"Wir alle müssen uns mehr einmischen und unsere Meinungen sagen!"

Engagement , Off Campus
Franca Bauernfeind vor herbstlichen Bäumen auf dem Campus der Uni Erfurt. In den Händen hält sie ihr Buch.

„Lesen und Schreiben haben mir noch nie richtig Spaß gemacht. Da ist ein eigenes Buch eigentlich keine gute Idee“, sagt Franca Bauernfeind und lacht. Die 25-Jährige ist Masterstudentin der Staatswissenschaften an der Universität Erfurt und seit diesem Jahr auch Autorin. Gemeinsam mit dem Manager Jürgen Großmann und dem Arzt Dominik Pförringer fragt sie sich in ihrem gleichnamigen Buch: Bin ich „Aus der Zeit gefallen?“.

„Ja!“, sagt Franca Bauernfeind, „ich scheine aus der Zeit gefallen zu sein!“. In dem im Oktober erschienenen Buch setzt sie sich u.a. kritisch mit ihrer Generation, der „Generation Z“, auseinander. „Viele junge Leute haben die Einstellung ‚das interessiert mich nicht‘ oder ‚das geht mich nichts an‘.“ Dabei würde die aktuelle Politik doch vor allem auf dem Rücken ihrer Generation ausgetragen. „Wir sind mit wenig Krisen und Auseinandersetzungen aufgewachsen. Deshalb haben wir nie gelernt, Stellung zu beziehen. Das hat sich geändert. Die Politik von heute bestimmt unser Leben von morgen. Doch nur wenige mischen sich ein. Das muss sich ändern!“

Schon zu Beginn ihres Studiums sei sie überrascht gewesen, sagt Bauernfeind: „Diese Teilnahmslosigkeit spiegelt sich auch an der Universität wider.“ Die gebürtige Nürnbergerin kam direkt nach ihrem Abitur 2016 nach Thüringen. Sie freute sich anfänglich auf den vielfältigen Meinungsaustausch an der Uni. Doch dann habe sie erkennen müssen, dass die Mehrheit der Studierenden zu wichtigen Themen schweige. „Die meisten Studenten wollen ihr Studium vor allem zügig und gut beenden. Das kann ich niemanden verdenken! Aber dadurch fehlt es an differenzierten Auseinandersetzungen und einer mehrheitlichen Meinungsbildung.“ Die Schwerpunkte und Meinungen weniger würden so als die aller Studierenden angesehen. Die großen Probleme gerieten dadurch ins Hintertreffen – ob es nun Gleichberechtigung oder die Finanzierung des Studiums sei. „Stattdessen lenken ideologische Themen wie Gendern und Veganismus von den eigentlichen Problemen der Studenten ab.“ Franca Bauernfeind fehlt „eine aufrichtige Debattenkultur“. In der Hochschulpolitik gehe es zudem nicht mehr um Argumente, sondern vornehmlich um Meinungen, Ideologie und Political Correctness. „Es herrscht eine Identitätspolitik, die die Gruppen untereinander ausspielt. Diesem linksliberalen Zeitgeist stimme ich oft nicht zu. Und damit ecke ich an!“

Bundesweit bekannt wurde Franca Bauernfeind als Bundesvorsitzende des Rings Christlich-Demokratischer Studenten, kurz RCDS. „Eines Tages rief mich der Langen Müller Verlag an. Sie meinten, ich sei eine kritische und streitbare Persönlichkeit. Davon gebe es zu wenige, vor allem unter den Frauen. Ob ich Interesse hätte, an einem Buchprojekt mitzuwirken“. Und so kam es dann auch. Gemeinsam mit Jürgen Großmann und Dominik Pförringer widmet sich Franca Bauernfeind in ihrem Buch „Aus der Zeit gefallen?“ zunächst den für die Autoren wichtigsten Themen: Jürgen Großmann schreibt über Wirtschafts- und Verteidigungspolitik, Dominik Pförringer über Gesundheit und Sprache und Franca Bauernfeind über ihre Generation und wie sie die Corona-Zeit an der Universität erlebt hat. Im zweiten Teil widmen sich die Autoren den Themen Energie/Klima/Umwelt, Europa, Migration und Wokeness. „Das Buch zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede dreier Generationen. Und es zeigt vor allem auch Lösungen – entgegen dem Mainstream“, so Franca Bauernfeind.

Ein eigenes Buch zu schreiben, scheint am Ende dann also doch eine gute Idee für sie gewesen zu sein: Bereits im kommenden Jahr soll ihr zweites Buch mit dem Titel „Black Box Uni“ erscheinen. Darin schildert Franca Bauernfeind ihre persönliche Sicht auf die Universität und möchte auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen einen Einblick in die gesellschaftlichen und politischen Mechanismen des Hochschulbetriebes geben.