"Ich komme aus der Provinz, aus dem Eichsfeld, dort hofft man ja vergebens auf einen Eichsfelder Tatort. Also habe ich mir gedacht: Wenn der Tatort nicht ins Eichsfeld kommt, dann kommt der Eichsfelder eben zum Tatort", lacht Daniel Bertram. Der Student der Katholischen Theologie an der Universität Erfurt hat sich kurzentschlossen bei einer Komparsen-Agentur angemeldet. Das Anmeldeformular war schnell ausgefüllt, die Bilder waren fix hochgeladen – und genauso rasch stand Daniel Bertram plötzlich als Schiller verkleidet am Set vom Weimarer Tatort.
Eigentlich habe er sich aus einem Impuls heraus bei der Komparsen-Agentur angemeldet, aber schon mit dem Ziel, vielleicht beim Erfurter Tatort mitspielen zu dürfen, der im Mai unter anderem an der Universität Erfurt gedreht werden soll. Schneller als gedacht, hatte er jedoch die Zusage für eine Komparsenrolle neben Nora Tschirner und Christian Ulmen. Noch bis zum 3. Mai drehen diese den Weimarer Tatort "Die fette Hoppe", der am zweiten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt wird. An zwei der insgesamt 33 Drehtage war Daniel Bertram mit dabei: "Am ersten Tag ging alles ganz schnell. Aber am zweiten Tag musste ich acht Stunden auf meinen Einsatz warten". Die Wartezeit hatte der Tatort-Schiller eingeplant, sich mit Büchern und ,Unikram‘ eingedeckt. Viel spannender war es für den Schauspiel-Laien dann aber doch, das Geschehen am Dreh zu verfolgen oder die Beteiligten an Set und Base auszufragen. Nora Tschirner und Christian Ulmen selbst kannte er bis zu diesem Zeitpunkt aber kaum. "Ich hatte noch keinen Film mit den beiden gesehen", gesteht er. "Trotzdem hatte ich am Anfang gewisse ‚Manschetten‘ ihnen gegenüber, aber das war dort völlig fehl am Platz. Alle sind ein Team, alle duzen sich und gehen ganz freundschaftlich und trotzdem sehr professionell miteinander um."
Professionell fand Daniel Bertram auch, wie sehr sich das Team bemühte, den Tatort so regional wie möglich zu halten und das Lokalkolorit zu wahren. "Von der Bratwurst, zu Schiller bis zum Dreh im Weimarer Staatstheater – es ist ein ganz und gar thüringischer Tatort, bei dem das Team auch hinter den Kulissen gern auf die Infrastruktur des Bundeslandes zurückgegriffen hätte. Aber bei der technischen und organisatorischen Umsetzung musste es Kompromisse eingehen", weiß Bertram. Da Thüringen eine sehr geringe Dichte an verfügbarer Filmtechnik habe, sei man auf die Ausrüstungen von Medienanstalten und Studios anderer Bundesländer ausgewichen. "Aber zumindest die Maskenbildnerin war aus Thüringen, eine freie Mitarbeiterin der Erfurter Oper." – Und natürlich die Komparsen, die sich wie Daniel Bertram bei einer Agentur angemeldet haben, schließlich ausgewählt wurden und eine offizielle Drehanfrage erhielten. "Darin steht, an welchem Tag und zu welcher Zeit gedreht wird, um welche Rolle es sich handelt und die Bedingungen der Rolle, also zum Beispiel, ob man eventuell nackt auftreten oder ob Text gelernt werden muss. Erst dann erfolgt die eigentliche Drehzusage, was aber noch nicht heißt, dass ein Vertrag wirksam wird“, erklärt der angehende Theologe. „Erst, als ich tatsächlich am Set war, kam mein Vertrag zustande, denn vor Ort könnten sich die Bedingungen jederzeit noch so ändern, dass die Produktion oder der Komparse selbst die Zusage zurückzieht." Bei Daniel Bertram lief jedoch alles wie geplant. Mit seinem Dreheinsatz trat sein Arbeitsvertrag inkraft. Gleichzeitig gab er damit seine persönlichen Rechte bezüglich der Aufnahmen ab und stimmte der Verschwiegenheitserklärung zu. Über Gehalt und Handlung darf der Erfurter Student also keine Auskünfte geben. Einen gesamten Überblick über die Geschichte habe er aber ohnehin nicht: "Ein Komparse erfährt nur so viel, wie wirklich für seine Rolle wichtig ist".
Vom Erfurter Tatort weiß Daniel Bertram aber bereits, dass er unter anderem an der Universität gedreht werden soll und im studentischen Milieu spielt. Nun hofft er, dass trotz seines Einsatzes in Weimar auch hier eine kleine Rolle für ihn dabei ist. Wir wünschen viel Glück!