Man kommt nicht umhin zu ihr aufzuschauen. Nicht nur wegen der 184 Zentimeter, die Karen Lißon misst. Es ist auch die unheimliche Energie, mit der sie die Dinge angeht. Eine richtige Leistungssportlerin eben. Und "ganz nebenbei" auch noch Studentin. Täglich mehrfaches Training, Wettkämpfe an den Wochenenden und obendrauf das Studium. Das ist hart. "Nein", sagt die 22-Jährige, "das ist eine Herausforderung. Und noch dazu eine richtig reizvolle."
Seit Karen Lißon acht Jahre alt ist, spielt sie Volleyball. Schon damals war sie groß und sportlich, da fragte man sie, ob sie nicht Lust habe, in der Volleyball-AG ihrer Schule mitzumachen. Lust hatte sie. Und ehrgeizig war sie schon damals. Kaum verwunderlich also, dass der Sport eine immer größere Rolle in ihrem Leben einnahm. Sie verließ ihren Heimatort Merseburg, ging aufs Sportgymnasium in Dresden. Nach dem Abitur spielte sie dann bei Alemannia Aachen, heute lebt und trainiert sie in Suhl. Bei den Volleystars Thüringen. Zuspiel. Erste Bundesliga. Das Team rangiert derzeit auf Platz 8. Platz 6 soll es noch werden in dieser Saison. Mindestens.
Aber Karen Lißon wäre nicht Karen Lißon, wenn sie nicht schon weiterdenken würde. Was wird, wenn sie eines Tages keinen Spitzensport mehr betreiben kann, was kommt nach dem "Beruf Volleyballerin"? "Der Sport ist mein Ding, ich liebe die Atmosphäre, die Emotionen, meine Möglichkeiten als Zuspielerin, das Spiel zu gestalten", sagt die 22-Jährige. "Aber wenn es eines Tages vorbei ist, dann will ich etwas Neues ausprobieren, einen klaren Schnitt machen und mich noch einmal ganz neu entfalten können. Deshalb habe ich mich entschieden, neben dem Sport zu studieren. Lehr-, Lern- und Trainingspsychologie und Kommunikationswissenschaft an der Uni Erfurt."
Das erste Semester hat Karen nun fast geschafft – und sie ist froh, über ihre Entscheidung. "Die Uni Erfurt und ich – das passte einfach von Anfang an", sagt sie. Hier hat sie die Möglichkeit, in Teilzeit zu studieren und in der spielärmeren Zeit auch in Vollzeit zu wechseln. So ist jedenfalls der Plan. "Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden", erzählt die Frau mit der Rückennummer 3. Klar sei sie am Anfang etwas unsicher gewesen, alles war noch neu, das Studieren im Bachelor nicht vertraut, die zeitliche Koordination von Studium und Training noch etwas holprig. "Aber ich habe unglaublich viel Unterstützung erfahren, niemand hat mich hängen lassen. Auch wenn ich nach dem Seminar meist schnell wieder nach Suhl zum Training muss und nicht mit den anderen gemeinsam einen Kaffee trinken gehen kann, habe ich dennoch das Gefühl, dass ich Teil der Gemeinschaft bin. Das fühlt sich gut an. Und macht Lust auf mehr." Drei Tage pro Woche ist Karen auf dem Campus. Trainingsfrei sind diese Tage trotzdem nicht. Meist wird sogar morgens und abends trainiert. Dazwischen Seminare, Vorlesungen – und jetzt zum Semesterende auch die ersten Prüfungen. „Davor habe ich ein bisschen Bammel“, gibt die 22-Jährige zu. Aber als Leistungssportlerin hat sie gelernt, sich selbst zu vertrauen und wenn’s sein muss, auch mal durchzubeißen. "Ich freue mich immer auf die Uni-Tage, nicht nur, weil es eine wunderbare Abwechslung vom Trainingsalltag ist, auch weil die Uni Erfurt so überschaubar ist. Ich bin ein absoluter Familienmensch – vielleicht auch, weil ich meine Freunde nur selten sehen kann – insofern erlebe ich die familiäre Atmosphäre als einfach angenehm. Man kennt sich, man hilft sich."
Karen muss wieder los – das Training wartet. Die nächsten Wochen werden noch einmal besonders spannend. Am 2. März steht in Halle (Westfalen) das Deutsche Pokalfinale an. Ein Sieg wäre nach der Deutschen Meisterschaft U20 ein wunderbarer Erfolg in Karens Karriere. Aber vorher muss noch das Bundeliga-Spiel gegen das Top-Team vom Dresdner SC gewonnen werden. Am 25. Januar in der Riethsporthalle Erfurt. "Dafür brauchen wir natürlich die Unterstützung unserer Fans", sagt Karen. "Die geben uns immer wieder Auftrieb, ohne sie läuft nichts. Es reißt einen einfach mit. Und wenn wir dann gewonnen haben, weiß ich jedes Mal aufs Neue, warum ich das hier mache: große Emotionen."
Wer Karen und das Team der Volleystars am 25. Januar unterstützen will, kann sich in der Pressestelle der Uni Erfurt melden. Wir verlosen 5x2 Karten für das Spiel. Die ersten fünf Studierenden oder Mitarbeiter, die in der Pressestelle vorbeikommen und die Frage wie groß Karen Lißon ist und welche Rückennummer sie trägt, richtig beantworten, bekommen je zwei Karten.