Malek Harba kam vor zehn Jahren von Syrien nach Deutschland, um sein politikwissenschaftliches Studium abzuschließen und zu promovieren. Seitdem engagierte er sich ehrenamtlich und unterstützt Flüchtlinge bei der Integration in Deutschland. So entstand schließlich die Idee, ein eigenes Sprachenzentrum mit ganzheitlichem Ansatz zu gründen. Anfang April hat er das Erfurter Zentrum für Sprachen und Integration (EZSI) eröffnet. Sein Motto: "Von Zugewanderten für Zugewanderte“.
Harba, 1975 in Idlib (Syrien) geboren, studierte zunächst Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Damaskus, schloss anschließend mit überdurchschnittlich gutem Ergebnis seinen Master in Darmstadt und Kairo ab und plante, zu promovieren. "In Syrien gab es dazu aber keine Möglichkeit und die europäischen – besonders die deutschen – Universitäten haben einen sehr guten Ruf bei uns“, erzählt Harba. Motiviert und finanziell unterstützt wurde er dabei von seinen 13 Geschwistern. So kam er 2009 zum ersten Mal nach Erfurt. Nachdem sein erster Doktorvater, Prof. Dr. Michael Strübel von der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt, überraschend starb, erklärte sich schließlich Prof. Dr. Florian Hoffmann von der Willy Brandt School bereit, Harbas Doktorarbeit zu betreuen. "Dafür bin ich ihm bis heute sehr dankbar“, erzählt der Doktorand. Seitdem ist viel passiert in seinem Leben. Harba bekam ein eigenes Büro an der Willy Brandt School und wurde Stipendiat der Friedrich Ebert Stiftung, nachdem ihm seine Geschwister aus Syrien nach Ausbruch des Krieges nicht mehr finanziell unterstützen konnten. Zudem lernte er seine heutige Frau Julia Paul kennen, wurde Ehemann und Vater.
Aktuell befindet sich seine Doktorarbeit in der Abschlussphase und der 41-Jährige ist Gründer, Leiter und Inhaber des Erfurter Zentrums für Sprachen und Integration. Wie es dazu kam? "Bereits seit vielen Jahren habe ich Flüchtlingen ehrenamtlich geholfen. Zuletzt war ich an einer Erfurter Sprachenschule tätig. Denn die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Aus dieser Tätigkeit heraus ist die Idee entstanden, das EZSI zu gründen“, erzählt er. Die ersten Planungen begann das dreiköpfige Team – bestehend aus Malek Harba, seiner Frau Julia und Hannes Beecken, der bereits Gründungserfahrung mitbrachte – im August 2016. Im Januar dieses Jahres mieteten sie Räumlichkeiten am Anger an. Finanzielle Unterstützung erhielt das Team größtenteils von privaten Unterstützern und Freunden. Die größte Herausforderung stand jedoch noch bevor: "Die Zertifizierung mit allen bürokratischen Hürden und das Audit waren das Schwierigste an der Gründung. Deswegen bin ich sehr stolz, dass wir die notwendigen Zertifikate endlich in der Hand halten dürfen.“
Neben Deutsch für Migranten sollen auch Englisch-, Portugiesisch- und vor allem auch Arabisch-Kurse angeboten werden. Durch die Möglichkeit einer Kinderbetreuung vor Ort soll zudem den Ehefrauen der Migranten die Chance eröffnet werden, die Kurse wahrzunehmen. Wie der Name des Zentrums schon verrät, soll das Angebot über die Sprachkurse hinausgehen: "Meine Landsleute kommen traumatisiert und in Sorge um die Zurückgebliebenen hier in Deutschland an. Das Erlernen der deutschen Sprache ist sehr wichtig, doch ihre Bedürfnislage ist vielschichtiger.“ Deswegen möchten Harba und sein internationales Team zusätzlich Themenabende, praktische Hilfestellungen für das Ankommen und Einleben sowie eine Traumatherapie in Kooperation mit der "Stiftung Leuchtfeuer“ anbieten. Zudem gibt es viele weitere bereits bestehende und noch geplante Kooperationen. Weit oben auf der Liste steht beispielsweise die Bundesagentur für Arbeit. "Wir möchten der Arbeitsagentur durch unsere Maßnahmen dabei helfen, die leistungsbeziehenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu bringen“, erklärt Malek Harba. Auch eine Zusammenarbeit mit der Universität sowie der Fachhochschule Erfurt ist geplant.
Die feierliche Eröffnung des EZSI im April gab nun den offiziellen Startschuss für die Realisierung seiner Pläne. Neben dem Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, Dieter Lauinger, und der Thüringer Beauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge, Mirjam Kruppa, nahm auch der IHK-Hauptgeschäftsführer, Prof. Gerald Grusser sowie etwa 300 weitere Gäste an der Veranstaltung teil. "Die Resonanz ist durchweg positiv. Vor allem meine Landsleute sind sehr stolz auf mich und zudem dankbar für unser Angebot“, erzählt Harba sichtlich begeistert. Was der Doktorand der Willy Brandt School anderen rät, die über eine Gründung nachdenken? "Man darf sein Ziel nie aus den Augen verlieren. Das Leben ist immer Entscheidung und Wille.“
Foto: Malek Harba mit Dieter Lauinger, Thüringer Minister für Migration, Justiz und Verbraucherschutz (Bild: Hannes Beecken)