Tagungsankündigung: Bibel und DDR

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Nahaufnahme aufgeschlagene Bibel

Eine einzige Reihe mit Predigthilfen ist in der katholischen Kirche der DDR entstanden. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hatte für die Sonn- und Feiertage eine neue Leseordnung initiiert. In den 1970er Jahren wurden im St. Benno-Verlag Leipzig und unter der Leitung von Karljosef Lange sämtliche Texte dieser neuen Leseordnung in 18 Bänden kommentiert. Die Reihe ist damit ein einzigartiges und bislang kaum bearbeitetes Beispiel von Schriftrezeption in der katholischen DDR-Diaspora.

Woran erkennt man eine kontextgebundene Bibelauslegung? Was macht einen spezifisch „ostdeutschen“ Zugang zu biblischen Texten aus? Welche Frauen und Männer haben sich zusammengefunden, um wissenschaftliche Errungenschaften in der Exegese und kirchlich gewonnene Möglichkeiten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die Predigtkultur in der DDR zu erschließen? Lässt sich ein spezifisches Profil einzelner Prediger*innen ausmachen? Was sagen die noch lebenden Autor*innen rückblickend, wie schätzen sie ihre eigenen Predigthilfen mit Blick auf eine kontextuelle Theologie ein? Welche Rolle hat staatliche und gegebenenfalls kirchliche Zensur gespielt?

Eine Tagung am 26. März in Frankfurt am Main und eine Präsentation des Tagungsbandes im Herbst 2022 in Erfurt nehmen dieses besondere Werk in den Blick, untersuchen die Entstehung der Reihe, angrenzende Fragen, präsentieren Erinnerungen der Autor*innen und untersuchen die Predigthilfen selbst.

Dr. Martin Nitsche (Dozentur für Altes Testament und christliche-jüdische Schrifthermeneutik an der Goethe Universität Frankfurt am Main) hat das Projekt initiiert und Mitforschende vor allem von der Universität Erfurt gewinnen können: Von dem Team der Professur für Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät ist Dr. Marlen Bunzel für die Tagung Co-verantwortlich und stellt mit Martin Nitsche grundsätzliche und hermeneutische Fragen sowie Erinnerungen von Autor*innen vor, Prof. Dr. Norbert Clemens Baumgart untersucht Statistiken zur Reihe und befasst sich mit der Frage der Zensur. Prof. em. Dr. Georg Hentschel unterzieht eigene Predigten einer Relecture. Aus dem Team der Professur für Kirchen­geschichte unterstützen Prof. Dr. Jörg Seiler und Nils Hoffmann das Projekt mit ihrer Expertise. Jeweils aktuelle Informationen zu den beiden Veranstaltungen finden Sie auf unseren Websites:

Zur Website der Goethe-Universität Frankfurt

Zur Website der Universität Erfurt

Der Zeitpunkt für das Projekt scheint günstig zu sein: Einerseits ist die kirchliche Kultur der DDR-Zeit 30 Jahre nach der „Wende“ wirklich Geschichte geworden, eine abgeschlossene Epoche. Zugleich haben wir die Gelegenheit, mit Zeitzeugen und Autor*innen der Predigtreihe auf diese Epoche zu schauen.

Dr. Martin Nitsche ist Dozent für Altes Testament und christlich-jüdische Schrifthermeneutik an der Goethe-Universität Frankfurt. 

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