Nutzung von wissenschaftlichen Quellen durch angehenden Lehrer:innen

ErfurtLab
Ausgedruckt
AUSGEDRUCKT: Johannes Bauer November 2023

Trotz der zunehmenden Betonung einer forschungsbasierten Lehrerausbildung und der Forderung nach einer evidenzbasierten Praxis neigen Lehrer:innen dazu, Erfahrungswissen gegenüber wissenschaftlichen Quellen zu bevorzugen, um ihr Handeln zu begründen, Entscheidungen zu rechtfertigen und pädagogische Probleme zu analysieren. Diese Tendenz tritt bereits während der Erstausbildung von Lehrer:innen auf und wird möglicherweise durch Schulpraktika verstärkt, in denen Mentoren den Wert von praktischem gegenüber wissenschaftlichem Wissen betonen.

An der Studie nahmen 343 angehende Lehrkräfte im halbjährigen Schulpraktikum teil, die in einer Umfrage ihre Einstellungen zur Bildungsforschung, zur Verhaltenskontrolle (d. h. Selbstwirksamkeit), zur wahrgenommenen subjektiven Norm, zu ihren Absichten bei der Nutzung von Forschungsergebnissen und zur Präferenz für wissenschaftliche Quellen angaben. Die wahrgenommene subjektive Norm wurde ermittelt, indem gemessen wurde, ob die angehenden Lehrer:innen glauben, dass ihre Mentoren forschungsbasiertes Wissen berücksichtigen.

In der vorliegenden Studie wurde die Theorie des geplanten Verhaltens angewandt, um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen angehende Lehrer:innen beabsichtigen, wissenschaftliche Quellen aus der Bildungsforschung zu nutzen und zu bevorzugen.
In Übereinstimmung mit den Vorhersagen der Theorie des geplanten Verhaltens bestätigen die Ergebnisse die Auswirkungen positiver Einstellungen, der Selbstwirksamkeit und der wahrgenommenen subjektiven Norm auf die Absichten angehender Lehrer, wissenschaftliche Quellen zu nutzen. Die Absichten und die Selbstwirksamkeit wiederum erklären jedoch nicht die Verwendung der Quellen bei der Planung einer Unterrichtsstunde im Praktikum.

Die Präferenzen von angehenden Lehrern für wissenschaftliche Quellen werden nicht nur durch persönliche Dispositionen, sondern auch durch den sozialen Kontext der Schule geprägt.

 

Abstract

Background: Despite the growing emphasis on research-based teacher education and calls for evidence-informed practice, teachers tend to prefer experiential over scientific knowledge sources to inform their actions, justify decisions and analyse educational problems. This tendency already occurs as early as during initial teacher education, and it is possibly bolstered by school internships where mentors emphasise the value of practical over scientific knowledge.

Aims: The present study applied the theory of planned behaviour (TPB) to investigate under what conditions pre-service teachers intend to use and prefer scientific sources from educational research.

Methods: The study's participants were 343 pre-service teachers in a half-year school internship who indicated their attitudes towards educational research, behavioural control (i.e. self-efficacy), perceived subjective norm, intentions of using research and preference for scientific sources in a survey. Perceived subjective norm was established by measuring whether pre-service teachers believed their mentors considered research-based knowledge.

Results: In line with the predictions of the standard TPB model, structural equation modelling confirmed the effects of positive attitudes, self-efficacy and perceived subjective norm on pre-service teachers' intentions of using research. In turn, intentions and self-efficacy predicted preferences for scientific sources but not the use of scientific sources when planning a lesson in the internship.

Conclusions: Pre-service teachers' scientific source preferences are shaped not only by personal dispositions but also by the social context of school.

Gold, B., Thomm, E., & Bauer, J. (2023). Using the theory of planned behaviour to predict pre-service teachers' preferences for scientific sources. British Journal of Educational Psychology, 00, e12643. https://doi.org/10.1111/bjep.12643

 

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