| Erziehungswissenschaftliche Fakultät

Nachruf auf Prof. Dr. Dr. phil. h.c. Rainer Lachmann

* 9. September 1940

† 19. Februar 2025

Das Martin-Luther-Institut gedenkt seines Ehrendoktors, Herrn Prof. Dr. Rainer Lachmann, der in der vergangenen Woche im Alter von 84 Jahren verstorben ist. In Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen verlieh auf Initiative unseres Instituts die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Erfurt im Jahre 2009 Herrn Prof. Lachmann ehrenhalber den akademischen Grad Doktor der Philosophie (Dr. phil. h.c.). 

Seit 1979 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2005 war Rainer Lachmann Inhaber des Lehrstuhls für Evangelische Theologie mit dem Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Bamberg. Seine hervorragenden Leistungen in der religionspädagogischen Lehre und Forschung sind allseits anerkannt. Er hat den Diskurs über religionspädagogische Grundfragen und Grundlagen maßgeblich bereichert und sich daran mit beeindruckendem Elan beteiligt. Neben den zahlreichen Stellungnahmen zu konzeptionellen Fragen des Religionsunterrichts und den Beiträgen zu ethischen Aspekten dieses Unterrichts hat Rainer Lachmann dem ökumenischen Religionsunterricht richtungsweisende konzeptionelle Impulse gegeben. Über den Gegenwartsbezug der Religionspädagogik hinaus galt sein unermüdliches Engagement der Geschichte der Religionspädagogik und ihrer historischen Aspekte. Insbesondere schlug sein Herz für den Philanthropen Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811). Die Stadt und die Universität Erfurt waren für Salzmann wichtige Etappen auf seinem pädagogischen Weg. Rainer Lachmanns Forschungen erbrachten den Nachweis, dass sich Salzmanns religionsunterrichtliches Gedankengut sowie sein aufklärerisches Werk und Wirken in Erfurt herausgebildet haben. So lag es auf der Hand, ihn als ausgewiesenen Salzmann-Kenner als Hauptredner für die internationale Tagung zu gewinnen, die das Martin-Luther-Institut anlässlich des 200. Todestages Salzmanns im Jahre 2011 in Erfurt ausgerichtet hat. Rainer Lachmanns Wertschätzung des Instituts ist ein Ausdruck seiner langjährigen Verbundenheit mit dem Fachbereich und insbesondere der Professur für Religionspädagogik.

 Rainer Lachmann war ein Religionspädagoge und Didaktiker durch und durch. Mit unstillbarem Engagement und beeindruckendem Esprit hat er die Ausbildung und Bildung von Religionslehrkräften in besonderem Maße befördert. Er war ein vielfältig ausgewiesener Wissenschaftler und inspirierender Universitätslehrer, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass sich die Religionspädagogik als wissenschaftliche Disziplin insbesondere an nicht-theologischen Fakultäten mittlerweile etablieren und emanzipieren konnte. So war er auch zum Wohle der Religionspädagogik ein bildungs-, hochschul- und kirchenpolitisch kritischer und streitbarer Geist.

Für Rainer Lachmann bedeutete der Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2005 keineswegs die Abkehr vom Schreibtisch – ganz im Gegenteil. Er war weiterhin über die Maßen wissenschaftlich und literarisch produktiv, verfasste in gewohnter wortgewaltiger Weise Beiträge zur Religionspädagogik der Aufklärung und Gegenwart und legte unter dem Pseudonym Karl-Rainer Lachmal eine Sammlung eigener Geschichten für Kinder auf Wanderungen in deutschen Mittelgebirgen vor. Rainer Lachmann war ein lebensfroher, temperamentvoller, geselliger und humorvoller Mensch. Er konnte sich selbst augenzwinkernd auf den Arm nehmen. Seine im Jahre 2019 vorgelegte autobiographische religionspädagogische Bildungsgeschichte „Es ist nicht „ALLES GANZ EITEL“, spricht der Weise“ dokumentiert und kommentiert selbstironisch einen Rückblick auf 50 Jahre Religionspädagogik. Sein 2023 veröffentlichter fulminanter (Gast-)Beitrag „Nach-Sicht auf das Projekt „Religionspädagogik als Autobiographie“ – autobiographisch durchsetzt“ im achten Band der von Horst F. Rupp und Susanne Schwarz herausgegebenen Reihe liest sich fast wie ein Abschied von der wissenschaftlichen und Weltbühne, vor allem aber wie ein religionspädagogischer Nachlass, der die Erinnerung an Rainer Lachmann dankbar wachhält und gleichzeitig mahnt und ermutigt, vom streitbaren Ringen um religiöse Bildung in der Öffentlichkeit nicht abzulassen.

Mit tiefem Mitgefühl und aufrichtiger Anteilnahme für seine Familie und Freunde sagen wir „Adieu“!

Für das Martin-Luther-Institut der Universität Erfurt

Prof. Dr. Andrea Schulte

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