Natalie, Studentin für Lehramt – Förderpädagogik an der Universität Erfurt, ist seit dem vergangenen Sommer neben dem Studium beim CJD Erfurt beschäftigt und hat dort an der Weiterentwicklung des Förderunterrichts mitgewirkt. Mit dem CJD hat sie über ihre Arbeit gesprochen. Für die Veröffentlichung des Interviews als Gastbeitrag in unserem Blog danken wir dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD).
Es begann im Sommer 2016 mit einem Aufruf auf Facebook. Die Erfurter Werkstätten suchten engagierte Studierende, welche die Angebote des Begleitenden Dienstes ergänzen. Genau genommen sollte der Förderunterricht unter dem Motto „Lesen, Schreiben, Rechnen“ unter fachlicher Anleitung weiter ausgebaut werden.
Natalie Rottstedt, Studentin für Lehramt – Förderpädagogik an der Universität Erfurt, zögerte nicht lange und meldete sich beim CJD Erfurt. Die junge Frau sprüht vor Energie und Tatendrang. Und mit ihren Erfahrungen aus ihrem Nebenjob in einem Kinderheim vom Bodelschwingh-Hof Mechterstädt ist sie die perfekte Besetzung für den Förderunterricht. Grund genug für uns, der Studentin bei einer Unterrichtseinheit in den Erfurter Werkstätten über die Schulter zu schauen und ihr ein paar Fragen zu stellen.
Frau Rottstedt, Sie sind Studentin der Förderpädagogik. Was hat Sie dazu bewegt, sich im CJD Erfurt auf den Facebook-Aufruf zu bewerben?
Ich fand es spannend, in diesen Bereich zu schnuppern und wollte natürlich auch praktische Erfahrungen im Umgang mit Erwachsenen sammeln.
Wenn Sie Ihre Unterrichtsstunden in einem Satz beschreiben müssten, wie würde der Satz lauten?
Im Unterricht geht es um die kognitive Aktivierung der Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen.
Wie ist so eine „typische“ Unterrichtseinheit bei Ihnen aufgebaut?
Heute beginnen wir zum Beispiel mit einem Worträtsel. Einer aus der Gruppe liest den ersten Hinweis vor und alle überlegen gemeinsam, ob der Hinweis hilfreich ist. Oft stelle ich ergänzende Fragen, die dann schlussendlich zur Lösung des Rätsels führen. Nach einer gemeinsamen Anfangsübung bekommt jeder Kursteilnehmer seinen eigenen Hefter mit entsprechenden individuellen Aufgaben. Es ist ein Balanceakt, alle gemeinsam zu begleiten, aber genau diese Herausforderungen liebe ich.
Da wären wir auch schon bei der nächsten Frage – wo sehen Sie die größten Herausforderungen an dieser Tätigkeit?
Ich hatte von Anfang an alle Freiheiten, die man sich nur wünschen kann. Diese Möglichkeiten habe ich im Rahmen der Sichtstunden im Schulunterricht natürlich nicht. Das war toll, aber auch gleichzeitig eine große Herausforderung, denn ich musste mich selbstständig strukturieren und jede Stunde aufs Neue planen. Dass alle Kursteilnehmer unterschiedliche Voraussetzungen haben, war auch spannend für mich, denn dadurch konnte ich ganz individuelle Arbeitsblätter entwickeln. Einige sind gerade dabei, das Alphabet zu lernen und andere erproben sich wiederum beim Rechnen.
Was macht Ihre Arbeit im CJD Erfurt so interessant für Sie?
Das enorme Lernfeld für mich und die Vielseitigkeit der Menschen machen meine Tätigkeit so besonders und interessant. So individuell wie die Kursteilnehmer sind, so individuell gehe ich auch auf deren Bedürfnisse ein. Für einen jungen Mann habe ich zum Beispiel mit dem Team der Erfurter Werkstätten ein Steckbrett entwickelt. So kann er nun selbstständig Deutsch- und Matheaufgaben lösen und zwar in seinem eigenen Tempo. Für einen anderen blinden Kursteilnehmer nutze ich einen Vorlesestift, den ich vor dem Unterricht bespreche. So muss er einfach nur mit seinem Stift auf die diversen Klebepunkte drücken und schon kann er selbstständig arbeiten. Kurz gesagt, ich kann meiner Kreativität unglaublich viel Raum geben und ich finde immer wieder ungewöhnliche Lösungswege für vermeintliche Sackgassen.
Haben Sie Lust bekommen, auch nach dem Studium im CJD Erfurt zu arbeiten?
Lust auf jeden Fall, aber mich wird es im Sommer aufgrund meines Referendariates zunächst nach Sachsen verschlagen. Ich möchte gern irgendwann wieder beim CJD anklopfen und wer weiß was sich dann ergibt.
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Ihr Studium und Ihre Arbeit!
Quelle und Foto: CJD Erfurt