit, mit dem Fast Track-Programm aus seiner Master-Arbeit heraus auch einen Ansatz für eine anschließende Promotion zu entwickeln, überzeugte den Akademiker aus Leidenschaft zusätzlich. Doch zunächst musste er sich erst einmal unter Beweis stellen, sehr gute Leistungen im Studium erbringen, sich für ein Forschungsthema entscheiden und nach genauer Analyse bereits bestehender Theorien und Untersuchungsergebnisse eine Forschungslücke identifizieren, die er mit seiner Dissertation füllen kann. „Als ich mein Thema für die Master-Arbeit einreichte, musste ich dann auch gleich die Relevanz des Themas für eine mögliche Doktorarbeit besonders herausstellen“, erinnert sich Muyiwa. „Professor Hafez und Anne Grüne haben mich über den gesamten Prozess hinweg, vom Studium selbst bis zur Genehmigung meines Fast Tracks durch den Promotionsausschuss, unterstützt und mir dabei geholfen, die Master-Arbeit so zu gestalten, dass sie für eine Promotion auch erweitert werden konnte.“
Als Forschungsthema wählte Muyiwa schließlich die Diplomatie zwischen Deutschland und ausgewählten afrikanischen Ländern in Bezug auf Kommunikationsstrategien und diplomatischer Programme sowie die damit zusammenhängenden Herausforderungen, Interessen und Rollen der Akteure. „Deutschland und viele afrikanische Länder engagieren sich sehr auf dem Feld der Diplomatie und haben eine besondere Beziehung auf den unterschiedlichsten Ebenen aufgebaut. Ausgangspunkt meiner Untersuchungen ist, dass dieses Engagement im Zeitalter der Globalisierung von der Kultur, den Medien und den an der globalen Politik beteiligten internationalen Organisationen beeinflusst wird.“ Bei der Bearbeitung seines Forschungsthemas kommen dem 33-Jährigen nicht nur seine Kenntnisse aus den beiden kommunikationswissenschaftlichen Master-Studiengängen zugute. Auch seine langjährigen Erfahrungen in den Bereichen Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing helfen ihm bei der wissenschaftlichen Arbeit. So falle es ihm leichter, Medien- und Kommunikationstheorien mit realen Begebenheiten zu verbinden und durch Recherche und Quellenstudien zu verstehen, wie sich Ereignisse entwickeln. „Der Journalismus hat mir ein Auge für Details gegeben und die Fähigkeit, akademisches Material aus verschiedenen Quellen kritisch zu analysieren und zu filtern, um überzeugende Argumente zu identifizieren, die rational und wahrscheinlich von Interesse sind. Man muss wissen, wie man analysiert, systematische Methoden anwendet, Sinn konstruiert und seine Ergebnisse sprachlich präsentiert. Ich finde, wissenschaftliches Arbeiten hat ein bisschen was von einem Marketing-Pitch mit der eigenen Forschung als ein Produkt, das verschiedenen Denkschulen begegnet und deshalb gut präsentiert werden will.“ Diesem Credo folgt Muyiwa auch neben seiner Forschungsarbeit. Zum Beispiel bei der Arbeit an der von ihm gegründeten Studentenzeitschrift „Global Community“, in der das Redaktionsteam Themen diskutieren und in den Fokus rücken möchte, über die ihres Erachtens zu wenig berichtet wird, obwohl sie viele Menschen weltweit angehen. Das Online-Magazin soll deshalb als Plattform dienen, um ausgewogene Berichte zu präsentieren, Vorurteilen aus globalen Nachrichten zu begegnen und dadurch die gemeinsame Verantwortung und das kollektive Handeln zu globalgesellschaftlichen Themen zu stärken. Denn: „Die Welt ist doch wie eine globale Wohnung und weltweit haben wir unterschiedliche aber auch viele gemeinsame Probleme.“
Eines dieser globalen Probleme liegt im Moment natürlich auf der Hand. COVID-19 hält die ganze Welt, also auch Mufutau Muyiwas Heimat Nigeria, in Atem. Das „Abenteuer Deutschland“ hat sich für ihn mit der Pandemie gewandelt. Nicht nur die Distanz zu seinen Angehörigen zu Hause, auch die zur sonst sehr lebendigen afrikanischen Gemeinde in Erfurt wächst. Der Wissenschaftler vermisst seine Familie und seine Heimat sehr. Und obwohl er die deutsche und die Thüringer Kultur – inklusive Bratwurst – schätzen gelernt und enge Freunde gefunden hat, obwohl ihm die hiesige Arbeitsmoral besonders gut gefällt und er die gut erhaltenen historischen Orte des Landes, wie auch Erfurt mit seinem Dom und der Altstadt, liebt, steht sein Entschluss längst fest: Nach seiner Promotion wird er nach Nigeria zurückkehren. „Ich möchte die Forschung im Bereich afrikanischer Mediensysteme, Politik und Diplomatie später in meiner Heimat weiterverfolgen und als Berater im diplomatischen Bereich tätig sein. Ich möchte Entwicklungspartnerschaftsprogramme initiieren, um das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und afrikanischen Ländern zu verbessern. Und ich plane, eine Forschungsstiftung zu gründen, die die Forschungszusammenarbeit zwischen den Universitäten und Wissenschaftler*innen in Deutschland und Afrika fördert. Ich bin überzeugt, dass die Ergebnisse meiner Promotion die Politik im diplomatischen Kontext beeinflussen, ein globales Verständnis der afrikanischen Politik fördern, die Wissenslücke zum Westen überbrücken und eine Welle der Forschung im Bereich der afrikanischen Public Diplomacy auslösen können.“ Mufutau Muyiwa hat also noch viel vor. Das Fast Track-Programm zur Promotion im Studiengang „Globale Kommunikation“ an der Uni Erfurt hat ihm den ersten Schritt zur Verwirklichung seiner Pläne ermöglicht.