Woher wissen wir eigentlich, dass die Büchse nur eine ist (Singular), während die Füchse mehrere sind (Plural)? In dieser Studie zeigen wir, dass morphologische Verarbeitung ohne Morpheme auskommt. Ob das -e in Büchse zum „Stamm“ gehört, das -e in Füchse aber eine „Endung“ ist, wäre demnach gar nicht so wichtig.
Wir konnten zeigen, dass ein kognitiv plausibles Modell, das auf dem Prinzip des „diskriminativen Lernens“ basiert, erfolgreich zwischen Singular- und Pluralformen unterscheiden kann. Dabei muss dieses Modell keine Morpheme kennen (z.B. Endungen oder Umlaut). Vielmehr lernt es erfolgreich, Singular- und Plural im Deutschen allein auf Basis von Lautkombinationen (Biphonen) zu unterscheiden. Das Modell konnte auch das Leistungsmuster einer Patientin mit einer Sprachstörung beim Unterscheiden von Singular- und Pluralformen nachvollziehen.
Plag, I., Heitmeier, M., & Domahs, F. (2024). German nominal number interpretation in an impaired mental lexicon - A naive discriminative learning perspective. The Mental Lexicon. doi.org/10.1075/ml.23017.pla