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Im Juni 2024 erscheint "For the Warming of the Earth", das neue Buch von Mark Porter, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an unserer Professur für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft arbeitet. Das Buch stellt die Frage danach, inwieweit sich unsere religiösen Praktiken angesichts der Klimakrise verändern und wie wir dieser Krise mithilfe von Musik und Liturgie begegnen können. Wir haben mit Mark Porter darüber gesprochen, wie der Text entstanden ist und was er als Gegenmittel für Schreibblockaden empfiehlt.
Wie bist Du auf die Idee für Dein aktuelles Buch gekommen? Und wusstest Du von Anfang an, dass es eine größere Veröffentlichung werden würde oder hat sich irgendwann im Laufe des Prozesses herausgestellt, dass es ein Buch wird?
Es handelt sich hierbei um ein Projekt, das sich in mehreren Schritten entwickelt hat. Am Anfang stand eine gewisse Neugier auf etwas, das gerade in der Welt passiert, nämlich dass verschiedene christliche Gemeinschaften auf unterschiedliche Weise auf die Klimakrise zu reagieren scheinen, und dass viele von ihnen hierzu auf Musik zurückgreifen. Diese Erkenntnis führte zu einer Reihe von Gesprächen mit verschiedenen Musiker*innen, um herauszufinden, ob man etwas darüber schreiben könnte. Diese Gespräche führten zu weiteren Gesprächen, und nachdem ich eine gewisse Anzahl von Interviews geführt hatte, fühlte ich eine Art Verpflichtung gegenüber den Leuten, die ich interviewt hatte, etwas von dem, was ich erfahren hatte, in Form eines Artikels aufzuschreiben.
Wegen der Regelungen zur Befristung von Verträgen für akademische Nachwuchskräfte war ich zu diesem Zeitpunkt arbeitslos und nicht wirklich sicher, ob aus dieser Recherche wirklich ein größeres Forschungsprojekt werden könnte, aber ich dachte mir, ich stelle einen Finanzierungsantrag. Das Schreiben des Antrags half mir dabei, einige meiner Ideen zu strukturieren und eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ein größeres Projekt aussehen könnte, aber trotz der positiven Empfehlungen aller Gutachter beschloss die Förderorganisation, bei der ich den Antrag eingereicht hatte, das Projekt nicht zu finanzieren.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann das war, aber irgendwann habe ich mir gedacht: "Die können mich mal, ich mache trotzdem mit meiner Forschung weiter", und habe einen ersten Entwurf erstellt, auf Basis dessen ich langsam einige meiner Gedanken und Ideen entwickeln konnte.
Ich glaube, ich war ungefähr auf halbem Weg durch den Schreibprozess, als sich glücklicherweise jemand meiner erbarmte und mir einen Job anbot. Das gab mir die Möglichkeit, mich wirklich auf die Fertigstellung des Projekts zu konzentrieren. Nachdem ich ein paar Kapitel fertiggestellt hatte, habe ich eine noch nicht überarbeitete Fassung an einen Redakteur geschickt, der mir gesagt hat, dass das theoretisch etwas sein könnte, das ihn interessiert. Erst als ich einen vollständigen ersten Entwurf fertig hatte, habe ich ihn offiziell eingereicht, und glücklicherweise wurde entschieden, dass es sich um ein Projekt handelte, das es wert war, für ein breiteres Publikum veröffentlicht zu werden.
Man stellt sich das Schreiben eines Buchs meist als eine ziemlich einsame und isolierte Tätigkeit vor. Fühlt sich auch der Schreibprozess durch Feldforschung, Interviews und Gespräche interaktiver an?
