Ideen, Fragen und Freiräume. Aus geisteswissenschaftlicher Sicht ist die Fächerkombination, die Tom gewählt hat, eine sehr klassische. Aus Sicht eines jungen Abiturienten eine eher ungewöhnliche und vielleicht mutige, denn die Hauptstudienrichtung Kunst und die Nebenstudienrichtung Philosophie lassen viel Raum für offene Fragen, Diskussionen und selbstständige Projekte. Mehr vielleicht als bei anderen, griffigeren und anwendungsorientierten Studiengängen. Warum Tom, der inzwischen im 7. Semester an der Uni Erfurt studiert, diese Situation schätzt und warum er sich wieder für die Erfurter Hochschule entscheiden würde, hat er uns im Interview verraten.
Was war ausschlaggebend für die Entscheidung, an der Uni Erfurt zu studieren?
Ich fand Schule an sich immer gut, es hat Spaß gemacht hinzugehen und ich habe mich gern mit den verschiedenen Fächern beschäftigt und Überschneidungen gesucht (man bekommt ja leider oftmals gar nicht mit, wie das eine das andere bedingt). Ich war auch in allen Fächern gleich gut und hatte keine Präferenzen. Mit meiner Lateinlehrerin hatte ich mich dann darüber unterhalten, eventuell Philosophie zu studieren. Das schien für mich das Freieste zu sein, was man studieren könne. Und sie hat mir dann u.a. Erfurt empfohlen. Ich war ziemlich faul, habe mich nicht um Alternativen gekümmert und dachte mir: "Alles klar. Erfurt it is".
Als Nebenfach suchte ich mir Kunst aus, obwohl ich bis zur 10. Klasse nichts mit Kunst am Hut hatte. (Das lag am Lehrer). Damals dachte ich mir, dass Kunst ein Medium für philosophische Gedanken sein könnte. Eine vielleicht sogar bessere Art zu denken. Und als ich dann zur Eignungsprüfung für Kunst hier war, habe ich mich gleich in die Stadt verliebt.
Was begeistert dich an deinem Studium?
In der Philosophie interessieren mich die Ideen. Ich finde es so bemerkenswert, dass sich Menschen die Zeit genommen haben, um über Fragen nachzudenken, die nicht direkt einen Zweck zu erfüllen haben, oder auf eine konkrete Anwendung hinauslaufen. Was ist Kausalität? Ist Ursache/Wirkung nur eine Einbildung, oder gibt es das WIRKLICH? Und was wäre dann diese "Wirklichkeit", von der wir reden? Kommt alles aus dem Nichts? Und wo geht es hin? Und warum? Warum stellten sie solche Fragen? Weil es Ihnen wichtig erschien, das ist alles. An der Philosophie finde ich toll, dass es nicht vorrangig um Antworten geht. Also irgendwie schon, aber man merkt schnell, dass es scheinbar keine gibt.
Bei der Kunst gefällt mir die Selbstständigkeit: Ich habe gelernt herauszufinden, welche Themen mich interessieren und diese dann anzugehen. Und Mittel, also Formen zu entwickeln. Eventuell merkt man dann, dass man es alleine nicht hinbekommt und sucht nach Kooperationen. Es hat viel mit Spiel zu tun, aber auch mit Ernst. Es kommt alles auf einen selbst an: Wie man sich reinhängt. Man muss kritisch mit seinen eigenen Arbeiten sein, sonst hat das dann auch nichts mit Kunst zu tun. Wenn man dann noch anfängt über Geld nachzudenken, ist man verloren.
Wie war deine Anfangszeit in Erfurt und speziell an der Uni? Hast du dich schnell zurechtgefunden?
Der Anfang war schrecklich, aber das lag nur an mir. Erfurt ist eine sehr entspannte, ruhige und freundliche Stadt. Ich gehe immer noch regelmäßig spazieren. Die Uni ist super und eigentlich auch gar nicht so groß. Aber ich war damals komplett fremd, kannte niemanden und war sehr schüchtern und zurückhaltend. Da wirkte alles sehr riesig. Zum Ende des zweiten Semesters hatte ich mich dann an vieles gewöhnt. Ich glaube, es ist sowieso alles eine Gewöhnungssache. Es gibt ja auch heute noch Dinge, die ich hier noch nie gemacht habe: Ich war zum Beispiel nie in der Mensa essen! :-)
Ein großer Vorteil waren die teilweise sehr kleinen Seminargruppen: Kurse, die nur von fünf Personen belegt wurden. – Da gibt es auch wirklich mal die Möglichkeit, den Sitznachbarn kennenzulernen. Und die sind alle so nett hier. So hatte ich dann auch meinen Freundeskreis „erschlossen“. Und wenn man den erst hat, ist alles viel, viel schöner.
Was würdest du Erstsemestern mit auf den Weg geben?
Nicht stressen lassen, alles mit der Ruhe. Schnuppert schon früh in Kurse rein, die später erst relevant werden. Wenn euer Fachbereich Kolloquien anbietet, geht hin! 90 Minuten in einer Runde mit Profis zu sitzen, ist mehr wert, als 1,5 Stunden Vorlesung, selbst wenn man keine Fragen stellt. Unterstützt euren Fachschaftsrat. Versucht, Freunde in den höheren Semestern zu finden (z.B. im Fachschaftsrat), aber nie auf Krampf. Was passiert, passiert und was nicht passiert, passiert nicht. Ach, und gebt rechtzeitig alle Unterlagen fürs BAföG ab, das habe ich nie hinbekommen.