Auf jeden Fall. Das war sogar einer der Hauptgründe, aus denen ich nach einiger Zeit in einem anderen beruflichen Umfeldern wieder in die Wissenschaft zurückgekehrt bin. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, den Großteil meiner Zeit allein mit Büchern, Lesen und Schreiben zu verbringen. Ich war mir ziemlich sicher, dass mich das in den Wahnsinn treiben würde. Dass ich einen so großen Teil des Forschungsprozesses damit verbringe, mit Menschen über ihr Leben zu sprechen, herauszufinden, was ihnen wichtig ist und dann im Dialog mit diesen verschiedenen Stimmen zu schreiben, wenn ich einen Artikel oder ein Buch verfasse, bedeutet nicht nur, dass ich mich etwas weniger isoliert fühle, sondern auch, dass meine Arbeit eine bestimmte persönliche Bedeutung mit sich bringt. Die Beteiligung an diesen Gesprächen trägt wesentlich zur Sinnhaftigkeit meiner Arbeit bei. Ich kann das also nur empfehlen.
Wie hat sich Dein Schreibstil im Laufe der Zeit verändert und entwickelt?
In vielerlei Hinsicht bin ich kein geborener Schriftsteller. In der Schule war Englisch so ziemlich mein schlechtestes Fach und an der Universität beschwerten sich meine Tutorinnen ständig darüber, dass meine Aufsätze zu kurz seien und ich umfangreicher schreiben müsste. Einiges davon trifft auch heute noch zu, ich neige beispielsweise immer noch dazu, etwas kürzere Bücher zu schreiben, aber für die Durchschnittsleserin ist das oft gar nicht so schlecht. Die wenigsten Leute wollen ein 500-seitiges akademisches Buch lesen.
Das Schreiben ist etwas, das ich im Laufe der Zeit auf viele verschiedene Arten verfeinert habe, durch kleine Projekte wie das Bloggen und das Schreiben von Gedichten, durch das Korrekturlesen von Texten anderer und natürlich durch das Schreiben meiner eigenen Texte. Als ich zum ersten Mal ein größeres Schreibprojekt im Rahmen meiner Doktorarbeit in Angriff nahm, dauerte es eine Weile, bis ich eine Stimme und eine Art des Schreibens gefunden hatte, die für mich funktionierten. Was ich jetzt habe, ist eine Mischung aus Erzählung, Kommentar und Theorie.
Meine eigenen persönlichen Erfahrungen dienen oft als Einstieg in ein Projekt und helfen anderen Menschen, sich mit dem auseinanderzusetzen, worüber ich zu schreiben versuche, aber im Kern geht es beim ethnografischen Schreiben oft darum, die Stimmen und Erfahrungen verschiedener Personen zusammenzuführen und sie auf eine Weise einfließen zu lassen, die meine eigene Stimme manchmal etwas in den Hintergrund treten lässt.
Beim Schreiben geht es mir jetzt oft darum, diese verschiedenen Elemente mit akademischen Theorien und Überlegungen zu verbinden, bis das Gleichgewicht stimmt und ich das Gefühl habe, dass ich eine Geschichte erzähle, die nebenbei noch nützliche Erkenntnisse bietet.
Das Internet ist voll von Ratschlägen, wie man eine Schreibblockade überwinden kann: Hast Du einen besonderen Ratschlag, der sich von dem unterscheidet, wozu üblicherweise geraten wird?
Wie vielen anderen Schriftsteller*innen fällt es mir sehr leicht, das Schreiben aufzuschieben. Ideen auf das Papier zu bringen und das Geschriebene zu lesen, ist ein Prozess, der mich mit allen möglichen Ängsten und Selbstzweifeln erfüllt. Ich frage mich, ob meine Ideen überhaupt gut sind, ob sie gut verständlich sind und ob ich wirklich ein ganzes Projekt in eine Form bringen kann, die Sinn macht und über die jemand lesen möchte.
Es kostet mich oft eine Menge Überwindung, mich diesem Prozess zu stellen und an einen Punkt zu kommen, an dem ich genug Vertrauen in das habe, was ich tue, um die nächsten Schritte zu machen.
Es gibt ein paar Dinge, die mir im Laufe der Jahre geholfen haben. Ich habe schon früh erkannt, dass ein Rhythmus, in dem ich morgens lese und nachmittags schreibe, für mich gut zu funktionieren scheint. Auf diese Weise nehme ich in der ersten Tageshälfte viele Ideen von anderen Menschen auf, die mir als Inspiration dienen können, wenn ich am Nachmittag selbst zu tippen anfange.
Außerdem geht es oft darum, etwas in kleinere Aufgaben und kleinere Ziele einzuteilen, so dass ich mich nicht mit dem ganzen Projekt auf einmal auseinandersetzen muss. Ich habe schon früh entschieden, dass es besser ist, mir vorzunehmen, 1.000 Wörter an einem Tag zu schreiben, ganz egal, wie gut sie am Ende sind, aber dass ich sie zu Papier – oder eher zum Bildschirm – bringen muss. Für mich ist eine der großen psychologischen Hürden die schiere Länge eines großen Projekts, und wenn ich 70.000 mittelmäßige Wörter geschrieben habe, an denen ich arbeiten und sie verbessern kann, ist das oft einfacher für mich, als zu versuchen, 70.000 perfekte Wörter im ersten Anlauf zu produzieren.
In späteren Phasen geht es oft darum, meinen Text durchzulesen und kleine Anmerkungen über die Stellen zu notieren, die mir noch nicht ganz gefallen. Ich trenne den Schritt des Korrekturlesens davon, die Korrekturen vorzunehmen, damit ich nicht beides auf einmal tun muss. Sobald ich ein paar hundert Anmerkungen zu den verschiedenen Stellen, an denen ich etwas ändern möchte, gesammelt habe, setze ich mir wiederum kleine Tagesziele dazu, wie viele ich jeweils bearbeiten werde - oft beginne ich mit den leichteren und arbeite mich zu denen vor, die etwas mehr Nachdenken erfordern, wenn nicht mehr so viele übrig sind, um die ich mich kümmern muss. Das sind sehr einfache Dinge, aber es geht wirklich vor allem darum, diese psychologischen Barrieren abzubauen, so dass sich jeder kleine Schritt ein wenig leichter anfühlt.
Um wieder auf Dein neues Buch zurückzukommen: "For the Warming of the Earth" ist ein sehr schöner Titel. Kannst Du Dich daran erinnern, wie genau Du darauf gekommen bist?
Für mich ist der Titel oft einer der letzten, abschließenden Schritte eines Projekts. Ich beginne die Arbeit an einem Forschungsprojekt immer mit einem eher praktischen Arbeitstitel, der nie besonders ansprechend klingt, der aber das Projekt für Finanzierungsanträge und Präsentationen gut beschreibt. Der Titel entsteht oft erst relativ am Ende des Prozesses, wenn ich versuche, mir etwas auszudenken, das ein breiteres Publikum ansprechen könnte.
In diesem Fall habe ich, wenn ich mich recht erinnere, mit vielen verschiedenen Möglichkeiten in Gedanken herumexperimentiert, während ich einen Spaziergang gemacht habe. So läuft es oft: man probiert verschiedene Wortkombinationen aus, verschiedene Anspielungen auf etwas, die man nutzen könnte, arrangiert Sätze um. Es gibt ein traditionelles Kirchenlied mit dem Titel "For the Beauty of the Earth", und ich habe in meinem Kopf mit verschiedenen Varianten dieses Titels gespielt, bevor ich mich für den entschieden habe, der es am Ende geworden ist. Wie bei vielen anderen Dingen war ich mir zunächst nicht ganz sicher, ob es wirklich das war, was ich wollte, aber dann hatte es sich irgendwann ein bisschen mehr gesetzt und fühlte sich richtig an. Die Idee dahinter ist, auf ein bekanntes Kirchenlied zu verweisen, das die Wunder der Schöpfung feiert, und zu sagen, dass einige Aspekte dieser grundlegenden Zelebrierung der Natur angesichts unserer aktuellen ökologischen Krise vielleicht ein wenig anders aussehen müssen.
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